Gummi

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Gum­mi nenn­ten die Alten alle aus Gewäch­sen von selbst oder aus Ein­schnit­ten flie­ßen­den, nach­ge­hends erhär­te­ten Säf­te, sie moch­ten nun blos schlei­mi­ger, oder auch zugleich har­zi­ger Natur seyn.

Die Neu­ern ver­ste­hen unter Gum­mi blos den trock­nen vege­ta­bi­li­schen Schleim, einen Kör­per, wel­cher in sei­ner gehö­ri­gen Rei­nig­keit weiß, durch­sich­tig, hart, sprö­de, geruch- und geschmack­los, und in kal­tem Was­ser mit Bei­be­hal­tung sei­ner Durch­sich­tig­keit und Farbelo­sig­keit leicht auf­lös­bar ist zu einer zähen Flüs­sig­keit, die man (vege­ta­bi­li­schen) Schleim nennt, und wor­aus es sich wie­der unver­än­dert nie­der­schla­gen läßt durch Wein­geist, Lau­gen­sal­ze, Säu­ren u.s.w. Sei­ne inne­re Natur ist nur in so weit bekannt, daß es aus Brenn­stoff, Gewächs­säu­re, und einem gerin­gen Ant­hei­le an Phos­phor­säu­re und Kalk­er­de besteht.

Von dem thie­r­i­schen Schlei­me oder der Gal­ler­te unter­schei­det sich das Gum­mi dadurch, daß es bei der Destil­la­ti­on einen sau­ren Geist lie­fert, in Was­ser auf­ge­löst aber bei der Wär­me nicht fault, son­dern zur sau­ren und zur Schim­mel­g­äh­rung übergeht.

So gewiß uns auch man­che tabel­la­ri­sche Schei­den­künst­ler ver­si­chern, daß die eigent­li­chen Gum­men in ihrer Natur unter sich gar nicht ver­schie­den wären, so gewiß ist es jedoch, daß eini­ge wenigs­tens als Spe­zi­es Einer Gat­tung von den übri­gen abwei­chen, und weit mehr Schleim­kör­per als and­re besit­zen, das ist, eine weit grö­ße­re Men­ge Was­ser zu einem Schlei­me von bestimm­ter Zähig­keit, Kleb­rig­keit und Dick­flüs­sig­keit umbil­den, als and­re, und daß eini­ge zur Misch­bar­ma-chung eini­ger Har­ze, Oele, des Kamp­fers und des Queck­sil­bers mit Was­ser sehr brauch­bar sind, and­re wenig oder nur sehr unvoll­kom­men. Man ver­glei­che Tra­ganth und Kirsch­gum­mi; sie ver­hal­ten sich an Schleim­kraft wenigs­tens wie 30 zu 1. Eben so das in den Samen des Flöh­sa­men­we­ge­richs ent­hal­te­ne Gum­mi zu dem in den Quit­ten­ker­nen enthaltnen.

Die Gum­men sind gelind näh­rend, vor­züg­lich aber Schär­fe ein­wi­ckelnd, schmei­di­gend, erweichend.