Kochgeschirre

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Koch­ge­schir­re. Ueber die Mate­rie, wor­aus Koch­ge­schir­re zu arz­nei­li­chem, beson­ders inner­li­chem Gebrau­che zu ver­fer­ti­gen sind, ist ein lan­ger Streit ent­stan­den. Die Untüch­tig­keit der eiser­nen und kup­fer­nen sehe man unter Abdampf­scha­len und Kup­fer nach.

Die von rei­nem Berg­zin­ne sind wohl für Flüs­sig­kei­ten, wel­che nicht von sau­rer oder sonst sal­zi­ger Art sind, zum Abdamp­fen gut, aber zum Kochen dick­li­cher und kon­zen­trirter Flüs­sig­kei­ten tau­gen sie nicht, weil das rei­ne Zinn schon zwi­schen 392° und 400° Fahr. schmilzt.

Sehr frei­ge­big hat man bis­her die gewöhn­li­chen irde­nen, gla­sur­ten Geschir­re zum Kochen gelobt, da sie doch alle Salz­flüs­sig­kei­ten, so wie alle Fet­te in ihre locke­re Sub­stanz auf­neh­men, und, was noch schlim­mer, mit Blei­kal­ken gla­surt sind (wozu an eini­gen Orten ein ver­schied­nes Ver­hält­niß Sand genom­men wird), die sich in kochen­den und erhal­ten­den Flüs­sig­kei­ten man­cher­lei Art zum schlei­chen­den Gif­te auflösen.

Unter allen Koch­ge­schir­ren zur Berei­tung inner­li­cher Arz­nei­en sind blos die von deut­schem Stein­zeug und die glä­ser­nen zulässig.

Das Stein­zeug oder das Kru­ken­ge­schirr wird aus rei­nem, magerm, kalk­frei­em Tho­ne und San­de ver­fer­tigt, und bei gro­ßer Hit­ze zu einer halb­ver­gla­se­ten Mas­se, einer Art von Por­cel­lain, gebrannt, wobei auf die glü­hen­den Gefä­ße Koch­salz gewor­fen wird, wel­ches die Ober­flä­che unschäd­lich gla­surt. Das gewöhn­li­che Kru­ken- oder Stein­zeug­ge­schirr ist zwar im frei­en Feu­er nicht halt­bar (es müß­te denn äußer­lich beschla­gen wer­den, Beschlag), wenn aber zur Mas­se noch mehr Sand oder (bes­ser) gepül­ver­te Schir­bel gesetzt wer­den, und der Thon mager ist, so ent­steht ein por­cel­lain­ar­ti­ges, auch in schnell erhö­he­ter Hit­ze halt­ba­res, über­dem von Sal­zen und Flüs­sig­kei­ten un-durch­dring­ba­res, von kei­ner Feuch­tig­keit anzu­grei­fen­des Geschirr, wel­ches folg­lich alle Tugen­den eines arz­nei­li­chen Koch­ge­schirrs besitzt. Von die­ser Art sind die Koch­ge­fä­ße, die sich die Kru­ken­ma­cher zu ihrem eig­nen Küchen­ge­brau­che ver­fer­ti­gen, obgleich nicht unver­langt feil bie­ten. Doch ver­fer­tigt man hie und da der­glei­chen Koch­ge­schir­re auch zu Kauf, z.B. in Sprin­ge bei Han­no­ver; in Brin­ge­hau­sen und Tuni­en bei Copen­brüg­ge und in Min­der unweit Hameln u.s.w. Will man, so kann man auch die­se beschla­gen, Beschlag.

(Man hüte sich, das gewöhn­li­che gel­be, so genann­te eng­li­sche Stein­gut, wel­ches mit Blei gla­surt ist, und über­dem leicht im Feu­er zer­springt, mit dem deut­schen Stein­zeug- oder Kru­ken­ge­schirr zu verwechseln.)

Eben so zweck­mä­ßig zum Arz­neige­brau­che sind die glä­ser­nen Geschir­re, obgleich weni­ger halt­bar gegen Stö­ße und äuße­re Gewalt. Den Feh­ler des leich­ten Zer­sprin­gens über Feu­er hebt man dadurch, daß man sol­che aus­sucht, die kei­ne Stein­chen und Ungleich­hei­ten in ihren Wän­den haben, die durch­aus von glei­cher Dicke, über­haupt aber so dünn als mög­lich sind, vor­züg­lich aber dadurch, daß man den Theil, der dem Feu­er aus­ge­setzt ist, recht eben beschlägt (s. Beschlag); denn wählt man das Sand­bad, so dient die­ses schon statt des Beschlags gegen das Zer­sprin­gen. Das nur all­mäh­li­ge Erhit­zen der kal­ten glä­ser­nen Geschir­re bleibt aber vor allen das sichers­te Ver­hü­tungs­mit­tel des Zerspringens.

In glei­cher Absicht darf man aber bei­der­lei Geschir­re nach voll­ende­tem Kochen auch nicht sogleich der frei­en Zug­luft aus­set­zen, son­dern man setzt sie in gewärm­te Asche, in Stroh, Heu, Hexel, Spreu oder sonst eine locke­re, nicht schnell Wär­me­stoff anzie­hen­de Substanz.

Man wählt zu phar­maceu­ti­schen Koch­ge­schir­ren, wenn nicht zugleich abge­dampft wer­den soll, eng­mün­di­ge, inner­halb räum­li­che Gefä­ße. Unter den glä­ser­nen die­nen kurz abge­spreng­te Kol­ben am gewöhnlichsten.