Lehrbuch der biologischen Heilmittel
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Anacardium orientale gilt in der Homöopathie als wichtig bei der Behandlung von Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni. So berichten Bartels, Berlin-Lichterfelde, und Loben, Chemnitz, von erfolgreicher Anwendung bei Magengeschwüren. Donner, Berlin, hatte mit dem Mittel gute Erfolge bei Spät- und Hungerschmerz in der Duodenalgegend, wenn dieser ohne cholecystopathische Komplikationen und mehr neurogener Ursache war. Er gab Anacardium D 3 dreimal täglich 5 Tropfen oder dreimal täglich 1 Tablette. Von anderer Seite wird Anacardium als das Mittel der Wahl bei Störung des Acidismus bezeichnet, auch hier besonders mit Berücksichtigung der Spätschmerzen infolge Hyperchlorhydrie und Ulcus duodeni. Die Hautwirkung des Mittels kommt zum Ausdruck in der Anwendung bei Urtikarien, Pemphigus, Gesichts- und Gürtelrose.
Die dritte Gruppe von Indikationen umfaÃt nervös bedingte Erkrankungen: nervöse Erschöpfung, Gedächtnistrübung, Gedächtnisschwäche bei Knaben in der Pubertät, beginnende Psychosen, Kopfschmerzen in Schläfen und Hinterkopf, Reizbarkeit, Neigung zu Gewalttätigkeiten, Hypochondrie, Hysterie, nervöse Kardialgien, nervöse Dyspepsie, Gastralgie und Schwangerschaftserbrechen.
Gelegentlich geht, wie von mehreren Seiten übereinstimmend gemeldet wird, bei der Anwendung des Mittels eine kurze Verschlimmerung der Heilung voraus.
Als Wechselmittel werden empfohlen: Nux vomica, China, Valeriana, Kal. phosph. und Kal. brom.
Angewandter Pflanzenteil:
Von alters her (schon die Araber kannten sie, siehe geschichtlicher Teil) sind nur die Früchte als Arzneimittel gebraucht worden. Aus den reifen Früchten wird auch das “Teep” bereitet. Die homöopathische Urtinktur nach dem HAB. hat den gleichen Ausgangsstoff (§ 4).
Dosierung:
Ãbliche Dosis:
1 Tablette der Pflanzenverreibung “Teep” dreimal täglich.
(Die “Teep”-Zubereitung ist auf 0,1% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,00025 g Fruct. Anacardii orientalis.)
In der Homöopathie:
D 4–6, dreimal täglich 10 Tropfen.
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt, vgl. Prüfung am Gesunden. 0,1 g Cardol erzeugt heftige Koliken (Lewin).
Prüfung am Gesunden:
10 Prüflinge nahmen auf meine Veranlassung Anacardium “Teep” D 4–2 (3 Tabletten). “Teep” D 4 rief bei einem Prüfling Flimmern vor den Augen hervor, “Teep” D 3 verursachte in einem Fall Brennen der Zunge und des Magens, in einem anderen Ãbelkeit. “Teep” D 2 verursachte bei einem Prüfling Ãbelkeit, bei einem anderen Brennen der Haut, bei einem dritten Drängen im Darm und bei einem vierten Urindrang.
Fußnoten:
1 Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, S. 129.
2 v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 78.
3 Clarus, Handb. d. spec. Arzneimittell., 1860, S. 1023.
4 Bartels, Deutsche Klin. 1852, S. 20.
5 Lewin, Nebenwirkungen d. Arzneimittel, S. 681.
6 Touton, Beitr. Biol. Pflanz., 19, 1, 1931.
7 Hughes-Donner, Einf. i. d. hom. Arzneimittell., S. 67; Schmidt, Lehrb. d. hom. Arzneimittell., S. 32; Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 131; Heinigke, Handb. d. hom. Arzneiwirkungslehre, S. 60.
8 Städeler, Ann. Chem., 63, 154, 1847; Maidu, J. Ind. Inst. Sc., 8, 129, 1925.
9 Kobert, Lehrb. d. Intoxik., S. 343.
10 Kuhn, A., u. Schäfer, G., Pharm. Ztg., 81, 1989, 1936.
11 Basiner, Vergift. m. Ranunkelöl, Anemonin, Cardol. Dissert. Dorpat 1881.