Perlen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Per­len (Mar­ga­ri­tae, Per­lae, Unio­nes) sind bekann­te, run­de, sil­ber­weiß glän­zen­de, durch­schei­nen­de aus kon­zen­tri­schen Lagen gebil­de­te Kon­kre­men­te, die man größ­tent­heils in der Per­len­mu­schel antrifft, dem Myti­lus mar­ga­ri­ti­fe­rus, L. [Chemn. Kon­ch. 8. tab. 8. /​ 717–721. a.b.]aus zusam­men­ge­drück­ten, plat­ten, rund­li­chen, quer abge­stutz­ten, mit gezähn­ten, schup­pig über­ein­an­der lie­gen­den, gelb­grau­en Rin­den bedeck­ten Scha­len zusam­men­ge­setzt, wel­che inner­lich ein sil­ber­glän­zen­des perl­far­bi­ges Ansehn haben. Die­se oft über acht Zoll brei­ten, eines Fin­gers dicken Scha­len, wor­in aber, wie wir sie bekom­men, kei­ne wah­ren Per­len befind­lich sind, geben die soge­nann­te Per­len­mut­ter (Mater per­larum, Nacra per­larum). Die Per­len schei­nen von dem inwoh­nen­den aus­ter­ar­ti­gen Thie­re zur Ver­stop­fung der von Pho­la­den in die Scha­le gebohr­ten Löcher gebil­det zu werden.

Ori­en­ta­li­sche Per­len (Per­lae ori­en­ta­les) nennt man die von voll­kom­men wei­ßem Sil­ber­glan­ze, oder hel­lem Was­ser, wie man es nennt, sie mögen übri­gens in Ost- oder West­in­di­en gefi­schet wor­den seyn, bei der Insel Cuba­gua in Ame­ri­ka, im Ori­ent zwi­schen Ormus und Bass­o­ra, an der Küs­te des glück­li­chen Ara­bi­ens bei Carifa, an der Insel Zey­lon bei Manaar, an der Insel Suma­tra, Bor­neo, u.s.w. als den berühm­tes­ten Perlenfischereien.

Die von gerin­germ Glan­ze unter die­sen, so wie der größ­te Theil derer, die um Schott­land und in Nor­we­gen gefi­schet wer­den, nennt man okzi­den­ta­li­sche (Per­lae occi­den­ta­les). Unter die­se rech­net man auch die in der Mya mar­ga­ri­ti­fera, L. [Chemn. Kon­ch. 6. tab. 1.f. 5.] gef­und­nen, einer eiför­mi­gen, vor­ne ver­eng­ten Klapp­mu­schel, deren Haupt­zahn am Wir­bel kegel­för­mig und deren Hin­ter­ba­cken ohne Rin­de sind, äußer­lich schwarz, inner­halb perl­mut­ter­ar­tig, glän­zend und etwa drit­te­halb Zoll lang und über fünf Zoll breit. Fische­rei­en der letz­ten Art fin­den sich in Was­ser­fäl­len meh­re­rer Flüs­se, bei Ost­bot­te in Schwe­den, in der Mul­da, in der Queis, in der Wata­wa in Böh­men und in der Els­ter im Voigt­lan­de bei Oels­nitz. Doch gie­bt es auch unter die­sen wel­che von der schöns­ten Güte.

Die schöns­ten, run­des­ten und glän­zends­ten gehö­ren, wenn sie groß sind (sel­ten zu vier­zig Gran Schwe­re) unter die theu­ers­ten Juwe­len und hei­ßen Zahl­per­len, und nur dann, wenn ihrer hun­dert und mehr auf die Unze gehen, wer­den sie Loth­per­len genannt. In der Offi­zin ist der alte Luxus bei­na­he abge-schaft, sich der Per­len zur Arz­nei zu bedie­nen, und wenn es ja geschieht, so nimmt man dazu blos die kleins­te Sor­te (Staub­per­len Per­lae tex­ti­les) wel­che nicht mehr gebohrt wer­den kön­nen, und schief und eckig sind, die Unze etwa zu einem Thaler.

Die Per­len sowohl als die Per­len­mut­ter, wovon man das Pfund zu 14 bis 30 Stü­ber in Hol­land ein­kauft, wei­chen von der Natur der weit wohl­fei­lern Aus­ter­scha­len nicht im min­des­ten ab, und bestehen aus rei­ner Kalk­er­de mit etwas wenig Phos­phor­säu­re ver­här­tet. Man kann hier­aus ihre etwa­ni­ge Kraft, Säu­re des Magens zu neu­tra­li­si­ren, beurt­hei­len. Die ange­rühm­ten herz­stär­ken­den Eigen­schaf­ten besit­zen sie gar nicht.