Theeehrenpreiß

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Thee­eh­ren­preiß, Vero­ni­ca offi­ci­na­lis, L. [Zorn, pl. med. tab. 189] mit gestiel­ten Sei­ten­äh­ren, ein­an­der ent­ge­gen­setz­ten Blät­tern und nie­der­lie­gen­den Sten­geln; ein Kraut mit mehr­jäh­ri­ger Wur­zel in ber­gich­ten Wal­dun­gen auf Wei­den, wel­ches vom Mai bis zum Heu­mo­nat blau blüht.

Das Kraut mit sei­nen fes­ten, rau­hen, eirun­den, gekerb­ten Blät­tern (Hb. Vero­ni­cae) wel­che frisch einen bit­ter­li­chen, getrock­net aber einen bit­ter­lich zusam­men­zie­hen­den Geschmack haben, ist frisch und tro­cken fast ohne Geruch, zeigt aber in dem über dem fri­schen Krau­te abde­stil­lir­ten Was­ser, so wie im Auf­gus­se und der geis­ti­gen Tink­tur einen zwar nicht star­ken, doch ange­neh­men Geruch. Man hat den bit­ter­lich und nicht unan­ge­nehm schme­cken­den Auf­guß (wel­cher mit Eisen­vi­tri­ol viel adstrin­gi­ren­de Thei­le ver-räth) in meh­rern Brust­krank­hei­ten, im schlei­mi­gen Asth­ma, in katarr­ha­li­schen nächt­li­chen Ersti­ckungs­an­fäl­len, im Hus­ten und selbst in Lun­gen­ge­schwü­ren mit gro­ßen Lob­sprü­chen belegt, wobei man ihm eine vor­züg­li­che wund­hei­len­de Kraft zuschrieb; auch in Haut­aus­schlä­gen rühm­te man ihn, und gieng über­haupt so weit, ihn statt des chi­ne­si­schen Thees all­ge­mein zu emp­feh­len. Der aus­ge­preß­te Saft soll Blut­har­nen gestillt haben. Was in die­sen Lobes­er­he­bun­gen einer jezt wenig geach­te­ten Pflan­ze Wah­res lie­ge, oder was bei sei­nem Auf­gus­se auf die Kräf­te des war­men Was­sers zu rech­nen sei, läßt sich bei der bis­he­ri­gen empi­ri­schen, die Fäl­le und Umstän­de nicht genau unter­schei­den­den Anwen­dung unmög­lich entziffern.