Rösten

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Rös­ten, (Tos­tio Ustio) nennt man eine Umän­de­rung ver­schied­ner Kör­per mit­telst frei­en Feu­ers und unter Zutritt der äußern Luft, die hie­bei ihren Sau­er­stoff an ihnen absetzt. So wer­den die mit Schwe­fel und Arse­nik ver­erz­ten Metal­le, all­mäh­lich einem mäßi­gen Glü­he­feu­er aus­ge­setzt, jener bei­den Sub­stan­zen zum Theil beim Rös­ten beraubt; ein Bei­spiel in der Phar­ma­zie: gerös­te­ter, gebrann­ter Spieß­glanz; (anti­mo­ni­um ustum). Die Rös­tung der Thi­er- und Gewächs­sub­stan­zen wird in unsern ver­bes­ser­ten Zei­ten der Phar­ma­zie nicht mehr bis zu Ver­koh­lung getrie­ben, son­dern nur so weit, daß in den Gewächst­hei­len das fet­te Oel in ein bränz­lich­tes sich umänd­re (gerös­te­ter, gebrann­ter Kaf­fee, Kakao, Bla­sen­tang, in ältern Zei­ten auch Rha­bar­ber, Mus­ka­ten­nuß, Krä­hen­au­gen) oder in den Thier­sub­stan­zen so weit, bis sie ihr Fett in bränz­lich­tes Thier­öl umän­dern und sich zu zer­set­zen, und Ammo­ni­ak­lau­gen­salz zu ent­wi­ckeln anfan­gen (wie der gebrann­te, gerös­te­te Kropf­schwamm; in ältern, aber­gläu­bi­gen Zei­ten auch Hasen, Maul­wür­fe, Schwal­ben u.s.w.). Thi­er- und Gewächs­sub­stan­zen erhal­ten hie­durch eine brau­ne Far­be, und wer­den zer-reib­lich und leicht zu pül­vern. Man nimmt zu ihrer Rös­tung am bes­ten die soge­nann­te Kaf­fee­trom­mel, ein wal­zen­för­mi­ges, ver­schließ­ba­res, ble­cher­nes Gefäß mit einem Zap­fen an dem einen Mit­tel­punk­te und einem Dreh­ling an der andern Sei­te statt des Grif­fes. Die­ses wird, zur Hälf­te mit der rohen Sub­stanz ange­füllt, und so lan­ge auf sei­nen Ach­sen über frei­em Feu­er her­um gedreht und zu Zei­ten hin und her geschüt­telt, bis die zu rös­ten­de Sub­stanz braun und leicht zer­reib­lich gewor­den ist, die dann auf ein fla­ches Geschirr aus­ge­schüt­tet, an frei­er Luft schnell und so lan­ge umge­rührt wird, bis sie erkal­tet ist.

Die gerös­te­ten Sub­stan­zen dür­fen nicht in lei­ne­nen oder höl­zer­nen Behäl­tern auf­ge­ho­ben wer­den, am wenigs­ten wenn sie noch warm sind, da sie sich zu erhit­zen und die Din­ge umher in Brand zu set­zen pfle­gen. Man muß sie in ver­schloß­nen eiser­nen oder glä­ser­nen Gefä­ßen vor dem Zutrit­te der Luft ver­wah­ren, theils aus letzt ange­geb­ner Ursa­che, theils um die in ihnen durchs Rös­ten flüch­tig gew­ord­nen Thei­le vor dem Ver­flie­gen zu bewahren.