Stephansrittersporn

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Ste­phans­rit­ter­sporn, Del­phi­ni­um Sta­phis­agria, L. [Zorn, pl. med. tab. 473] mit vier­blät­te­ri­gen Honig­be­häl­tern, wel­che kür­zer als das Blu­men­blatt sind, und hand­för­mi­gen Blät­tern mit stump­fen Lap­pen, ein etwa zwei Fuß hohes, theils ein- theils zwei­jäh­ri­ges Kraut, wel­ches im süd­li­chen Euro­pa, unter andern auch in Pro­vence, Langue­doc und in Ita­li­en an schat­tich­ten Orten ein­hei­misch, in unsern Gär­ten gro­ße blaue Blu­men im August trägt.

Die einer klei­nen Erb­se gro­ßen, drei- oder vier­kan­ti­gen, an dem einen Ende dün­nern, an dem andern dicke­ren, auf der einen Sei­te plat­ten, und mit einer Län-gen­strie­fe gezeich­ne­ten, auf der andern kon­ve­xen, mit Grüb­chen besetz­ten, schwärz­lich­ten Samen (Stef­fens­kör­ner, Sem. Sta­phi­dis agriae) ent­hal­ten einen weiß­lich­ten, nach und nach gilb­lich­ter wer­den­den, öhlich­ten Kern, wel­cher von bit­tere­kel­haf­tem, And­re sagen, sehr bit­term und höchst schar­fem Ge-schma­cke ist, und beim Ran­zicht­wer­den einen sehr wid­ri­gen Geruch bekommt. Gekaut zie­hen sie den Spei­chel zusam­men, und sind des­halb ehe­dem als Spei­chel abfüh­ren­des Mit­tel in den Mund genom­men wor­den. Auch zur Til­gung der Fleisch­schwäm­me in alten Geschwü­ren und gegen Krätz­aus­schlä­ge hat man die­sen Samen äus­ser­lich, wie­wohl sel­ten gebraucht, nicht mit Sicher­heit, da man die Zufäl­le, die er durch die offe­ne Haut im Kör­per erre­gen könn­te, noch nicht kennt. Des­to unver­ant­wort­li­cher han­del­ten die Alten, da sie ihn bis zu einem Skru­pel inner­lich zum Abfüh­ren von oben und unten anrie­then, zumahl da Ver­su­che an Thie­ren zu ver­ste­hen geben, daß die­ser Samen gar nicht zum Aus­lee­ren geschaf­fen sey, daß er zwar Bre­cherlich­keit und unwill­kühr­li­che Stüh­le erre­ge, wie alle stark­wir­ken­de Sub­stan­zen, übri­gens aber beson­de­re Ein­drü­cke auf die Ner­ven mache, Läh­mungs­schwä­che, Zit­tern, Kon­vul­sio­nen, und, wie ich gese­hen, wüh­len­den Schmerz im Magen, Erwei­te­rung der Pupil­le, stür­mi­sche Bewe­gun­gen in der Brust, inne­re Hit­ze, Genigt­heit zu Schwei­ße, u.s.w.

Ihr größ­ter Ver­brauch ist zur Tödung der Kopf-Zeug- und Filz­läu­se. Ob Rat­ten und Mäu­se damit zu töd­ten sind, wie die deut­schen Nah­men (Rat­ten- und Mäu­se­pfef­fer) zu ver­ste­hen geben, ist noch unausgemacht.

Sie geben 3/​16 an aus­ge­preß­tem Oele und las­sen ihre Kräf­te am bes­ten durch Wein­geist ausziehen.