Federharzheve

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Feder­harz­he­ve, Caout­cho­va ela­s­ti­ca, Gm. [Aublet pl. guj. Tab. 335.] Die­ser bis 60 Schuh hohe Baum, wel­cher im süd­li­chen Ame­ri­ka in den Wäl­dern von Kajen­ne, der Pro­vinz Qui­to und am Ama­zo­nen­flus­se wächst, gehört zu der Klas­se der Pflan­zen mit (fünf) in Ein Rohr zusam­men­ge­wach­se­nen Staub­fä­den, und halb­ge­trenn­ten Geschlech­tern. Man hielt ihn sonst für eine Art Iatro­pha (ela­s­ti­ca);aber fälsch­lich. Die Ein-gebor­nen, die ihn Heve nen­nen, rit­zen ihn unten am Stam­me auf, las­sen den her­aus­drin­gen­den Milch­saft in unter­ge­setz­te Gefä­ße flie­ßen, über­ziehn damit thö-ner­ne For­men, und set­zen sie der Hit­ze oder dem Rau­che aus. Wenn der Ueber­zug getrock­net ist, so spüh-len sie mit Was­ser den Thon aus, und so bekom­men wir dieß Feder­harz gewöhn­lich in Gestalt von Fla­schen, wel­che das Ansehn von Leder haben.

Die­se sehr dehn­ba­re elas­ti­sche Sub­stanz (Resi­na ela­s­ti­ca, cai­en­nen­sis, Gum­mi ela­s­ti­cum), wel­che sich weder von Was­ser, noch Wein­geist, noch Lau­gen­sal­zen, wohl aber von äthe­ri­schen Oelen, unter andern dem Ter­ben­thin­öle und vom Vitriol­äther mit Bei­be­hal­tung ihrer Feder­kraft auf­lö­sen läßt, und am Lich­te mit Flam­me brennt, ist von ganz eig­ner, noch unbe­kann­ter Natur.

Sei­ne Bieg­sam­keit, Fes­tig­keit, und Schnell­kraft machen es sehr geschickt zu ver­schied­nen chir­ur­gi­schen, zum Theil unent­behr­li­chen, Instru­men­ten, zu Son­den, Bou­gies, Kathe­der­röh­ren, Röh­ren zum Ein­sprit­zen und Aus­sau­gen ver­schied­ner Flüs­sig­kei­ten und Klystir­röh­ren, zu nach­gie­bi­gen Ban­da­gen, zu Mut­ter­krän­zen u.s.w. Werk­zeu­gen, wel­che größ­tent-heils ver­fer­tigt wer­den, indem man die dazu dien­li­chen For­men mit einer Auf­lö­sung des Feder­har­zes in rek­ti­fi­zir­tem Vitriol­äther öfters bestreicht und indeß jedes­mal den Ueber­zug trock­nen läßt.

Die käuf­li­chen Fla­schen die­nen außer­dem zum Aus­sau­gen der Milch aus den Brüs­ten, statt den Bla­sen zu Klysti­ren, zum Auf­fan­gen des Harns bei Läh­mung des Bla­sen­hal­ses u.s.w.