Sättigungspunkt

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Sät­ti­gungs­punkt (Punc­tum Satu­ra­tio­nis) nennt man den­je­ni­gen Zustand der Ver­mi­schung einer Säu­re mit einem Lau­gen­sal­ze, in wel­chem ein voll­kom­me­nes Neu­tral­salz ent­steht, und weder freie Säu­re, noch frei­es Lau­gen­salz in der Flüs­sig­keit her­vor­sticht. Die­sen genau­en Sät­ti­gungs­punkt zu erfah­ren, gießt man etwas von der zu prü­fen­den Flüs­sig­keit in Lak­mustink­tur (aus gepül­ver­tem Lak­mus mit Brannt­wein abge­zo­gen) und sieht ob die blaue Tink­tur sich röthet, zum Zei­chen einer vor­wal­ten­den frei­en Säu­re. Bleibt sie blau, so gießt man von der zu prü­fen­den Lau­ge etwas in Lak­mustink­tur, die durch Zutröp­fe­lung von so wenig als mög­lich destil­lir­tem Essi­ge etwas roth gemacht wor­den ist, und sieht ob die rothe Tink­tur sich durch die dar­un­ter gegos­se­ne Lau­ge wie­der in Blau umän­dert, zum Zei­chen her­vor­ste­chen­den Lau­gen­sal­zes. Bleibt aber die ers­te Tink­tur blau und die letz­te­re roth, so ist der Sät­ti­gungs­punkt getrof­fen. Doch gie­bt es eini­ge Neu­tral­sal­ze, die zu ihrer Kry-stall­form eini­gen Ueber­schuß an Lau­gen­salz bedür­fen, z.B. der tar­ta­ri­sir­te Wein­stein (Pota­schwein­st­ein­salz) und die phos­phor­saure Sode, (Soda­phos­phor­salz), wel­che bei­de eine flüs­si­ge gum­mi­ch­te Gestalt behal­ten und nicht zu Krystal­len anschie­ßen, so lan­ge ihre Lau­gen den voll­kom­me­nen Grad der Sät­ti­gung und kei­nen Ueber­schuß des alka­li­schen Grundt­heils enthalten.

Der käuf­li­che Borax gehört eben­falls unter die Neu­tral­sal­ze mit hevor­ste­chen­dem lau­gen­sal­zi­gem Grundt­hei­le; wird er voll­stän­dig mit Borax­säu­re gesät­tigt, so schießt er nicht mehr in Säu­len, wie der käuf­li­che, son­dern in rhom­bo­ida­li­sche Krystal­len an, die sich mehr an der Luft hal­ten, wie die des käuf­li­chen, son­dern zu Pul­ver zer­fal­len. Auf der andern Sei­te gie­bt es Neu­tral­sal­ze, zu deren Wesen über­schüs­si­ge Säu­re gehört z.B. der gerei­nig­te Wein­stein und der über­sau­re Vitriol­wein­stein. Die­se Bei­spie­le sind Aus­nah­men von genau­er Sättigung.