Sabadillnießwurzel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Saba­dill­nieß­wur­zel, Ver­atrum Sabi­dil­la. L. mit ein­fa­cher ähren­ar­ti­ger Blüt­hen­trau­be, deren gestiel­te schwan­ken­de Blu­men an der einen Sei­te her­ab ste­hen, eine im Spa­ni­schen Ame­ri­ka, vor­züg­lich in Mexi­ko woh­nen­de noch sehr unbe­kann­te Pflanze.

Wie wir die Samen (Sem. Saba­dil­lae, Saba­dil­li) erhal­ten, sind sie mit Blu­men­blät­tern, Sten­geln, auch Stü­cken Scha­len ver­mischt von den zu drei zusam­men­ge­wach­se­nen, stroh­far­be­nen halb­zoll­lan­gen Frucht­kap­seln, in deren jeder zwei Samen lie­gen, wel­che hart, äußer­lich von dun­kel­brau­ner Far­be, etwas runz­licht, mit einem eige­nen Häut­chen umklei­det, inwen­dig weiß­licht von läng­lich­ter Gestalt, an der einen Sei­te etwas platt, mit einem schar­fen Ran­de ver­se­hen, und an dem einen Ende stumpf, an dem andern aber spitz sind. Die Kap­seln haben nur einen bit­ter­li­chen Geschmack und sind unkräf­tig, die Samen hin­ge­gen besit­zen zwar kei­nen Geruch, aber einen sehr bren­nen­den, ekel­haft bit­tern Geschmack, unter wel­chem bei län­germ Kau­en etwas süß­lich­tes sich ein­mischt; er hält meh­re­re Stun­den lang im Mun­de an, und ver­brei­tet sich wie mit Nadel­sti­chen all­mäh­lich über Zahn­fleisch und Lip­pen, unter häu­fi­gem Zufluß von Speichel.

Die­ser erst in unserm Jahr­hun­der­te bekannt gew­ord­ne Samen ist lan­ge bloß äußer­lich in Pul­ver auf die Haa­re oder in die Klei­der gestreut wor­den, um die Läu­se zu til­gen; wor­in es unge­mein kräf­tig ist. Inner­lich bringt es Magen­bren­nen und Erbre­chen her­vor, tödet auch wohl unter Zuckun­gen. Indes­sen hat man die­ses Pul­ver gegen Spul­wür­mer und gegen Band­wür­mer (sogar die Tae­nia Soli­um) inner­lich mit Erfolg gege­ben, selbst zum hal­ben Quent­chen auf die Gabe, (die aber zur Hälf­te aus den unkräf­ti­gen Samen­kap­seln bestand). Der vier­te Theil wird schon eine sehr star­ke Gabe seyn, wenn man, wie bil­lig, die rei­nen aus­ge­le­se­nen Samen frisch gepül­vert dazu nimmt. Der gepül­ver­te Samen ver­liert, wie man all­ge­mein ver­si­chert, sei­ne Kraft bald; doch hält er sich in wohl ver­stopf­ten Glä­sern Jah­re lang kräf­tig, wie ich ver­si­chern kann. Er erregt star­kes Nie­sen. Man hüte sich vor der Ver­fäl­schung des Pul­vers mit Pfef­fer oder Petersilgen-samen.