Niederschlagung

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Nie­der­schla­gung (Fäl­lung, prae­ci­pi­ta­tio) ist die Abschei­dung einer Sub­stanz in fein zert­heil­ter oder pul-verich­ter Gestalt aus ihrem Auf­lö­sungs­mit­tel, ent­we­der 1) nach Zuset­zung einer neu­en Sub­stanz, wel­che die auf­ge­lö­se­te ändert, oder 2) nach Ver­än­de­rung der Natur des Auf­lö­sungs­mit­tels. Die abge­son­der­te Sub­stanz nennt man Nie­der­schlag, Prä­zi­pi­tat (prae­ci­pi­ta­tum, magis­teri­um) und wenn sie oben auf der Flüs­sig­keit erscheint, zuwei­len Rahm (Cre­mor);die Anschie­ßung eines auf­ge­lö­se­ten Sal­zes zu Kry-stal­len aber, das Nie­der­sin­ken der Trü­big­keit einer Flüs­sig­keit zum Boden­sat­ze, mit oder ohne Bei­hülfs-mit­tel, und die Abdamp­fung einer Lau­ge bis die auf­ge­lö­se­te Sub­stanz als ein fes­ter Kör­per übrig bleibt, alle drei Ereig­nis­se wer­den nur sehr unei­gent­lich zur Nie­der­schla­gung gerechnet.

Im erstern Fal­le also, wo eine auf­ge­lö­se­te Sub­stanz durch Zusatz einer frem­den Sub­stanz (Nie­der­schlags­mit­tel, prae­ci­pi­tans) nie­der­ge­schla­gen, d.i. der­ge­stalt geän­dert wer­den soll, daß sie sich in fes­ter, obgleich fein zert­heil­ter Gestalt, als Prä­zi­pi­tat abson­dern muß, ist oft eine dop­pel­te Wahl­an­zie­hung zwi­schen den Bestandt­hei­len des erstern und denen des zwei­ten Kör­pers nöthig. Um z.B. die Kalk­er­de aus dem auf­ge­lö­se­ten Gyp­se mit Zucker­säu­re oder Phos­phor­säu­re nie­der­zu­schla­gen, reicht der Zusatz der frei­en Säu­ren die­ses Namens nicht zu, sind sie aber mit einem Lau­gen­sal­ze vor­her neu­tra­li­sirt wor­den, dann wird erst die Sum­me der Wahl­an­zie­hungs­kräf­te der Phos­phor­säu­re gegen die Kalk­er­de und des (mit der Phos­phor­säu­re gesät­tig­ten) Lau­gen­sal­zes gegen die Vitri­ol­säu­re grö­ßer als die Sum­me der Zusam­men­hangs­kräf­te der Vitri­ol­säu­re mit der Kalk­er­de und die der Phos­phor­säu­re mit dem Lau­gen­sal­ze. Nun erst fällt phos­phor­saurer Kalk nie­der, und die neu­tra­li­sir­te Vitri­ol­säu­re bleibt aufgelöst.

Oft geschieht der Nie­der­schlag die­ser Art durch, obwohl akzi­den­tel­le, dop­pel­te Wahl­an­zie­hung, wo schon eine ein­fa­che Wahl­an­zie­hung zuge­reicht hät­te und die­se schon allein den hin­läng­li­chen Grund der ent­ste­hen­den Ver­än­de­rung (der Nie­der­schla­gung) aus­macht. Wenn aus der Queck­sil­ber­sal­pe­ter­auf­lö­sung der wei­ße Präci­pi­tat durch zuge­setz­tes Koch­salz gefäl­let wird, so bewirkt die­sen Nie­der­schlag ein­zig die im Koch­salz befind­li­che Koch­salz­säu­re; sie allein fällt schon das Queck­sil­ber aus der Sal­pe­ter­säu­re, und die Anzie­hungs­kraft des Lau­gen­sal­zes im Koch­sal­ze zur Sal­pe­ter­säu­re ist hier eine über­schüs­si­ge Kraft. Man kann also in die­sen Fäl­len sagen, daß zwar eine dop­pel­te Zer­set­zung sich ereig­net, daß aber der Nie­der­schlag von einer ein­fa­chen Wahl­an­zie­hung in die­sem Pro­zes­se abhange.

