Seidenraupe

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Sei­den­rau­pe, die bekann­te Rau­pe des Nacht­fal­ters Phal­ae­na (Bom­byx) mori. L. [Iohnst. Ins. tab. 22.] ohne Zun­ge, mit blas­sen (zurück­ge­bo­ge­nen) Flü­geln, auf denen sich drei blaß­braune Strie­fen und ein halb­mond­för­mi­ger Fleck befin­den, wel­che in Coma und Per­si­en auf dem Weiß­maul­beer­bau­me zu Hau­se ist, und in Euro­pa in Häu­sern gezo­gen wird. Sie häu­tet sich vier­mahl in 28 Tagen und spinnt sich in ein eiför­mi­ges Gespinnst, wor­in sie als brau­ne Pup­pe 28 Tage bis zu ihrer Ver­voll­kom­mung als Nacht­fal­ter liegt, wel­cher sein Gespinnst durch­bohrt, und nach dem Aus­krie­chen noch vier Tage lebt, bin­nen wel­chen er sich begat­tet und 514 bis 516 Eier legt.

Das Gespinnst (Fol­li­cu­li Seri­ci s. Bom­by­cis, Coc­cons) besteht aus einem äus­sern lockern Wesen (Flo-ret­sei­de), dann folgt die eigent­li­che Sei­de, ein Faden 700 bis 900 Fuß lang von 21/​2 Gran Schwe­re, und die inne­re papier­ar­ti­ge Wand ist die Wat­te. Das flüch­ti­ge Ammo­ni­ak­salz und der flüch­tig alka­li­sche Geist, den die Sei­de und die Sei­den­kok­kons in grö­ße­rer Men­ge als irgend eine bekann­te Sub­stanz bei der trock­nen Destil­la­ti­on von sich geben, sind in ältern Zei­ten (unter dem Nah­men Gut­tae angli­ca­nae) in Schlaf­sucht, Hys­te­rie und bös­ar­ti­gen Fie­bern sehr hoch gehal­ten wor­den, unge­ach­tet bei­de von dem ungleich wohl­fei­lern Hirsch­horn­sal­ze und Hirsch­horn­geis­te an Wesen und Kräf­ten nicht im min­des­ten abweichen.