Paraguaythee

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Para­gu­ay­thee. (Süd­seethee, Fol. Pera­guae, Apa­lachi­nes). Man hat meh­re­re Sor­ten die­ser Dro­gue im Han­del, und es ist daher nicht zu ver­wun­dern, daß die Mut­ter­pflan­ze der äch­ten noch nicht aufs Rei­ne ist. Lin­ne’ hält sie für die Blät­ter der Cas­si­ne corym­bo­sa, Mill. [Mill. Ic. Tab. 83.f. 1.] mit gestiel­ten, säge­för-mig gezahn­ten, ellip­ti­schen, etwas zuge­spitz­ten Blät­tern und zwei­schnei­di­gen Zwei­gen. Mil­ler aber hält die Blät­ter die­ses Strauchs ihrer gro­ßen Bit­ter­keit wegen für die gerin­ge­re Sor­te, hin­ge­gen die der Cas­si­ne pera­gua Mill. mit immer­grü­nen­den lan­zet­för­mi­gen, wech­sel­wei­se ste­hen­den Blät­tern, aus deren Win­keln die Blu­men her­vor­kom­men, für die äch­te; eine Behaup­tung, der die Gestalt der Blät­ter des äch­ten Para­gu­ay­thees wider­spricht. Bei­de Sträu­cher sind in Vir­gi­ni­en und Karo­li­na ein­hei­misch, letz­te­rer am Mee­re. Ob sie auch in Para­gu­ay wach­sen, ist unbekannt.

Beck­mann ver­mu­thet, daß er von Pri­nos gla­ber, L. [Mill. Ic. tab. 83.f. 2.] mit blos an der Spit­ze säge­ar­tig gezahn­ten Blät­tern, kom­me, einem Strau­che, von dem nur das nörd­li­che Ame­ri­ka als Vater­land bekannt ist, wo man sich sei­ner Blät­ter als einer Art von Thee, unter dem Namen india­ni­scher Thee, bedient. Daß er in Para­gu­ay wach­se, ist unwahrscheinlich.

Von Schre­ber glaub­te ehe­dem, daß er vom Vib­ur­num cas­si­no­ides, L. einem vier­zehn Schuh hohen Strau­che mit unten eirun­den, oben läng­licht zuge­spitz­ten, am Ran­de ein­ge­kerb­ten, glat­ten, dicken, stei­fen, Blät­tern, deren Stie­le ohne Drü­sen, aber mit einem her­vor­ste­hen­den Ran­de ver­se­hen sind, abstam­me, wel­cher in Süd­ka­ro­li­na und im mit­ter­nächt­li­chen Ame­ri­ka zu Hau­se ist; er hat aber sei­ne Mei­nung geän­dert, und lei­tet ihn nach­her von einer Art Clero­den­drum her.

Es kömmt noch eine and­re Art unäch­ten Para­gu­ay­thees häu­fig in den Han­del eben­falls unter dem Namen Folia Para­guae(das Pfund kos­tet 3 Gul­den holl.), des­sen sich die Flo­ri­daner bedie­nen, näm­lich die Blät­ter von Ilex Cas­si­ne, L. [Zorn, pl. med. tab. 550.] einem funfzehn Fuß hohen, eben­falls blos in Nord­ame­ri­ka ein­hei­mi­schen Strau­che, mit ovallan-zet­för­mi­gen, säge­ar­tig gezahn­ten, dicken, stei­fen Blät­tern, wel­che kei­nen Geruch und einen schwa­chen gewürz­haf­ten Geschmack haben, und dem Auf­gus­se mit Was­ser eine nur grün­li­che oder blaß­ro­the Far­be mittheilen.

Die ande­re Sor­te unäch­ten Para­gu­ay­thees ver-muth­lich von Cas­si­ne corym­bo­sa, Mill. gie­bt einen urin­haft rie­chen­den, und bit­ter und adstrin­gi­rend schme­cken­den Auf­guß von dun­kel­brau­ner Farbe.

Die äch­te Sor­te Para­gu­ay­thee (des­sen Mut­ter­pflan­ze noch unbe­kannt ist) kömmt als läng­licht run­de Blät­ter zu uns, wel­che aber gemei­nig­lich nicht ganz, son­dern zer­bro­chen, auch wohl zu Staub zer­rie­ben und mit klei­nen Sten­geln ver­mischt sind.

Man hat auch hie­von zwei Sor­ten. Die schlech­tes­te ist mit vie­len Sten­geln ver­mischt, von den Spa­ni­ern yer­va depa­losgenannt.

Die bes­te, aus­ge­le­sens­te Sor­te aber, yer­va de cami-nigenannt, wird in Hol­land mit 20 Gul­den die Unze bezahlt. Hie­von hat der Auf­guß einen ange­neh­men Geruch und einen ähn­li­chen, aber lieb­li­chern Geschmack als der Chi­ne­ser­thee; sie­den­des Was­ser wird davon ganz schwarz gefärbt.

Er erregt den nicht dar­an Gewöhn­ten und in gehö­ri­ger Men­ge getrun­ken, Aus­lee­run­gen von oben, oder unten, oder durch Schweiß, und so soll er Diens­te in der Dia­be­tes und der Nie­ren­stein­ko­lik gethan haben.

Es sol­len jähr­lich nach Peru allein über 1200000 Pfund davon aus Para­gu­ay in den Han­del gebracht werden.