Leinblattseidelbast

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Lein­blatt­sei­del­bast, Daph­ne Gni­di­um, L. [Re-gnault, bot, tab. 328.] mit ris­pen­för­mi­gen Blu­men, und gleich­breit lan­zett­för­mi­gen, zuge­spitz­ten Blät­tern, ein klei­ner, zwei Fuß hoher Strauch in Ita­li­en, Spa­ni­en, Pro­vence und Langue­d­ok an nied­ri­gen, stei­ni­gen, unge­bau­ten Orten am Mee­re ein­hei­misch, wo er im July, und oft den Herbst hin­durch klei­ne wei­ße Blu­men trägt.

Der star­ken zähen Rin­de, der lan­gen, hol­zi­gen Wur­zel (Cort. Radi­cis Thy­me­laeae, mon­spe­li­a­cae, verae, foli­is lini, Garou) bedien­ten sich die Alten mit Vort­hei­le, in dün­ne Fasern geris­sen, als eines Haar­seils in die Ohr­läpp­chen gezo­gen, gegen Flüs­se am Kop­fe und chro­ni­sche Augen­ent­zün­dun­gen; auch äußer­lich leg­te man sie in Stü­cken auf, Bla­sen zu zie­hen. Die Neu­ern haben sich vor­züg­lich der Rin­de des Strauchs (Ecorce de Garou, Cort. Thy­me­laeae, mon­spe­li­a­cae) als eines ablei­ten­den Mit­tels bedient, die Haut roth zu machen und einen Aus­fluß von Feuch­tig­kei­ten zu bewir­ken, an deren Stel­le man in Deutsch­land die Rin­de des Kel­ler­hals­sei­del­bast, mit glei­chem Erfol­ge auf­legt, vor­züg­lich auf die Ober­ar­me; man nann­te dieß Mit­tel Exu­to­ri­um.

Aus den Blät­tern berei­te­ten die Alten ein Extrakt zu glei­chem Behu­fe als das von der Dreikernolivelle.

Die korall­ro­then, läng­lich­ten Bee­ren, (Gra­na Gni­dia, Cni­dia, Coc­cum gni­di­um, Coc­co­gni­di­um) oder viel­mehr der ein­zel­ne, mit einer schwarz­glän­zen­den Scha­le umzo­gne Samen, sind von so fres­sen­der, ent­zün­den­der Natur, daß man ihren Gebrauch als dras­ti­sches Pur­gir­mit­tel längst bey Sei­te gelegt hat.