Milch

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Milch ist eine natür­li­che thie­r­i­sche Emul­si­on, aus Fett, Käse, und Milch­zu­cker, mit Was­ser innig gemischt. Ihre ver­schied­nen Arten kom­men unter den ver­schied­nen Thie­ren vor. Die Kuh­milch (Rind) ist die gebräuch­lichs­te zu arz­nei­li­chen Absichten.

Ihre Heil­kraft ist über­haupt gelind (gering) und leicht näh­rend, und schmeidigend.

Den wäs­se­rig­sü­ßen Theil nennt man Mol­ken, w.s.

Ver­dickt man die Milch (Kuh­milch, noch bes­ser Zie­gen­milch) durch Abdamp­fen bis zur Tro­cken­heit (Milch­pul­ver) zie­het die auf­lös­li­chen, salz­haf­ten Thei­le des trock­nen Pul­vers mit Was­ser aus, sei­het die Flüs­sig­keit durch, und dampft sie wie­der ab, so erhält man ein gel­bes Mag­ma, das Milch­ex­trakt (Fran­chip­ane;wie­wohl dieß Wort auch blos dem Milch­pul­ver bei­gelegt wird) eine Sub­stanz, die außer dem eigent­li­chen Milch­zu­cker, w.s. auch die übri­gen zucker­haf­ten Bestandt­hei­le der Milch ent­hält und weit süßer als letz­te­rer ist. Die Auf­lö­sung die­ses Milch­ex­trakts in Was­ser macht Hoff­manns süße Mol­ken (Serum lac­tis dul­ce Hoff­man­ni) aus.

Wenn man den Käse und die But­ter von der Milch trennt, so blei­ben die Mol­ken (Serum lac­tis) übrig. Die­se Abschei­dung wird auf ver­schied­nen Wegen erhal­ten, je nach­dem die Absicht ist. Läßt man die -(Kuh-) Milch an einem lau­en Orte drit­te­halb Tage ste­hen, so erfolgt die Tren­nung von selbst; der Käse schei­det sich vom Wad­dig, einer Art nicht unan­ge­nehm säu­er­li­cher Mol­ken. Blos als einen diä­te­ti­schen, küh­len­den Haus­mit­tels bedient man sich ihrer. Die gebräu­lichs­ten Mol­ken sind noch ange­neh­mer von Geschmack und nahr­haf­ter, näm­lich die mit Käl­ber­ma­gen­saf­te berei­te­ten. Die Ver­fer­ti­gung sehe man unter Laab nach. Die übri­gen Mol­ken­ar­ten sind blos arz­nei­li­che, näm­lich Milch durch Zusatz arz­nei­li­cher Sub­stan­zen geschüt­tet (gel­a­abt), deren Kräf­te man dem Kran­ken mit­telst sol­cher Mol­ken mitt­hei­len will. Sobald die Milch in vol­lem Auf­ko­chen ist, setzt man die Arz­nei­sub­stanz zu, läßt die Milch noch etwas wal­len, nimmt sie dann vom Feu­er rührt sie um, bis die Schei­dung erfolgt, und sei­het die Mol­ken durch. Wein­stein (etwa ein Quent­chen zu zwei Pfund Milch), Tama­rin­don, Zitron­saft, Alaun, Essig, Wein, Senf, (Eiweiß) und and­re Sub­stan­zen wer­den dazu ange­wen­det, je nach­dem die Absicht ist. Je wei­ßer und was­ser­hel­ler die Mol­ken dadurch wer­den, des­to weni­ger nahr­haf­tes ent­hal­ten sie; die nahr­haf­tes­ten sind die mit Eiweiß und Käl­ber­la­ab verfertigten.

Aus den Mol­ken letz­te­rer Art wird gewöhn­lich der Milch­zu­cker (Sac­charum lac­tis) berei­tet, durch Ein­sie­den bis zum Vier­tel, und Anschie­ßen der Lau­ge. Den Rest dampft man noch­mals bis zum Vier­tel ab, und läßt ihn wie­der anschie­ßen; die Mut­ter­lau­ge hie­von ent­hält wenig mehr davon, und fast blos Koch­salz und Laugensalz.

Der Milch­zu­cker löst sich in weni­ger als sie­ben Thei­len kal­tem Was­ser auf, schmeckt nur wenig süß und scheint aus 49 Thei­len wah­rem Zucker und 15 Thei­len einer eig­nen, kaum in 60 Thei­len kochen­dem Was­ser auf­lös­li­chen Milch­zu­cker­säu­re zusam­men­ge­setzt zu seyn. Sei­ne gerühm­ten Tugen­den in Lun­gen­sucht und Gicht sind ziem­lich unbeträchtlich.