Meerwasser

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Meer­was­ser, (Aqua mari­na). Sein Geruch ist eigen und wid­rig, der Geschmack sal­zicht, bit­ter, und aus der Ober­flä­che geschöpft, sehr wid­rig und Ekel erre­gend; das aus gro­ßer Tie­fe geschöpf­te besitzt dieß Ekel­er­re­gen­de nicht, wel­ches bei der Unter­su­chung zwar nicht, wie man sonst glaub­te, Erd­harz, aber doch ein ansehn­li­cher Theil Extrakt­stoff ist, aus der Fäul-niß der gro­ßen Men­ge thie­r­i­scher, im Mee­re befind­li­cher Sub­stan­zen erzeugt. Die spe­zi­fi­sche Schwe­re und folg­lich der Salz­ge­halt des Meer­was­sers weicht von den nörd­li­chen Gegen­den der Ost­see bis unter die Linie von 1, 025 bis 1, 030 ab. Ein bei 29° 47´ nörd­li­cher Brei­te 60 Faden tief geschöpf­tes Meer­was­ser von 1, 0289 Schwe­re ent­hielt in 100 schwe­di­schen Kubik-zol­len 1393 Gran Koch­salz, 380 Gran Magne­sie-koch­salz und 45 Gran Gyps. Die­se Sal­ze scheint das Meer­was­ser aller Orten zu ent­hal­ten, nur in etwas ver­schie­de­nem Ver­hält­nis­se und klei­ne­rer und etwas grö­ße­rer Men­ge, je nach sei­ner spe­zi­fi­schen Schwe­re. Die Bit­ter­keit des Meer­was­sers rührt von dem Ma-gne­sie­koch­sal­ze her.

Man braucht das Meer­was­ser zu einem hal­ben bis gan­zen Pfun­de getrun­ken, als ein ant­hel­m­in­thi­sches Pur­gir­mit­tel, wel­ches zugleich den Darm­ka­nal zur Thä­tig­keit reit­zt und das Blut in Wal­lung setzt. Daher sei­ne gro­ße Kraft, mit der äußer­li­chen Anwen­dung (als Bad) ver­bun­den, in fri­schen Skro­pheln. Blos als Bad gebraucht, ist es in Haut­aus­schlä­gen und als Stär­kungs­mit­tel vorzüglich.

Das auf ver­schied­ne Art abge­dampf­te Meer­was­ser gie­bt das Boy- oder See­salz, und aus der rück­stän­di­gen Mut­ter­lau­ge wird mit Zusatz von Eisen­vi­tri­ol das soge­nann­te eng­li­sche Pur­gir­salz berei­tet, ein mit Ma-gne­sie­koch­salz ver­un­rei­nig­tes Magne­sie­vi­tri­ol­salz (Bit­ter­salz).