Hausenblase

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Hau­sen­bla­se, (Icht­h­yo­col­la, Col­la pisci­um) ist die Schwimm­bla­se aus ver­schied­nen Stör­ar­ten. Die bes­te kömmt von der Sewr­ju­ga, Aci­pen­ser stel­la­tus, L. mit spa­tel­för­mi­gen, etwas auf­wärts gekrümm­tem Rüs­sel, einem Mun­de, des­sen Que­er­durch­schnitt sechs­mahl län­ger als der Län­gen­durch­schnitt ist, unzert­heil­ten Lip­pen, und Bart­haa­ren dicht am Mun­de, der kleins­ten, etwa 4 bis 5 Fuß lan­gen und frucht­bars­ten, im kas­pi­schen Mee­re und der Donau ein­hei­mi­schen Stör­art (und nächst­dem vom Stör, Aci­pen­ser stu­rio, L. [Bloch Fische. D. 3. Tab. 88.] mit stump­fem Rüs­sel, einem an Brei­te und Län­ge glei­chem Mun­de, zwei­spal­ti­gen Lip­pen, und der Rüs­sel­spit­ze nahen Bart­haa­ren, wel­cher bis 18 Fuß lang, in Mee­ren ein­hei­misch ist, und in meh­rern Flüs­sen im April und Mai laicht).

Eine schlech­te­re Sor­te kömmt vom Hau­sen, Aci­pen­ser Huso, L. [Iohnst. pisc. Tab. 25. Fig. 1–3.], dem Ster­let, Aci­pen­ser ruthen­us, L. [Bloch Fische D. 3. Tab. 89.], dem Sil­urus Gla­nis, L. [Bloch Fische D. 1.Tab. 34.] u.a.

Man fängt sie vor­züg­lich an der nörd­li­chen Küs­te des kas­pi­schen Mee­res, beson­ders an der Mün­dung der Wol­ga mit Tau­en, wor­an Angel­ha­ken mit Stri­cken befes­tigt sind. Die aus den Fischen genom­me­ne Luft­bla­se, wird gewa­schen (die äuße­re Haut abge­zo­gen?), der­ge­stalt umge­kehrt, daß die immer sil­ber­farb­ne Haut nach außen kömmt und an der Luft getrock­net; man schlägt sie in ein feuch­tes Tuch, rollt sie, wenn sie bieg­sam gewor­den, zusam­men, und klemmt sie in Gestalt einer Schlan­ge hin und her zwi­schen drei Pflöck­chen, deren vie­le auf ein Bret geschla­gen sind. So halb­ring­för­mig oder in Gestalt eines Huf­ei­sen abge­trock­net, hängt man sie an Fäden auf, bis zur völ­li­gen Trock­nung, und dann sind sie Kauf­manns­gut. Der Markt ist zu Astra­chan, wo die Hau­sen­bla­se von der Sewr­ju­ga mit 40 Rubeln das Pud (zu 40 Pfund), die andern schlech­ten Sor­ten zu 30 bis 12 Rubeln ver­kauft werden.

Die bes­te muß weiß, durch­schei­nend, tro­cken, ganz ohne Geruch, und aus fei­nen Häu­ten zusam­men­ge­setzt seyn.

Ihrer Natur nach stellt sie einen trock­nen Leim oder Gal­ler­te vor, und löset sich, zer­kleint, durch anhal­ten­de Diges­ti­on in Was­ser und Wein­geist auf.

Es ist wahr­schein­lich, daß schlech­te­re Sor­ten Fisch­leim auch aus andern Thei­len die­ser Thie­re, und, wie man sagt, durch Kochen berei­tet wer­den, nach Art des Tischlerleims.

Die Alten bedien­ten sich der Hau­sen­bla­se inner­lich gegen wei­ßen Fluß, Katar­rhe, Ruhr u.s.w. ohne daß sie Nach­ah­mung ver­die­nen. Zweck­mä­ßi­ger ist die Auf­lö­sung in Klysti­ren bei Durch­fäl­len von schar­fen Mate­ri­en. Izt schränkt sich ihr meis­ter Gebrauch auf die Berei­tung des berühm­ten eng­li­schen Pflas­ters und auf die Abhel­lung des Weins ein.