Setzmehle

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Setz­meh­le (Faecu­lae, Fecu­la) berei­te­te man in alten Zei­ten aus meh­rern fri­schen saf­ti­gen Wur­zeln, z.B. des Fle­cken­a­rons, der Gicht­wurz­zaun­re­be, des Blau-schwer­tels, der Pfingst­ro­sen­päo­ne, indem man die fri­schen Wur­zeln abwusch, abschab­te, auf einem Reib­ei­sen zer­rieb, den Saft auf das stärks­te aus­drück­te, und meh­re­re Tage ruhig an einem kal­ten Orte ste­hen ließ, bis sich ein wei­ßes fei­nes Pul­ver zu Boden gesenkt hat­te, wel­ches man durch Abgie­ßen der dar­über ste­hen­den Brü­he abson­der­te, mit Was­ser wusch, trock­ne­te und unter dem Nah­men Fecu­la ari, bryo-niae, ire­os, paeo­niaeauf­hob, unge­ach­tet alle die­se Pul­ver von einer­lei Natur und vom Stär­ke­meh­le aus Getrei­de­sa­men nicht im min­des­ten ver­schie­den waren, das ist, ganz ohne Arz­nei­kraft der dazu ange­wand­ten Pflan­ze. Die­ses lächer­li­che, nun außer Gebrauch gekom­me­ne Ver­fah­ren zeigt jedoch, daß die genann­ten Wur­zeln den im Getrei­de so schätz­ba­ren Bestand-theil, das Stär­ke­mehl ent­hal­ten, und bei Hun­gers­noth nicht unbe­deu­ten­de Nah­rungs­mit­tel abge­ben kön­nen, wenn sie in star­ker Hit­ze (wo alle ihre Arz­nei­kräf­te ver­flie­gen) z.B. im Beck­erofen hart getrock­net worden.