Kampherlorber

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Kam­pher­lor­ber, Lau­rus Cam­pho­ra, L. [Zorn, pl. med. Tab. 524.] mit drei­ade­ri­gen, lan­zet­för­mig eirun­den Blät­tern, ein vor­züg­lich in den Wäl­dern von Japan häu­fi­ger, sehr hoher und dicker Baum, des­sen zer­spal­te­nen und zer­klein­ten Wur­zeln und klei­nen Aes­te von den Land­leu­ten daselbst in mit Ros­ten inwen­dig ver­se­he­nen, bla­sen­ähn­li­chen Töp­fen, mit Was­ser am Boden, einem zwei­tä­gi­gen Kochen aus­ge­setzt wor­den, da denn der rohe Kam­pher in die dar­über gestürz­ten mit Stroh ange­füll­ten Hel­me sich anlegt, und von da als klei­ne grau­li­che Klümp­chen mit ver­schied­nen Unrei­nig­kei­ten von Holz, Stroh und Wol­le gemischt, in höl­zer­nen, mit Stroh bedeck­ten Gefä­ßen, größ­tent­heils über Chi­na, nach Euro­pa gebracht, und (ehe­mals von den Vene­tia­nern) jetzt von den Hol­län­dern in dün­nen Phio­len bei gelin­der Sand­bad­hit­ze durch Sub­li­ma­ti­on, gewöhn­lich ohne Zusatz, gerei­nigt und in zwei Pfund schwe­ren Bro­den ver­führt wird.

Die­se bekann­te, eigen­ar­ti­ge Sub­stanz, der gerei­nig­te Kam­pher (Cam­pho­ra), ist ziem­lich durch­sich­tig weiß, leicht, etwas fett anzu­füh­len, unter den Zäh­nen zähe, wie aus krystal­li­ni­schen Kör­nern zusam­men gesetzt, von beson­derm, duf­ten­dem Geru­che und bit­ter­li­chem, erst bren­nen­dem, dann küh­len­dem Geschma­cke. Er ver­fliegt unmerk­lich, aber geschwind an frei­er Luft, sub­li­mirt in ver­schloß­nen Gefä­ßen unver­än­dert, ver­brennt, am Lich­te ange­zün­det, mit Rauch und Ruß, ist sehr idio­elek­trisch, und löset sich in zwei Thei­len Wein­geist, in Aether, in Oelen aller Art, in der kon-zen­trir­tes­ten Essig‑, Vitri­ol- und Sal­pe­ter­säu­re, wenig aber in irgend einem Lau­gen­sal­ze oder in Was­ser (etwa 1/​250 durch Rei­ben) auf; letz­te­res schlägt ihn aus sei­nen Auf­lö­sun­gen in flo­ckich­ter Gestalt nie­der, und löst ihn dann in ver­schlos­se­nen Gefä­ßen all­mäh-lig wie­der auf, am häu­figs­ten aus Säu­ren, lang­sa­mer aus Wein­geist niedergeschlagen.

Er läßt sich am bequems­ten mit Was­ser mischen mit­telst Gum­mi­schleim, Eidot­ter, ölich­ter Emul­si­ons­sa­men u.s.w. Er macht die Gum­mi­har­ze durch sei­ne Bei­mi­schung weich.

Ohne Ver­mi­schung mit eini­gen Trop­fen Wein­geist, läßt er sich nicht fein pülvern.

Der Kam­pher ist im Han­del fast nie einer Ver­fäl­schung unterworfen.

Er ist seit Jahr­hun­der­ten häu­fig in vie­len Krank­hei­ten mit und ohne Nut­zen äußer­lich und inner­lich – oft nur empi­risch – gebraucht und gemiß­braucht wor­den, da sei­ne eigent­li­che Wir­kungs­art von den all­täg­li­chen Prak­ti­kern über­se­hen ward. Sei­ne all­ge­mei­ne Wir­kung auf den Kör­per, bei mäßi­gen Gaben anfäng­lich die Reiz­bar­keit der Faser, die Lebens­kraft und die Emp­fin­dung zu hem­men (daher Käl­te, Angst, Betäu­bung u.s.w.), geht schnell völ­lig vor­über, und läßt dann den thie­r­i­schen, natür­li­chen und Lebens-Ver­rich­tun­gen nach weni­gen Stun­den des­to freie­res, unge­hin­der­te­res Spiel (es ent­steht des­to leb­haf­te­re Wär­me, erhob­ne­re Kraft, freie­re Besin­nung). Durch jene Kraft über­stimmt und tilgt er in hin­läng­lich gro­ßen Gaben das bei allen anste­cken­den Krank­hei­ten vor­wal­ten­de, Emp­fin­dung, Lebens­kraft und Reiz­bar­keit hem­men­de Ner­ven­fie­ber, und so kehrt bald, nach Zer­bre­chung die­ser Fes­seln, Besin­nung, Mun­ter­keit, Wär­me wie­der zurück. Daher sei­ne Wirk­sam­keit in allen epi­de­mi­schen Fie­bern, in bös­ar­ti­gen Wech­sel­fie­bern, im Bran­de, in der Rose, in zurück­ge­tre­te­nen Haut­aus­schlä­gen, in Rheu­ma­tis­men, in kal­ten Geschwüls­ten, in eini­gen Arten von Manie und Melan­cho­lie, in Quet­schun­gen, in der Stran­gu­rie von Kan-tha­ri­den, in den Nach­we­hen vom Miß­brauche des Queck­sil­bers, der Squil­le, der Pur­gan­zen, des Mohn­saf­tes; – und sei­ne Zweck­wid­rig­keit bei wider­na­tür­li­chen erhö­he­ter Lebens­kraft, ver­stärk­ter Reiz­bar­keit und rei­ner Ent­zün­dung, wenn nicht, je nach­dem der Fall ist, Blut­las­sen, Mohn­saft, Queck­sil­ber, Säu­ren oder Sal­pe­ter zu Hül­fe kommen.

In Wun­den und bei ent­blöß­ten Ner­ven wirkt er als ein Entzündungsmittel.

Man steigt von eini­gen Gra­nen zu zwan­zig, sel­ten zu meh­rern, auf die Gabe.

Der Rauch vom Kam­pher töd­tet Insek­ten wirksam.