Wo der Nie­der­schlag durch Zusatz eines ein­fa­chen Kör­pers ent­steht, sieht jeder schon selbst ein, daß es durch ein­fa­che Wahl­an­zie­hung erfol­ge; so, wenn die zu einer Blei­zu­cker­auf­lö­sung getröp­fel­te Vitri­ol­säu­re einen Blei­vi­tri­ol nie­der­schlägt. Eben so erhält die kaus­ti­sche Kalk­er­de im Kalk­was­ser, wenn letz­te­res an frei­er Luft ste­hen bleibt, einen Stoff aus der Luft, der sich mit dem kaus­ti­schen Stof­fe im auf­ge­lös­ten Kal­ke zu Koh­len­säu­re ver­bin­det und so luft­saure Kalk­er­de bil­det, ein in Was­ser unauf­lös­li­ches Pro­dukt, das sich anfangs als Rahm oben auf dem Was­ser ansetzt.

Wel­che Sub­stan­zen sich aber aus ihrer Auf­lö­sung fäl­len las­sen, und wel­chen Zusat­zes man zur Prä­zi­pi-tati­on bedür­fe, gie­bt die Absicht der Arbeit an die Hand, und die phar­ma­zeu­ti­sche Che­mie, ins­be­sond­re die Ver­wandt­schafts­ta­bel­le, lehrt die dazu taug­li­chen Kör­per und ihre Prio­ri­tä­ten kennen.

Der zwei­te Fall hin­ge­gen, wo die Fäl­lung nach Ver­än­de­rung der Natur des Auf­lö­sungs­mit­tels erfolgt, ist oft unkennt­li­cher. Eine geis­ti­ge Tink­tur läßt ihr Harz fal­len, wenn sie an der frei­en Luft oder an der Wär­me steht, weil da aus ihr der Geist ent­weicht, und die übri­ge Wäs­se­rig­keit kein Auf­lö­sungs­mit­tel des Har­zes ist. So fällt Kalk­er­de aus dem Brun­nen­was­ser und Eisen­kalk aus dem mine­ra­li­schen Stahl­was­ser nie­der, wenn bei­de an der Luft oder in der Wär­me gestan­den haben, weil das Auf­lö­sungs­mit­tel sei­ne Natur ver­än­dert hat und die Koh­len­säu­re dar­aus ent­wi­chen ist. So fällt aus dem mit Zusatz von Schwe­fel geschmol­ze­nen gül­di­schen Sil­ber das Gold zum Boden des Tie­gels, weil die Natur sei­nes Auf­lö­sungs­mit­tels, des Sil­bers, ver­än­dert ist und Gold in einem geschwe­fel­ten Metal­le nicht auf­ge­löst blei­ben kann. (Der­glei­chen Nie­der­schlä­ge nennt man die auf trock­nem Wege, prae­ci­pi­ta­tio via sic­ca, die obbe­nann­ten aber, Nie­der­schlag auf nas­sem Wege, prae­ci­pi­ta­tio via hu-mida). So ver­dickt sich im gemei­nen Sal­mi­ak­geis­te auf Zusatz von Wein­geist das Ammo­ni­ak­lau­gen­salz zu einem wei­ßen Klum­pen (ossa Hel­mon­tii) und aus der geis­ti­gen Kamp­fer­auf­lö­sung fällt auf Zusatz von Pota­schlau­gen­salz der Kam­pher nie­der, weil im erstern Fal­le das koh­len­saure flüch­ti­ge Lau­gen­salz nicht in einer geis­ti­gen, im zwei­ten aber, der Kam­pher nicht in einer lau­gen­sal­zi­gen Flüs­sig­keit auf­ge­lö­set blei­ben kann. So fällt aus der säu­ern­den Milch der Käse zu Boden, nach­dem die Natur sei­nes Auf­lö­sungs­mit­tels, das ihn vor­her zu gleich­ar­ti­ger Milch ver­bun­den und auf­ge­löst erhielt, ver­än­dert und das­sel­be zur Säu­re gewor­den ist, wor­in vor­züg­lich wenn es Gewächs­säu­re ist, im Kal­ten kein vege­ta­bi­li­scher Glu­ten, kein Ei-weis­stoff, kein Käse sich auf­lö­sen, oder auf­ge­löst erhal­ten läßt. So fällt der Zink aus sei­ner Auf­lö­sung in Sal­pe­ter­säu­re nie­der auf Zusatz von Wein­geist, der die Natur des Auf­lö­sungs­mit­tels ändert, und der Wis­muth aus eben der Säu­re auf Zusatz von Was­ser, wel­ches die Säu­re mehr ver­dünnt als zur Auf­lö­sung die­ses Metalls erfor­der­lich ist, also aus einem ähn­li­chen Grun­de, oder viel­leicht auch zugleich aus einer uns noch unbe­kann­ten Ursache.

