Muskatmarisbaum

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Mus­kat­ma­ris­baum, Myristi­ca aro­ma­ti­ca, Murr. Myristi­ca moschata Gm. [Rumph. Amb.II. tab. 4.] mit ellip­ti­schen, unten woll­haa­ri­gen Blät­tern, eirun­den Blu­men­deck­blät­tern, und glat­ten Früch­ten, ein ehe­dem auf allen Molu­cki­schen Inseln, jetzt nur auf Ban­da, Ney­ra, Lan­toer und Pulo-ay auf ber­gich­ten schat­tich­ten Gegen­den woh­nen­der Baum von der Grö­ße eines Birn­baums. Erst neu­er­lich ist er auf eini­ge fran­zö­si­sche west­in­di­sche Inseln mit Glück ver­pflanzt worden.

Die birn­för­mi­ge Frucht eröff­net nach völ­li­ger Rei­fe ihr härt­li­ches, weiß­lichtes Fleisch und zeigt den inwen­di­gen mit einer mar­ki­gen, fett­li­chen, röth­li­chen, nez­för­mi­gen Haut (Mus­kat­blü­t­he, Macis) umklei­de­ten, in einer har­ten, dün­nen, schwar­zen Scha­le ein­ge­schlos­se­nen Samen­kern (Mus­kat­nuß, Nux moschata, myristi­ca). Aus letz­te­ren aus­ge­preßt erhal­ten wir aus Indi­en in irde­nen Krü­gen das but­ter­ar­ti­ge, gel­be, star­krie­chen­de Oel (Ol. Nucistae, Nucis mo-schat­ae expres­sum). Gerin­ge­rer Güte, blaß­gel­ber, schwä­cher rie­chend und gewöhn­lich mit Wall­rath ver­fälscht ist das unter glei­chem Namen in vier­ecki­gen Täfel­chen zu uns kom­men­de. Es scheint von sol­chen Nüs­sen aus­ge­preßt zu seyn, aus denen die Hol­län­der das äthe­ri­sche Oel, wel­ches sie beson­ders ver­kau­fen, größ­tent­heils schon abde­stil­lirt haben.

Das äch­te aus­ge­preß­te Oel macht 1/​4 bis 1/​3 des Gewichts der Mus­kat­nüs­se aus; in ihm ist ein gro­ßer Theil äthe­ri­sches Oel vor­han­den, wovon die Mus­kat­nüs­se selbst 1/​32 bis 1/​16 in der Destil­la­ti­on mit Was­ser nach vor­gän­gi­ger Auf­wei­chung von sich geben (Ol. destill. Nucis moschat­ae). Es ist leicht, mit weiß­but­ter­ar­ti­gen Thei­len gemischt, gilb­lich, und von höchst star­kem Geruch und Geschmack. Die Mus­kat­blü­t­he gie­bt 1/​64 eines ähn­li­chen, äthe­ri­schen Oels (Ol. maci­dis dest.), wor­in eine Art gilb­li­cher Krystal­len anschie­ßen, wel­che in Wein­geist und in sowohl äthe­ri­schen, als aus­ge­preß­ten Oelen in der Sie­de­hit­ze auf­lös­bar sind, in der Käl­te aber wie­der her-aus­krystal­li­si­ren. Auch in einer gro­ßen Men­ge sie­den­dem Was­ser lösen sie sich auf.

Die Ver­mi­schung des aus­ge­preß­ten (gerin­gern, tafel­för­mi­gen) Oels mit dem destil­lir­ten wird Mus­ka­ten­bal­sam (Bal­sa­mus Nucistae) genannt, und kömmt dann mit der bes­sern wei­chen Sor­te Mus­kat­but­ter überein.

Wird aber das äthe­ri­sche aus dem aus­ge­preß­ten Mus­ka­ten­nuß­öle mit Wein­geis­te aus­ge­zo­gen, so bleibt ein farbelo­ses talg­ar­ti­ges Wesen zurück (Cor­pus pro bal­sa­mo), wel­ches man ehe­dem zur Grund­la­ge der künst­li­chen Bal­sa­me genom­men hat, Cor­pus pro bal­sa­mo. Ist es aber mit gel­bem Wach­se ver­fälscht, so bleibt die gel­be Far­be, so wie es dann auch über­haupt här­ter und geruch­lo­ser ist. Der Aether löset die unver­fälsch­te Mus­kat­but­ter völ­lig und hell auf, aus der mit Talg, Schmeer oder Wachs ver­fälsch­ten aber bil­det er ein trü­bes Gemisch.

Die Mus­kat­nuß, die Mus­kat­blü­t­he und die Pro­duk­te davon wer­den gewöhn­lich inner­lich und äußer­lich gegen Magen­schwä­che und Durch­lauf ange­wen­det; ihre eigent­li­che Wir­kungs­art ist jedoch von grö­ße­rer Bedeu­tung, aber noch nicht gehö­rig bekannt. Die Käl­te der Glie­der, die Betäu­bung, die Sinn­lo­sig­keit, die Emp­fin­dung von Ersti­cken, und der Tod, der zuwei­len auf grö­ße­re Gaben die­ser Dro­gue erfolgt sind, las­sen gro­ße Arz­nei­kräf­te ver­mu­then, müs­sen aber auch Behut­sam­keit einflößen.

Die gan­ze, wall­nuß­gro­ße unrei­fe, mit den Scha­len in Zucker ein­ge­mach­te Mus­ka­ten­nuß (Nux moschata con­di­ta) kömmt in die­ser Ver­fas­sung aus Ost­in­di­en zu uns. Sie ist ver­mut­lich in Schlaff­heit des Spei­se­ka­nals heil­sam, wird aber vor­züg­lich im Schar­bock gerühmt.