Rukuorlean

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Rukuor­lean, Bixa Orlea­na, L. [Son­ner­at, Voy. à la n. Guin. tab. 13] mit herz­för­mi­gen zuge­spitz­ten Blät­tern und Blüt­hen­trau­ben an den Spit­zen, ein mit­tel­mä­ßi­ger Baum im süd­li­chen Ame­ri­ka, auf den molu­cki­schen Inseln, auf Manil­la, Cayenne, Mar­ti­nik, Dom­in­go und Jamai­ka auf nas­sem, frucht­ba­rem Boden, mit bräun­lich rothen Blumen.

Die einen bis andert­halb Zoll lan­gen, röth­li­chen, stach­lich­ten Schup­pen ent­hal­ten jede etwa sechs­zig zuge­spitz­te, rosi­nen­kern­gro­ße, wei­ße Samen, die mit einer feuch­ten, star­krie­chen­den, schön­ro­then, stark an den Fin­gern kle­ben­den Far­ben­sub­stanz umge­ben sind, wel­che von den in war­mes Was­ser gewor­fe­nen Samen mit den Hän­den und einem Rühr­hol­ze abge­wa­schen wird, und die sich, wie Eini­ge sagen, zu Boden senkt, und nach Abson­de­rung des Was­sers zu Kuchen geformt wird, oder, wie And­re ver­si­chern, sich bei Sie­dung des gefärb­ten Was­sers auf die Ober­flä­che be-gie­bt und so oben abge­nom­men wird. Dieß ist die bes­te Sor­te Orlean (Ter­ra Orlea­na, Uru­cu, Rocou). Nach andern Berich­ten wird zur Ver­meh­rung der Mas­se und zur Berei­tung des gewöhn­li­chen Orleans der Samen in höl­zer­nen Gefä­ßen gestampft, das damit acht Stun­den gestan­de­ne und gerühr­te Was­ser durch­ge­seiht, die Tre­bern acht Tage mit Was­ser mazer­irt und eben­falls durch­seiht, bei­des far­bi­ge Was­ser aber ins Kochen gebracht, wor­auf das nach der Ober­flä­che tre­ten­de Pig­ment abge­schöpft, und nach gehö­ri­ger Ver­trock­nung in Kuchen geformt wird.

Die Orlean­ku­chen sind etwa zwei bis drei Pfund schwer, läng­licht platt, mit Blät­tern belegt, äußer­lich etwas glatt, und etwas bläs­ser, inner­lich von Kar­mes­in­far­be, zer­brech­lich zäh, stark abfär­bend und schwer, von stin­ken­dem etwas schimm­lich­ten, lan­ge auf­be­wahrt aber von Veil­chen­wurz­ge­ru­che, und etwas sal­zi­gem, zusam­men­zie­hen­dem Geschma­cke. Man hält die­se Far­be­sub­stanz fälsch­lich für eine wachs­ähn­li­che Mate­rie, da sie an der Flam­me weder schmilzt, noch sich ent­zün­det, son­dern bloß glimmt und einen Rauch von sich gie­bt, von taba­k­ähn­li­chem Geru­che. Sie läßt sich im Spei­chel zur rothen Far­be auf, aber nicht gänz­lich in lau­em Wasser.

In Euro­pa bedient man sich des Orleans kaum je-mahls zur Arz­nei. Eini­ge Pil­len davon füh­ren gelin­de ab, und hal­ten dann den Leib an, so wie der Orlean eben­falls in Ame­ri­ka gegen Durch­fäl­le und zur Magen­stär­kung gebraucht wird. Auch in die Scho­ko­la­te nimmt man ihn; man färbt bei uns die But­ter, das Wachs und eini­ge Gemü­se damit. Doch wäre sei­ne Unschäd­lich­keit noch zu unter­su­chen, da die Orlean-berei­ter in Ame­ri­ka viel an Kopf­schmer­zen lei­den müs­sen, und über­haupt alle Pflan­zen­far­ben stark wir­ken­de Din­ge sind. Unser Orlean dient den Fär­bern zu einer (unhalt­ba­ren) Pome­ran­zen­far­be auf Wol­le und Sei­de, der­je­ni­ge aber, den die India­ner für sich berei­ten, soll weit halt­ba­rer, wenigs­tens auf Lein­wand, seyn.