Rothheiltormentille

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Roth­heil­tor­men­til­le, Tor­men­til­la erec­ta, L. [Zorn, pl. med. tab. 358] auch jezt Poten­til­la Tor­men­til­lagenannt, von wel­cher letz­tern Gat­tung sie sich durch drei- bis sie­ben­fa­che, lan­zet­för­mi­ge, unge­stiel­te Blät­ter, einen achtt­hei­li­gen Kelch, eine viert­hei­li­ge Blu­men­kro­ne und einen auf­rech­ten Sten­gel unter­schei­det. Die­ses höchs­tens einen Fuß hohe peren­ni­ren­de Kraut, wächst auf san­di­gen Stel­len und dür­ren Wei­den und blüht den gan­zen Som­mer über gelb.

Die etwas zylin­dri­sche krum­me, oben her schup­pi­ge und dicke­re, oft rund­li­che und fase­rich­te, einen Fin­ger, bis ein Paar Zoll dicke Wur­zel (Rad. Tor-men­til­lae syl­vestris) ist äußer­lich braun, inner­lich roth und von fes­tem Gewe­be, ohne Geruch und von zusam­men­zie­hen­dem Geschma­cke. Zum Roth­ger­ben ist sie kräf­ti­ger als die Eichen­lo­he, wel­ches die Men­ge adstrin­gi­ren­den Grund­stoffs in ihr andeu­tet. Man hat sie bei eini­gen Blut­flüs­sen von Erschlaf­fung der Gefä­ße bei Men­schen und Thie­ren dien­lich gefun­den, so wie bei andern Schlaff­hei­ten z.B. des Zäpf­chens, des Zahn­fleisches, wackeln­der Zäh­ne, und alter flie­ßen­der Geschwü­re, äußer­lich und inner­lich ange­wen­det. Ueber­dem hat man sie gegen Durch­fäl­le in den Pocken und Masern, gegen and­re Durch­fäl­le und Magen­übel von Schwä­che, gegen unzei­ti­ge Gebur­ten u.s.w. geprie­sen. Schäd­lich ist sie in der wah­ren Ruhr (wo die krank­haf­ten Aus­lee­run­gen ohne­hin schon mit Zurück­hal­tung der Exkre­men­te ver­bun­den sind) und mit glei­cher Unbe­son­nen­heit wird sie zur Unter­drü­ckung der Wech­sel­fie­ber gemis­braucht. Das davon destil­lir­te Was­ser hat einen rosen­ar­ti­gen Geruch; der Wein­geist zieht das Wirk­sa­me der Wur­zel kräf­ti­ger aus, als das Wasser.