Eini­ge Prä­zi­pi­ta­tio­nen kennt man näm­lich blos als That­sa­che, ohne daß die che­mi­schen Grün­de des Erfolgs bekannt wären. So schlägt Schleim von ara­bi­schem Gum­mi das Metall aus dem Queck­sil­ber­sal­pe­ter nie­der, wie schon Berg­man sahe, ohne daß wir die Ursa­chen die­ser Ver­än­de­rung wis­sen. So fällt das Al-garot­ti­pul­ver aus der gewöhn­li­chen Spieß­glanz­but­ter auf Zusatz von Was­ser nie­der, aber nicht aus der noch­mals über­ge­trieb­nen Spieß­glanz­but­ter, ohne daß wir die­sen ent­ge­gen­ge­setz­ten Erfolg erklä­ren könn­ten; es müß­te denn eine stär­ke­re Oxi­da­ti­on des Metalls bei der Rek­ti­fi­ka­ti­on vor­ge­hen, und letz­te­re Erschei­nung bewir­ken. Eben so wenig ist bekannt, war­um die Pla­ti­na aus dem Königs­was­ser durch Sal­mi­ak prä­zi­pi­tirt wird, und so noch meh­re­re uner­klär­ba­re Nie­der­schlä­ge. Die Abson­de­rung des Käses aus der Milch durch Erhit­zung mit dar­un­ter geschla­ge­nem Eiwei­ße ist eben­falls nicht ganz deut­lich; wenn man nicht anneh­men will, daß das der Natur des Käses ähn­li­che Eiweiß sich jenem bei der Ver­mi­schung aneig­ne, und so bei sei­ner Gerin­nung in der Hit­ze den Käse zugleich mit in Gerin­nung set­ze – und daß der Käse in der fri­schen Milch mehr in emul­sion­ar­ti­ger Sus­pen­si­on als in eigent­li­cher Auf­lö­sung vor­han­den sei. Die Ent­fär­bung und Geruch­los­ma­chung eini­ger Flüs­sig­kei­ten durch Diges­ti­on mit Koh­len­pul­ver ist eine wah­re, obgleich noch nicht ent­räth­sel­te Präci­pi­ta­ti­on. Da zugleich die Zähig­keit sol­cher Lau­gen sich min­dert oder ver­geht und jene oft auf einem Glu­ten beruht, so scheint letz­te­rer wenigs­tens durch die Koh­le ange­zo­gen und dadurch zugleich Far­be und frem­der Geruch mit gebun­den zu wer­den; nach wel­chem Natur­ge­set­ze aber? ist uns noch unbekannt.

So viel über das Wesen des Vor­gangs bei Niederschlagungen.

Was nun den Erfolg, oder den Nie­der­schlag selbst anlangt, so sieht man schon aus dem obi­gen, daß die Nie­der­schlä­ge zwei­er­lei Art seyn müs­sen, ent­we­der ziem­lich oder völ­lig unge­än­dert aus ihren Auf­lö­sun­gen abge­schie­de­ne Sub­stan­zen, oder sol­che, die durch das Nie­der­schlags­mit­tel oder Prä­zi­pi­tans geän­dert wor­den sind.

Die ers­te­re Art der Nie­der­schlä­ge kömmt nicht häu­fig in der Phar­ma­zie vor. Man son­dert aus dem schmel­zen­den Spieß­glan­ze (dem geschwe­fel­ten Spieß­glanz­me­tal­le) das Metall ab, wenn man metal­li­sches Eisen hin­zu­setzt, wel­ches ein stär­ke­res che­mi­sches Recht hat, sich den Schwe­fel zuzu­eig­nen; man destil­lirt das Queck­sil­ber aus dem Zin­no­ber, wenn man Eisen­fei­le zu letz­term gesetzt hat, zu wel­chen der Schwe­fel des Zin­no­bers mehr Aneig­nungs­kraft als zum Queck­sil­ber besitzt; das in Vitri­ol­säu­re mit Küchen­salz ver­setzt auf­ge­lö­se­te Zinn kömmt in metal­li­scher Vege­ta­ti­on wie­der zum Vor­schei­ne, wenn man einen Stab Kup­fer hin­ein­legt, und letz­te­res hin­wie­der­um, wenn man in die­se Kup­fer­auf­lö­sung einen blan­ken Eisen­stab legt; so son­dert sich aus der Sil­ber­sal­pe­ter­auf­lö­sung das Metall in glän­zen­der Gestalt (Dia­nen­baum) ab, wenn Queck­sil­ber hin­zu­ge­fügt wird; das Jal­app­harz wird in rei­ner Gestalt aus der Tink­tur abge­schie­den, wenn man aus letz­te­rer in der Destil­la­ti­on den Geist abson­dert und die Flüs­sig­keit noch mit Was­ser ver­dünnt, und eben­falls durch Ver­dün­nung mit Was­ser wer­den die geis­ti­gen Auf­lö­sun­gen der äthe­ri­schen Oele ent­we­der nach dem Boden zu, oder oben­auf abge­schie­den, je nach­dem sie schwe­rer oder leich­ter waren; das mit Ben­zoe gekoch­te Lau­gen­salz läßt auf Zusatz von Koch­salz­säu­re die Ben­zoe­säu­re rein und unver­mischt, und die geis­ti­ge Kam­pher­auf­lö­sung den Kam­pher in natür­li­cher Ver­fas­sung nie­der­fal­len, wenn Was­ser zuge­mischt wird.

