Morsellen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Mor­sel­len (Mor­su­li, Mor­su­lae) sind eine har­te Kon­fek­ti­on mit Hül­fe des Feu­ers berei­tet, aus gröb­lich zer­klein­ten, gewöhn­lich dem Gau­men ange­neh­men Dro­guen und Zucker zusam­men­ge­setzt. Der in einer klei­nen Men­ge Was­ser auf­ge­lös­te fei­ne Zucker (in einem Ver­hält­nis­se wie 3 zu 16) wird bis zur Tafel­kon­sis­tenz oder bis zur Feder (unge­rührt) über dem Feu­er ste­hen gelas­sen, das ist, bis etwas mit dem Spa­tel her­aus­ge­nom­men und schnell in die Luft geschleu­dert als eine Pflaum­fe­der sich zert­heilt; man nimmt ihn dann sogleich vom Feu­er, und rührt ihn mit dem Spa­tel, bis er sich am Ran­de der Pfan­ne undurch­sich­tig anzu­set­zen (abzu­ster­ben) anfängt. Dieß wird durch Zusatz etwas Wein­geis­tes beför­dert. Geschie­het dieß, so wer­den die Spe­zi­es wohl dar­un­ter gemischt und die Mas­se in befeuch­te­te, höl­zer­ne For­men aus­ge­gos­sen, vor dem völ­li­gen Erkal­ten aber in läng­lich­te Vier­ecke (etwa einer Unze schwer) mit einem Mes­ser zerschnitten.

Man gie­bt der aus­zu­gie­ßen­den Mas­se auch die Gestalt der Brust­kü­chel­chen (Roteln, Rotu­lae), indem man sie trop­fen­wei­se auf ein Blech fal­len und erkal­ten läßt, das man wie­der etwas erwärmt, wenn man sie abneh­men will. Man nennt die­se Arbeit das Rotu­li­ren. Hie­zu müs­sen aber die Spe­zi­es nicht grob, wie bei den Mor­sel­len, son­dern recht fein gepül­vert seyn.

Eigent­lich aber sind Roteln die­je­ni­ge trock­ne Arz­nei­form, wozu außer dem Zucker sau­re Säf­te ange­wen­det wer­den. Zu die­ser Absicht wird der Ber­be­ritz-oder Zitron­saft nicht mit dem Zucker gekocht, denn dann wür­den die Roteln nicht tro­cken erhal­ten wer­den, son­dern nur, wenn der Zucker mit Was­ser, wie oben gesagt, zur stärks­ten Kon­sis­tenz ein­ge­kocht ist, und er nach der Ent­fer­nung vom Feu­er und unter Umrüh­ren zu ersterben anfängt, jäh­ling zuge­mischt und geschwind zu Roteln getröp­felt oder zu Mor­sel­len aus­ge­gos­sen; denn auch die­se Form wählt man zur trock­nen Kon­fek­ti­on für sau­re Säfte.

Ueber die ohne Zucker berei­te­ten Man­na­mo­r­sel­len (Man­na tabu­la­ta) Man­na.

Mor­sel­len und Roteln sind oft weni­ger als Arz­nei­en, denn als Lecke­rei zu betrach­ten, und in letz­te­rer Rück­sicht tre­ten sie in das Gebiet des Zucker­be­ckers über.