Lerchenlöcherschwamm

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Ler­chen­lö­cher­schwamm, Bole­tus Lari­cis, Murr. Bole­tus pur­gans, Gm. [Jac­quin, Mis­cel. Aus­tr. I. tab. 19, 20, 21.] ein, wenn er alt ist, stiel­lo­ser, bestäub­ter, fast drei­ecki­ger, erha­ben plat­ter, weiß­grau­er Schwamm, hie und da, (kreis­för­mig und stu­fen­wei­se) mit erha­be­nen Aus­wüch­sen und hori­zon­ta­len Fur­chen besetzt, (von kork­ar­ti­gem Flei­sche) und mit höchst fei­nen Löchern. Je nach­dem er jün­ger oder älter ist, fin­det man ihn unter ver­schie­dent­li­chen Gestal­ten am Stam­me und den Aes­ten alter ris­si­ger Ler­chen­fich­ten, oder an den Stö­cken der abge­haue­nen Bäu­me die­ser Art auf den ver­schie­de­nen Alpen und den nahen Mittelgebirgen.

Wir erhal­ten ihn in einer ganz andern, als jener natür­li­chen Ver­fas­sung, (Aga­ri­cus, Agar. albus) von sei­ner äußern (mit wei­ßen, gel­ben und brau­nen Erha­ben­hei­ten kreis­för­mig besetz­ten, glat­ten) Haut befreit, an der Son­ne weiß gebleicht, locker mit dem Ham­mer geschla­gen, nicht mehr blos aus Alep­po, son­dern auch aus andern Gegen­den, aus Kärn­then, aus Sibi­ri­en über Arch­an­gel, aus Pie­mont, Dau­phi­ne’ u.s.w.

Sei­ne wirk­sa­men Thei­le sind fast blos har­zig, ein­zig Wein­geist aus­zieh­bar, nicht von Was­ser. Die ein­ge­dick­te geis­ti­ge Tink­tur (Extr. Aga­ri­ci, Res. Agar.) ist hie und da offizinel.

Er ist unge­mein leicht, von höchst bit­term, schar­fem, ekel­haf­tem Geschma­cke und geruch­los, aber der beim Pül­vern auf­stei­gen­de Staub erregt unan­ge­neh­me Emp­fin­dun­gen in der Nase, den Augen und in den Lun­gen, und anhal­ten­den Ekel. Die­se Beschwer­lich­keit zu min­dern, und weil er sei­ner Zähig­keit wegen sich schwer­lich vor sich pül­vern läßt, wird er vor­her auf dem Reib­ei­sen gerie­ben, durch­ge­siebt, mit etwas Kleis­ter von Stär­ken­mehl oder Tra­gant­sch­leim zum Tei­ge gequetscht und in Rüchel­chen (w.s.) getrock­net (Aga­ri­cus tro­chis­ca­tus) und dann leicht gepülvert.

So alt sein Gebrauch ist, so beschwer­lich und bedenk­lich ist er als Abfüh­rungs­mit­tel, da er lang­sam wirkt, und viel Bauch­grim­men und anhal­ten­de, oft in Erbre­chen aus­ar­ten­de Uebel­keit ver­ur­sacht. Die Vieh­ärz­te bedie­nen sich sei­ner noch zu die­ser Absicht, und zu pur­gi­ren­den Klystiren.

Neu­er­lich hat man ihn zu weni­gen Gra­nen als ein vor­züg­li­ches Mit­tel zur Hem­mung der Nacht­schwei­se der Lun­gen­süch­ti­gen viel­fäl­tig gelobt.

Die Alten gaben ihn auch in schlei­mi­ger Eng­brüs­tig­keit und katarr­ha­li­schen Beschwer­den; zu allen Absich­ten am liebs­ten im wei­nich­ten Auf­gus­se oder Absu­de in einen Lein­wand­kno­ten eingebunden.