Die zwei­te Art der Nie­der­schlä­ge, wo der auf­ge­lö­se­te Kör­per durch die Prä­zi­pi­ta­ti­on geän­dert wird, und einen neu­en Bestandt­heil annimmt, kom­men häu­fi­ger vor. So fal­len die auf­ge­lö­se­ten metal­li­schen und erdi­gen Sal­ze mit Lau­gen­sal­zen prä­zi­pi­tirt, ent­we­der mit Koh­len­säu­re, wenn das Lau­gen­salz mild war, oder mit Kaus­ti­kum ver­bun­den nie­der, wenn das Lau­gen­salz kaus­tisch war. Sie fal­len mit Vitri­ol- oder Salz­säu­re ver­ei­nigt nie­der, wenn der Zusatz die­se Säu­ren ent­hielt und der metal­li­sche oder erdi­ge Stoff von der Art war, sich von die­sen Säu­ren prä­zi­pi­ti­ren zu las­sen, das ist, unauf­lös­li­che Kör­per oder schwer-auf­lös­li­che Sal­ze mit ihnen zu bil­den, die nicht wei­ter in der Flüs­sig­keit auf­ge­löst erhal­ten wer­den kön­nen. Blos das mit Sal­mi­ak berei­te­te Gold­prä­zi­pi­tät besitzt eine knal­len­de, zer­plat­zen­de Eigen­schaft. Der rosen-rothe Nie­der­schlag des Queck­sil­bers mit­telst Urins deu­tet auf einen ganz andern durch die Prä­zi­pi­ta­ti­on erhal­te­nen neu­en Bestandt­heil, als der gel­be Queck­sil­ber­nie­der­schlag, durch Vitri­ol­sal­ze bewirkt, und der schwar­ze Prä­zi­pi­tat aus Sil­ber­sal­pe­ter­auf­lö­sung mit­telst Schwe­fel­le­ber gie­bt eine ganz and­re Bei­mi­schung zu erken­nen, als der hoch­gel­be aus eben die­ser Auf­lö­sung mit Phos­phor­sal­zen prä­zi­pi­tirt. Ein Ken­ner der Che­mie weiß in allen die­sen Fäl­len, was er vor sich hat.

Was nun end­lich die Hand­an­le­gung selbst betrifft, so las­sen sich alle zu jeder beson­dern Nie­der­schla­gung nöthi­gen Hand­grif­fe unmög­lich hier ver­zeich­nen. Blos eini­ge Fäl­le stehn hier am rech­ten Orte.

