Perubalsambaum

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Peru­bal­sam­baum, Myr­o­xy­lon perui­fer­um, L. [Her­nand. Mex. p. 51. Ic.]ein in den hei­ses­ten Gegen­den von Ter­ra fir­ma (nicht in Peru) woh­nen­der ansehn­li­cher Baum, an wel­chem alle Thei­le sehr har­zig sind.

Durch Ein­schnit­te in die Rin­de fließt der wei­ße flüs­si­ge Peru­bal­sam (Bals. peruv. indi­cus albus) von weit dün­ne­rer Kon­sis­tenz als der Ter­ben­thin, von weiß­gelb­lich­ter Far­be, ange­nehm düf­ten­dem, dem Sto­rax und der Ben­zoe ähneln­dem Geru­che und einem schärf­li­chen, etwas bit­tern Geschma­cke. Er löset sich schnell in Aether auf, die Auf­lö­sung ist aber etwas trü­be, und setzt eine wei­ße Mate­rie ab. In der Destil­la­ti­on mit Was­ser gie­bt er ein wesent­li­ches Oel, wel­ches sogleich, wie eine Art Kamp­fer, zu Krystal­len anschießt, und wel­ches man ehe­dem in Ver­stop­fung der Monat­rei­ni­gung, und im feuch­ten Asth­ma pries.

Die­ser Bal­sam ist aber unge­mein sel­ten und fast nicht zu haben. Ehe­dem rühm­te man ihn zu eini­gen Trop­fen im feuch­ten Asthma.

Sei­ne Ver­fäl­schung mit Ler­chen­t­er­ben­thin erkennt man, wenn man etwas davon auf glü­hen­de Koh­len trägt; der Ter­ben­thin­ge­ruch wird dann die Zumi-schung ver­ra­then. Die übri­gen Ver­fäl­schun­gen las­sen sich wie die des schwar­zen Peru­bal­sams erken­nen, da er glei­che che­mi­sche Eigen­schaf­ten als letz­te­rer besitzt.

Durch all­mäh­li­che Ein­trock­nung die­ses wei­ßen flüs­si­gen Peru­bal­sams ent­ste­het der wei­ße, trock­ne Peru­bal­sam (Bals. peru­via­nus, s. indi­cus sic­cus, Opo­bal­sa­mum sic­cum), wel­cher in klei­nen, faust­gro­ßen Kür­bisscha­len (Kale­bas­sen) mit einer beson­dern Mate­rie ver­klebt, zu uns kömmt, wie­wohl sel­ten. Er ist tro­cken, zer­reib­lich, röth­licht gelb­lich an Far­be, von star­kem Ben­zoe­ge­ru­che und von schär­fe­rem und bit­te­rerm Geschma­cke als der Tolub­al­sam, der oft mit ihm ver­wech­selt wird. Er löset sich mit eini­ger Trüb­heit leicht in Aether und voll­kom­men im stärks­ten Wein­geist auf.

Die Ver­fäl­schung mit Gei­gen­harz ent­deckt sich durch den Ter­ben­thin­ge­ruch auf glü­hen­den Kohlen.

Weit gebräuch­li­cher und wohl­fei­ler ist der schwar­ze Peru­bal­sam (Bals. peru­via­nus, s. indi­cus niger) ver­muth­lich durch Kochen der zer­klein­ten Aes­te, der Rin­de und des Hol­zes in Was­ser, wovon der Bal­sam oben­ab geschöpft wird, berei­tet. Er ist von der Kon­sis­tenz des Honigs und zieht sich in fei­ne Fäden, ist durch­sich­tig, aber von dun­kel­braun­ro­ther Far­be, einem durch­drin­gen­den, gewürz­haf­ten, Vanil­le ähn­li­chem Geru­che, und gewürz­haf­tem hit­zi­gem und bei­ßend bit­ter­li­chem Geschmacke.

Wie schwe­re wesent­li­che Oele sinkt er im kal­ten Was­ser zu Boden, und schwimmt zum Theil oben­auf in hei­ßem. In Wein­geis­t­al­ko­hol (etwas mehr als sechs Thei­len) löset er sich fast ohne Trü­bung auf. Eben so voll­kom­men löset ihn der Vitriol­äther auf, läßt aber eine schwar­ze, sehr zähe Mate­rie zu Boden fal­len. Wesent­li­che Oele ver­mi­schen sich nicht innig mit ihm, sie ver­ei­ni­gen sich blos mit dem äthe­ri­schen Oele im Peru­bal­sam, und das Harz sinkt als eine zähe Mas­se zu Boden. (Er gie­bt in der Destil­la­ti­on mit Was­ser 1/​16 eines röth­li­chen äthe­ri­schen Oels). Mit aus­ge­preß­ten Oelen und thie­r­i­schen Fet­ten ver­bin­det er sich nicht und selbst wenn sie durch Ver­ei­ni­gung mit Wachs dazu vor­be­rei­tet sind, und die Ver­mi­schung im Kal­ten ver­an­stal­tet ist, schei­det sich der Zusatz wie­der ab, und der Bal­sam sinkt zu Boden, sobald das Gemisch erhit­zet wird.

Mit kon­zen­trirter Vitri­ol­säu­re ver­mi­schet er sich ruhig, ohne Wär­me; hie­durch ent­deckt man die Ver­fäl­schung mit Kopa­hub­al­sam, denn dann ent­steht auf Zumi­schung des Vitriol­öls, Erhit­zung, Auf­wal­len, und Aus­sto­ßung stin­ken­der Dämpfe.

Die Nach­küns­te­lung aus brenz­lich­tem Ben­zoe-Mastix- oder Weih­rauch­öle läßt sich durch den weni­ger ange­neh­men Geruch entdecken.

Zuge­misch­ter Ter­ben­thin läßt sich im all­ge­mei­nen durch Vitriol­öl, wie Kopahn­bal­sam, oder auch genau­er dadurch ent­de­cken, wenn man etwas davon auf glü­hen­de Koh­len thut, wo der Ter­ben­thin­ge­ruch zum Vor­schei­ne kömmt.

Bei­gemisch­ter Sirup wird von einem Zusat­ze Was­sers ver­ra­then, der beim Schüt­teln den Zucker­saft auflöst.

Grö­be­re Nach­küns­te­ley­en und auf­fal­len­de­re Ver­fäl­schun­gen ent­de­cken die geüb­ten Sin­nen des Ken­ners ohne che­mi­sche Prüfung.

Mit zwan­zig bis funfzig Thei­len Zucker gerie­ben wird er zum Oel­zu­cker und so im Was­ser auf­lös­lich, mit Man­deln aber, oder mit Eidot­ter, oder mit ara­bi­schem Gum­mi­schlei­me gerie­ben, ent­steht beim all­mäh­li­chen Zusatz von Was­ser eine Emul­si­on, deren man sich bequem bedie­nen kann, den Peru­bal­sam inner­lich zu geben, oder als Klystir einzuspritzen.

Er ist weit hit­zi­ger als Kopa­hub­al­sam, und kann daher blos in der schlei­mi­gen Eng­brüs­tig­keit, in Nach­trip­pern und andern Uebeln von Schlaff­heit der fes­ten Thei­le und trä­gen Blut­lau­fe inner­lich ange­wen­det wer­den. Doch sind sei­ne eigent­li­chen Heil­kräf­te noch sehr unbe­kannt. In alten, schlaf­fen Geschwü­ren, und in Flech­sen­wun­den thut er äußer­lich auf­ge­legt, gute Diens­te, so wie in gelähm­te Glie­der eingerieben.