Lehrbuch der biologischen Heilmittel
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Veronica wird bei allen Erkrankungen der Respirationsorgane, die mit starker Verschleimung verbunden sind, verordnet. Einzelindikationen sind: Lungentuberkulose, Hämoptoe, chronische Bronchitis, Lungenkatarrh, Asthmabronchiale (hier im Wechsel mit Quercus “Teep” D 2), Husten und Heiserkeit.
Gute Erfolge mit Veronica als Adjuvans sieht man auch bei Erkrankungen der Harnorgane, insbesondere bei Cystitis, Nephritis, Erkrankung der Nebennieren, Harngrieà und Hämaturie. Seltener kommt das Mittel bei Leberleiden, Ikterus, Adipositas, und umgekehrt Abmagerung, Cholelithiasis, Gicht, Rheuma, Dermatopathien wie chronischen Ekzemen, Altersjucken und Gastro- und Enterospasmen in Betracht.
ÃuÃerlich wird es bei Wunden und Verbrennungen gebraucht.
Veronica wird selten als Einzelmittel, sondern meist in Kombination mit anderen für die Indikation passenden Kräutern verordnet.
Angewandter Pflanzenteil:
Verwendet wird das Kraut nach Bock, Matthiolus, v. Haller, Bohn, Thoms, Hager.
Auch das HAB. läÃt das frische, blühende Kraut zur Bereitung der Essenz (§ 2) verwenden.
Das “Teep” wird ebenfalls aus dem frischen, blühenden Kraut gewonnen.
Sammelzeit: Juni bis August.
Herba Veronicae ist offizinell in Frankreich, Dänemark, Portugal, Mexiko.
Dosierung:
Ãbliche Dosis:
60 g des frischen PreÃsaftes bei Podagra nüchtern täglich (Boerhaave);
2 Teelöffel des Saftes (Dinand);
1 Teelöffel voll (= 1,8 g) des Krautes zum heiÃen Infus täglich.
½ Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung “Teep” dreimal täglich.
(Die “Teep”-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Als Expektorans bei starker Verschleimung:
Rp.:
(= Ehrenpreiskraut)
D.s.: Einen knappen Teelöffel voll mit 2 Glas Wasser heià ansetzen, 10 Minuten ziehen lassen und tagsüber heià trinken.
Preis nach Arzneitaxe 10 g -.05 RM.
Bei Hautleiden, Ekzemen, Altersjucken (nach Fischer):
Rp.:
Hb. Veronicae
(= Ehrenpreiskraut)
Hb. Violae tricoloris
ÄÄ 50
(= Stiefmütterchenkraut)
C.m.f. species.
D.s.: 1 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser,
vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.03 RM.
Bei Brust- und Lungenleiden: (nach Ulrich):
Rp.:
Hb. Veronicae
(= Ehrenpreiskraut)
Flor. Verbasci
(= Wollblumen)
Lichen islandici
ÄÄ 30
(= Isländisch Moos)
C.m.f. species.
D.s.: 3 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser,
vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.48 RM.
Bei Lungen- und Leberleiden (nach Kraft):
Rp.:
Hb. Saniculae
(= Sanikelkraut)
Hb. Veronicae
(= Ehrenpreiskraut)
Hb. Asperulae odorat.
ÄÄ 25
(= Waldmeisterkraut)
C.m.f. species.
D.s.: 2 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser,
vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.66 RM.
Bei trockener Bronchitis (nach Wittlich):
Rp.:
Hb. Veronicae
(= Ehrenpreiskraut)
Hb. Plantaginis lanc.
(= Spitzwegerichkraut)
(= Huflattichblätter)
C.m.f. species.
D.s.: 2 Teelöffel voll auf 2 Glas Wasser,
vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.66 RM.
Fußnoten:
1 Bock, Kreutterbuch, 1565, S. 76.
2 Siehe auch Wittich, Vademecum, 1594, S. 391.
3 Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 236.
4 Zwinger, Theatrum botanicum, 1696, S. 664.
5 Weinmann, Phytanthoza, Regensburg 1742, Bd. IV, S. 488.
6 v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 1318.
7 Seb. Kneipp, Das groÃe Kneippbuch, S. 919, München 1935.
8 Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 162.
9 Bohn, Die Heilwerte heim. Pflanzen, S. 39.
10 H. Leclerc, Précis de Phytothérapie, S. 145, Paris 1927
11 Thoms, Handb. d. pr. u. wiss. Pharm., Bd. 5, S. 1578.
12 Kofler, zit. b. Kroeber, neuzeitl. Kräuterbuch, S. 129.
13 Teezubereitung:
Der aus dem Kraut im Verhältnis 1 : 10 heià hergestellte Tee ergibt einen Extraktgehalt von 2,84% mit einem Glührückstand von 0,38%. Bei kalter Herstellung beträgt der Extraktgehalt 2,46% mit einem Glührückstand von 0,37%. Der heià hergestellte Tee ist wesentlich bitterer. Ein Ansatz 1 : 100 ist eben noch trinkbar. Die Peroxydasereaktion ist nur bei kalter Zubereitung positiv, und zwar ziemlich stark.
1 Teelöffel voll wiegt 1,8 g. Da ein Ansatz 1 : 100 bei heiÃer Herstellung noch sehr bitter ist, kann man höchstens ½ Teelöffel voll auf 1 Teeglas Wasser rechnen. Der Tee wird zweckmäÃig heià hergestellt.