Auspressen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Aus­pres­sen (Expres­sio). Die­ser mecha­ni­schen Vor­rich­tung bedient man sich, um aus fes­ten Thei­len eine Flüs­sig­keit zu schei­den, wel­che von selbst nicht aus­rin­nen wür­de. Man bedient sich ihrer, um aus Samen u.d. gl. die fet­ten Oele, aus den fri­schen Pflan­zent­hei-len den Saft zu gewin­nen, und zu meh­rern ähn­li­chen Behufen.

Die­ses geschieht, indem man die Sub­stan­zen, wel­che vor­her von allen Unrei­nig­kei­ten, Scha­len u.s.w. befrei­et, gesto­ßen oder gequetscht wor­den, und in einen lei­ne­nen, hänfe­nen oder pfer­de­haar­nen Beu­tel geschüt­tet sind, zwi­schen die bei­den Plat­ten einer Pres­se bringt, die ver­mit­telst einer Schrau­be ange­zo­gen wird.

Oft sind die Pflan­zen zu wenig saf­tig oder zu schlei­mig, als daß sie ihre Feuch­tig­keit beim Pres­sen bequem von sich gäben, dann ist es dien­lich, sie beim Zer­quet­schen und Sto­ßen mit etwas Was­ser zu ver­mi­schen, und so auszupressen.

Um die Oele aus Samen u. dgl. des­to reich­li­cher zu schei­den, ist es in den meis­ten Fäl­len dien­lich, die Plat­ten vor­her etwas zu erwär­men. Sie etli­che Minu­ten in kochen­dem Was­ser lie­gen zu las­sen, ist gewöhn­lich hin­rei­chend; wer­den sie aber stär­ker erhitzt, so zer­setzt sich unter dem Aus­pres­sen ein Theil des Oels, und es wird dann leicht ran­zig, wel­ches man zu ver­mei­den hat. Die genann­te Erwär­mung der Plat­ten ist selbst dann erlaubt, wo das kal­te Aus­pres­sen des Oels vor­ge­schrie­ben ist. Wo aber letz­te­re Vor­schrift nicht vor­han­den ist, wird auch mit vie­lem Vort­hei­le der zer­quetsch­te und zer­sto­ße­ne Samen unter bestän­di­gem Umrüh­ren in einem eiser­nen Kes­sel vor­her erwärmt, ehe man ihn aus­preßt. Nie aber darf die­ses Warm­ma­chen stär­ker seyn als das der Plat­ten; über die Hit­ze des sie­den­den Was­sers darf es in kei­nem Fal­le stei­gen, zu wel­cher Mäßi­gung viel Behut­sam­keit gehört, man müß­te denn das Rüh­ren, wie wohl bes­ser wäre, in einem Kes­sel vor­neh­men, wel­cher in einem grö­ßern mit kochen­dem Was­ser ange­füll­ten sieht.

Wenn man Man­deln und der­glei­chen Samen zum zwei­ten male aus­pres­sen will, so pflegt man bei dem Erwär­men etwas Was­ser hin­zu zu set­zen, theils um das Anhän­gen die­ser Din­ge im Kes­sel zu ver­hü­ten, theils damit sich das Was­ser in die Tres­tern hin­ein zie­he und die Ent­wi­cke­lung des Oels erleichtere.

Das von der Pres­se flie­ßen­de Oel ist trü­be, es rei­nigt sich aber durch die Ruhe, indem es die grö­bern, schlei­mi­gen Thei­le am Boden absetzt. Ehe man es ver­wahrt, gießt man es von die­sem Boden­sat­ze ab, weil es sonst durch den Gäh­rung erre­gen­den Schleim leich­ter in Ver­derb­niß gehen würde.

Je dün­ner und fes­ter der Sack ist, wor­in die Sub­stanz gepreßt wird, des­to weni­ger Oel zieht sich in den­sel­ben, und des­to weni­ger Ver­lust hat man.

Bei allem Pres­sen ist die Vor­sicht nöthig, daß man die Schrau­ben anfangs nur sehr gelin­de und lang­sam anzie­he, damit der ungleich gedrück­te Beu­tel nicht zer­rei­ße, und nur erst dann, wenn die meis­te Flüs­sig­keit aus­ge­lau­fen ist, stär­ker, zuletzt aber mit aller Hef­tig­keit zuschraube.

Die Pres­sen soll­ten nicht lang und schmal, und nur mit zwei Schrau­ben ver­se­hen seyn; sie bie­gen sich in der Mit­te, und der Preß­sack weicht gewöhn­lich von der einen oder der andern Sei­te aus. Sind sie aber rund und mit drei Schrau­ben besetzt, so geschieht keins von bei­den, und man kann die größ­te Gewalt anwen­den. Dann wer­den die Plat­ten rund, und die unte­re mit auf­ge­bo­ge­nem Ran­de hat eine Schnaut­ze, wor­aus die Flüs­sig­keit her­ab­läuft, und die Pres­se nicht berührt.

Klei­ne Mas­sen, wel­che nicht die größ­te Gewalt zum Aus­pres­sen ver­lan­gen, schlägt man in ein Stück Lein­wand fest ein, und dreht dann an bei­den Zip­feln, aber in ent­ge­gen gesetz­ter Rich­tung, so stark und so lan­ge, bis man sei­ne Absicht erreicht hat.

Sub­stan­zen, wel­che bei star­kem Pres­sen ihre Feuch­tig­keit nicht fah­ren las­sen, ohne selbst durch die Zwi­schen­räu­me des Beu­tels hin­durch zu drin­gen, z.B. nie­der­ge­schla­ge­ne noch brei­för­mi­ge Bit­ter­salzer­de, behan­delt man so, daß man den zuge­bun­de­nen Beu­tel auf einen etwas geneig­ten rei­nen Tisch legt, und ein Bret dar­über, wel­ches man mit nach und nach ver­grö­ßer­ten Gewich­ten beschwert.

© Run­de Pres­se mit drei Schrau­ben a, a, a. Die sechs­kan­ti­gen Schrau­ben­mut­tern b, b, b. Die unte­re Plat­te mit erhö­he­tem Ran­de C. Der her­vor­ra­gen­de Aus­guss dar­an d. Der Schlüs­sel zu den Schrau­ben­mut­tern E.