Abdampfschalen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Abdampf­scha­len. Zur Berei­tung der Dick­säf­te, der Extrak­te u. der bis zum Anschuß­punk­te zu brin­gen­den Salz­flüs­sig­kei­ten aller Art hat man seit lan­ger Zeit die kup­fer­nen Geschir­re zu ver­mei­den gesucht, und mit Recht, da sich so sehr leicht etwas von die­sem Metal­le in hei­ßen und erkal­ten­den Flüs­sig­kei­ten aller Art (wenn sie auch noch so wenig salz­haft schei­nen) auf­lö­sen läßt, und alle Kup­fer­sal­ze auch in sehr klei­ner Men­ge als hef­ti­ge Brech­mit­tel wir­ken. Man such­te, wie gesagt, von jeher die kup­fer­nen Abdampf­ge­schir­re zu ver­mel­den, aber man kehr­te immer wie­der zu ihnen zurück, da man kei­ne halt­ba­re, wohl­fei­le Geschir­re and­rer Art an ihre Stel­le zu set­zen wußte.

Die eiser­nen Geschir­re schie­nen vor­züg­li­cher, und sie sind es auch; sie sind wohl­feil, und wenn sich auch etwas davon auf­lö­se­te, so ent­stand ein Eisen­salz irgend einer Art dar­aus. Ein sol­ches Eisen­salz konn­te man frei­lich nicht für gift­ar­tig erklä­ren, viel­mehr in meh­rern Fäl­len als der Gesund­heit sehr heil­sam. Indeß ist doch nicht weni­ger gewiß, daß alle Eisen­sal­ze der Kör­per­be­schaf­fen­heit mit straf­fer Fiber und sehr kon­zen­trir­tem, zu Ent­zün­dung geneig­tem Blu­te nicht wenig nacht­hei­lig sind; es ist gewiß, daß ver­schied­ne, sogar Mit­tel­salz­flüs­sig­kei­ten (Sal­mi­a­kar­ten, metal­li­sche Sal­ze, phos­phor­saure Sal­ze, Alaunar­ten u.s.w.) durch Eisen völ­lig zer­stört wer­den, der sau­ren (in Eisen gar nicht zu behan­deln­den) Flüs­sig­kei­ten nicht ein­mal zu geden­ken; es ist gewiß, daß das adstrin­gi­ren­de Wesen, wel­ches sich in sehr vie­len Gewäch­sen fin­det, von denen man es kaum glau­ben soll­te, das Eisen zu einer ekel­haft schme­cken­den, schwarz oder schwärz­lich fär­ben­den Din­te zer­setzt, geschwei­ge denn die Gewächs­säf­te von fast gänz­lich adstrin­gi­ren­der Natur; und über­dem ist es gewiß, daß die weis-sen Salz­flüs­sig­kei­ten aller Art dadurch eine mehr oder weni­ger gel­be oder wohl gar brau­ne Far­be bekommen.

Was hin­dert uns, zu andern Gefä­sen zu grei­fen, wenn sich deren fin­den? Man neh­me Abdampf­scha­len von fei­nem Berg­zin­ne für alle Flüs­sig­kei­ten, wel­che nicht offen­bar sau­rer Natur sind. Die Weich­heit des Zin­nes ist kein Ein­wurf für Künst­ler, wel­che bei so vie­len Glas­ge­schir­ren Behut­sam­keit ler­nen. Der angeb­li­che Arse­nik­ge­halt des Berg­zin­nes ist noch strei­tig, und, wie die Erfah­rung zeigt, ganz unbe­trächt­lich und nicht nen­nens­werth. Will man noch rein­li­cher arbei­ten, so kann man Abdampf­scha­len von grau­em Stein­zeu­ge neh­men, (eine Art von gerin­gem Por­zel­lain, mit Koch­salz gla­surt,) aber von eng­li­schem oder ähn­li­chem ja nicht, da dies größ­tent­heils mit Blei gla­surt ist. Aehn­li­che und noch net­te­re Abdampf­scha­len kann man sich von Glas ver­fer­ti­gen lassen.

Der Unbe­quem­lich­keit von bei­den letz­tern Gefä­sen, im Feu­er leicht zu sprin­gen, hilft ein guter Beschlag ab, den man mit einer ähn­lich geform­ten Scha­le von Eisen­ble­che auf lan­ge Zeit befes­tigt. Man trägt auf die äuße­re Sei­te der glä­ser­nen oder stein­zeug­nen Scha­le einen Teig von rothem Bolus­pul­ver und glei­chen Thei­len vene­di­schem Talk­stei­ne mit Lein­öl­fir­niß ange­rührt, ein Paar Mes­ser­rü­cken dick gleich­för­mig auf, paßt die ähn­li­che Scha­le von Eisen­blech dar­über, drückt sie mög­lichst fest an, und befes­tigt letz­te­re um den Rand der glä­ser­nen oder stein­zeug­nen Abdampf­scha­le mit einem star­ken Drathe.

Dann kann man sie nöthi­gen­falls gleich über frei­es Feu­er set­zen, ohne das min­des­te Zer­sprin­gen zu befürchten.

Sie müs­sen so flach als mög­lich seyn.

Die Abdampf­ge­schir­re für das Was­ser­bad sehe man unter Was­ser­bad und Dick­säf­te nach.

© Glä­ser­ne oder stein­zeug­ne Abdampf­scha­le äus­ser­lich mit Kütt und einer ble­cher­nen Kap­pe beschlagen.