Sojafasel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Soja­fa­sel, Dolichos Soja, L. [Zorn, pl. med. tab. 314] mit gewun­de­nem Sten­gel, auf­rech­ten Blu­men­trau­ben in den Blatt­win­keln, und hän­gen­den, steif­haa­ri­gen Scho­ten mit gewöhn­lich zwei Samen, ein etwa vier Fuß hohes Som­mer­ge­wächs in Ost­in­di­en ein­hei­misch, wel­ches in unsern Gewächs­häu­sern schnell verblüht.

Die denen der Feig­boh­nen­lu­pi­ne ähn­li­chen Scho­ten ent­hal­ten zwei wei­ße Boh­nen einer Zucker­erb­se groß, die man in Ost­in­di­en, vor­züg­lich in Japan und Chi­na erst halb­weich kocht, dann in Meh­le von Soja­fa­sel umrührt, daß sich eine Krus­te davon um die Samen lege, sie dann in einem Kor­be auf ein­an­der häuft und zudeckt, damit sie in Schim­mel­g­äh­rung über­ge­hen. Dann wird die Mehl­krus­te abge­rie­ben und die Boh­nen in einem irde­nen Kru­ge mit einer Auf­lö­sung von Koch­sal­ze in fünf Thei­len Was­ser über­gos­sen und so bei gelin­der Wär­me sechs Wochen ste­hen gelas­sen. Hat sich nun die Brü­he gehö­rig gefärbt, so wird sie abge­gos­sen und etwas eingesotten.

Die­se Soja­tun­ke (Soja), wel­che undurch­sich­tig, schwarz­braun, und von der Kon­sis­tenz des Malag­aweins ist, wird, mit Was­ser ver­dünnt, pome­ranz­far­big, riecht wie Flie­der­mus, schmeckt sal­zig, etwas fet­tig und etwas ent­fernt nach Flie­der­mus und wird als Sose zu Fleisch und Fischen auf die Tische der rei­chen Euro­pä­er gebracht; sie soll die Ver­dau­ung beför­dern und den Appe­tit erregen.

Die Samen von uns­rer Boh­nen­wi­cke wür­den, eben so zuge­rich­tet, auch eben die­sen Tafel­lu­xus dar­rei­chen, nur Scha­de, ungleich wohlfeiler.