Bei der Prä­zi­pi­ta­ti­on der Erden und Metall­kal­ke aus ihren Auf­lö­sun­gen durch mil­de Lau­gen­sal­ze sehe man dahin: 1) daß man vom Lau­gen­sal­ze so lan­ge zutröpf­le, als noch ein Nie­der­schlag erscheint, unter ste­tem Umrüh­ren der Flüs­sig­keit, um das Prä­zi­pi­tans in genaue Gemein­schaft mit der nie­der­zu­schla­gen­den Sub­stanz zu set­zen (der völ­lig zu Boden gesun­ke­ne Nie­der­schlag wird, von der über­ste­hen­den Lau­ge durch sach­tes Abgie­ßen befreit, und auf einem Sei­he­tu­che voll­ends abge­tröp­felt, wie an andern Orten gelehrt wor­den, öfters mit rei­nem Was­ser durch­rührt und so lan­ge aus­ge­süßt bis das Was­ser kei­nen sal­zi­gen Geschmack mehr annimmt und dann getrock­net); 2) daß man kei­ne Metall­auf­lö­sun­gen mit über­schüs­si­ger Säu­re durch koh­len­saures Lau­gen­salz zu fäl­len suche, weil die über­gro­ße Men­ge des zur Neu­tra­li­si-rung der Säu­re gehö­ri­gen Lau­gen­sal­zes in die­sem Fal­le so viel Luft­säu­re ent­wi­ckelt, daß wenig oder nichts vom Metall­kal­ke nie­der­fällt oder als Prä­zi­pi­tat lie­gen bleibt, son­dern fast völ­lig von der in der Lau­ge frei gewor­de­nen Luft­säu­re wie­der auf­ge­löst wird ‑wel­ches man beson­ders bei über­sau­ren Kup­fer-Queck­sil­ber- und Zink­auf­lö­sun­gen wahr­nimmt; 3) daß man aus letz­ter Ursa­che, auch völ­lig gesät­tig­te Metall­auf­lö­sun­gen, vor­züg­lich die letzt­ge­dach­ten, vor­her bis zum Sie­de­punk­te des kochen­den Was­sers erhit­ze, ehe man ihre Prä­zi­pi­ta­ti­on mit luft­vol­len Lau­gen­sal­zen unter­nimmt, damit die über­schüs­si­ge Men­ge der sich ent­wi­ckeln­den Koh­len­säu­re, wel­che von der Koh­len­säu­rung der Metall­kal­ke zu unauf­lös­li­chen Prä­zi­pi­ta­ten, in der Lau­ge übrig bleibt, den Prä-zipi­tat nicht zum Theil wie­der auf­lö­se, son­dern durch die Hit­ze der Lau­ge zei­tig in die Luft getrie­ben wer­de, und so das beab­sich­te­te Prä­zi­pi­tat unge­hin­dert nie­der­fal­len und die über­ste­hen­de Lau­ge was­ser­hell und metall­frei wer­den las­se – ein Stein, wor­an vie­le Phar­ma­zeu­ten strau­cheln (aus eben die­ser Ursa­che muß auch die Auf­lö­sung des Bit­ter­sal­zes zur Nie­der­schla­gung der Magne­sie kochend heiß erhal­ten wer­den, weil sonst die meis­te Erde, von der ent­bund­nen Luft­säu­re wie­der auf­ge­löst, in der kal­ten Flüs­sig­keit zurück­bleibt); 4) daß, um recht fei­ne Prä­zi­pi­ta­te zu erhal­ten, Lau­ge und Prä­zi­pi­ta­ti­ons­flüs­sig­keit stark ver­dünnt seyn müs­sen; 5) daß die Nie­der­schlags­mit­tel so rein als mög­lich und genau das seyn müs­sen, was sie seyn sol­len, daß man kein mit Koch­salz und Vitriol­wein­stein stark ver­un­rei­nig­tes mil­des Gewächs­lau­gen­salz, und wenn es kaus­ti­sches (fixes oder flüch­ti­ges) seyn soll, kein mit Luft­säu­re ver­bun­de­nes dazu neh­me; und 6) daß man aus den nach der Prä­zi­pi­ta­ti­on übri­gen Lau­gen die Sal­ze wie­der zu gewin­nen, und zu gute zu machen suche, aber die dar­in befind­li­chen Neu­tral­sal­ze, wenn ein Metall­kalk dar­aus nie­der­ge­schla­gen wor­den, nicht eher für rein hal­te, als bis zuge­tröp­fel­te Schwe­fel­le­ber­auf­lö­sung die Far­be nicht mehr ändert. Blei- und Queck­sil­ber­auf­lö­sun­gen las­sen, zum Bei­spie­le, noch ein Ansehn­li­ches unprä­zi­pi­tirt in der Lau­ge, wenn der Nie­der­schlag durch Koch­salz, oder des­sen Säu­re, und fast alle Metall­auf­lö­sun­gen, wenn sie mit mil­dem Lau­gen­sal­ze gefäl­let wor­den. So bleibt auch noch viel Metall in der Auf­lö­sung des koch­salz­sauren Spieß­glan­zes und des Wis­muth­s­al­pe-ters, wenn man sie auch durch Zugie­ßung einer noch so gro­ßen Men­ge Was­sers her­aus prä­zi­pi­tirt zu haben glaubt.