Napellsturmhut

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Napell­sturm­hut, Aco­ni­tum Napel­lus, L. [Köl­le de Acon. Ic.]mit gestiel­ten, fünft­hei­lig gefin­ger­ten Blät­tern, deren Abschnit­te in gleich­breit lan­zet­för­mi­ge Lap­pen, die Lap­pen aber in weit­läuf­ti­ge zahn­för­mi­ge Ein­schnit­te abget­heilt sind, wel­che eine lan­zet­för­mi­ge Gestalt haben, eine auf den Vor­ge­bür­gen ver­schied­ner Alpen der Schweitz, Tyrol, Bay­ern, und des Har­zes, nament­lich um Blan­ken­burg peren­ni­ren­de, zwei Fuß hohe Pflan­ze, wel­che ihre schwarz­vio­let­ten Blu­men im August­mo­na­te zeigt.

Die gebräuch­li­chen, auf bei­den Sei­ten dun­kel­grü­nen Blät­ter (Hb. Napel­li, Aco­ni­ti) haben gequetscht einen stark gru­sich­ten Geruch, und einen Anfangs nicht merk­li­chen Geschmack, erre­gen aber beim Kau­en all­mäh­lich auf der Zun­ge einen anhal­tend bren­nen­den und ste­chen­den Schmerz und Zusam­men­fluß des Spei­chels. Sie wer­den vor Erschei­nung der Blü­t­he zur Berei­tung des frisch ein­ge­dick­ten Saf­tes (Extr. Napel­li) gesam­melt, die ein­zi­ge Gestalt, in der man sich jetzt die­ses Gewäch­ses bedient, zu einem Vier­tel­gran bis zu einem oder eini­ge weni­ge Gra­ne auf die Gabe, je nach­dem die Ein­di­ckung recht behut­sam, am bes­ten im Was­ser­ba­de, voll­füh­ret wor­den ist. Es erregt erst Käl­te, dann Angst und zuletzt gewöhn­lich Schweiß. In Rheu­ma­tis­men und eini­gen Läh­mun­gen ist es sehr hülf­reich gewe­sen, so wie in eini­gen Arten von apa­thi­schem Wahn­sinn. Gewächs­säu­ren sind das Gegen­gift gro­ßer Gaben; die Wir­kung ist in unge­fähr acht Stun­den vollendet.

Ob aber, wie man behaup­tet, das in Offi­zi­nen ange­wen­de­te Aco­ni­tumöfte­rer, nicht Napel­lus, son­dern A. neo­mon­ta­num[Zorn, pl. med. tab. 49.] sei, des­sen vier Fuß hoher Sten­gel unten ästig und nicht, wie bei ersterm, ein­fach, die Blät­ter auf der Unter­flä­che hell­grün, und nicht, wie bei jenem, aus tief get­heil­ten, lan­zet­för­mig zäh­ni­gen, son­dern aus keil­för­mi­gen kurz­zäh­ni­gen Lap­pen zusam­men­ge­setzt sind, außer dem mehr abge­run­det kegel­för­mi­gen obern Blu­men­blat­te, wel­ches bei ersterm ganz kurz kon­vex und eben nicht sehr erha­ben ist – wird wenig Ver­schie­den­heit machen, da man gefun­den, daß die blau­blü­migen Aco­ni­taziem­lich über­ein­stim­men­de Wir­kun­gen besit­zen, (Ac. tau­ricum, Camma­rum, neo­mon­ta­num, Napel­lus) ja daß sogar das gelb­blü­mige Lycoc­to­numähn­li­che, obwohl schwä­che­re Kräf­te äußert.