Katzenbaldrian

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Kat­zen­bal­dri­an, Vale­ria­na offi­ci­na­lis, L. [Zorn, pl. med. Tab. 117.] mit durch­gän­gig gefie­der­ten und gezahn­ten Blät­tern, vor­züg­lich aber die klei­ne­re, etwa zwei Schuh hohe Abart, mit schma­lern, nicht glän­zen­den Blät­tern, wel­che auf ber­gich­ten, trock­nen Plät­zen zwi­schen Stein­hau­fen wächst, und im Juny röth­lich weiß blüht.

Die­se ein­zig zum Arz­neige­brau­che anzu­wen­den­de Pflan­ze unter­schei­det sich von der zwei­ten unkräf­ti­gen Abart dadurch, daß letz­te­re in allen ihren Thei­len weit grö­ßer ist, brei­te­re, glän­zen­de Blät­ter hat, auf vier bis sechs Schuh hoch, an Gra­ben­rän­dern, vor­züg­lich aber in sump­fi­gen Gebü­schen an Wie­sen wächst, und daß die­ser letz­tern ihre Wur­zel etwas grö­ßer, als die der schmal­blät­te­ri­gen, aus­wen­dig asch­far­big, inwen­dig weiß­licht und schwam­mig, in der Mit­ten hol­zig und um das Mark schwärz­lich oder hohl, mit dickern und blas­sern Fasern besetzt, von gerin­germ Geru­che, und schwa­chem, süß­lich­tem Geschma­cke ist.

Noch sorg­fäl­ti­ger aber ist sie zu unter­schei­den von dem fast ganz unkräf­ti­gen, oft dafür, lei­der! gesam­mel­ten Sumpf­bal­dri­an, wel­cher klei­ner ist, und ganz glatt­ran­di­ge Blät­ter hat.

Die im Früh­ling, wenn noch kein Sten­gel, son­dern nur die ers­ten Blät­ter her­vor­ge­sproßt sind, zu sam­meln­de Wur­zel des schmal­blät­te­ri­gen Kat­zen­bal­dri­ans (rad. vale­ria­nae syluestris, mino­ris) besteht aus einem klei­nen Kop­fe, der sich gleich in vie­le dün­ne, etwas zähe Zasern zert­heilt, aus­wen­dig brau­ne, inwen­dig weiß­licht mit einem grün­li­chem Krei­se um das Mark, von Kopf ein­neh­men­dem, ziem­lich wid­ri­gem Geru­che und bei­ßend gewürz­haft, bit­ter­li­chem, unan­ge­neh­men Geschma­cke ist. Die Kat­zen lie­ben den Geruch die­ser Wur­zel sehr, und ver­un­rei­ni­gen sie gern mit ihrem Harn.

Das, beim gelin­des­ten Feu­er aus dem Auf­gus­se (nicht Abko­chung) ein­zu­di­cken­de wäs­se­ri­ge Extrakt, wovon man etwa 1/​3 der Wur­zel erhält, ist sehr kräf­tig, noch weit kräf­ti­ger aber das mit Wein­geist berei­te­te, wovon man etwa 1/​4 bekömmt. Sech­zehn Pfund geben in der wäs­se­ri­gen Destil­la­ti­on etwa drei Loth grün­li­ches, sehr stark rie­chen­des, mild schme­cken­des Oel.

Ihre Wirk­sam­keit in der Fall­sucht, im Veits­tanz und andern Krämp­fen von Beweg­lich­keit der Faser und Wür­mern ist bestä­tigt; auch in Hys­te­rie, im ein­sei­ti­gen Kopf­schmerz, im Schwin­del, in Blöd­sich­tig-keit, dem schwar­zen Sta­a­re, Läh­mung, Wür­mern, Wech­sel­fie­bern, Bleich­sucht und so weiter.

Sie ist etwas hit­zig, und ver­ur­sacht bei Emp­find­li­chen oft star­ke Ausleerungen.

Man hebt sie im Schat­ten wohl getrock­net, und unge­pül­vert in ver­stopf­ten Fla­schen oder zin­ner­nen Schrau­ben­büch­sen ein­ge­drückt, vor der Luft ver­wahrt, auf, weil sie leicht ihre bes­ten Kräf­te ver­liert; und gleich­wohl muß sie all­jäh­rig erneu­ert werden.

Die bes­te Form ist das Pul­ver, dann das geis­ti­ge Extrakt, dann der wäs­se­ri­ge Auf­guß, zuletzt das wäs­se­ri­ge Extrakt.

Das äthe­ri­sche Oel besitzt die kon­zen­trir­tes­ten Kräf­te der Wurzel.