Lesetipp: Vergessene Heilpflanzen

© AT Ver­lag, Aarau

Wer auf den Pfa­den “Ver­ges­se­ner Heil­pflan­zen” wan­deln will, wird durch ein Buch mit glei­chem Titel an die Hand genom­men. Der Buch­au­tor Rudi Bei­ser hat­te Wild­kräu­ter-Tou­ren ange­bo­ten und war von Inter­es­sier­ten nach Heil­stof­fen, Rezep­ten und Geschich­ten befragt wor­den. Da er sich zu den Heil­stof­fen von Wild­kräu­tern noch nicht kun­dig gemacht hat­te, begann zunächst sei­ne eige­ne Rei­se. Er wälz­te alte Bücher und erkann­te erstaunt, dass es vie­le Heil­pflan­zen in Deutsch­land als “nicht wirk­sam” z.B. in Mono­gra­phien (sie­he Geschich­te der Mono­gra­phien) ein­ge­stuft wer­den. In Län­dern, in denen jedoch noch eine leben­di­ge tra­di­tio­nel­le Erfah­rungs­me­di­zin aus­ge­übt wird, wie z.B. Iran, Bul­ga­ri­en, Tür­kei oder Rumä­ni­en besteht eine ande­re Hal­tung gegen­über Heil­pflan­zen: Sie wer­den wei­ter­hin im volks­heil­kund­li­chen Sin­ne ange­wen­det. In man­chen Uni­ver­si­tä­ten fin­den die Wild­kräu­ter zusätz­li­che Beach­tung und wer­den phar­ma­ko­lo­gisch erforscht. Das ist eine grund­sätz­lich ande­re Her­an­ge­hens­wei­se, wie sie in den west­li­chen Indus­trie­na­tio­nen besteht, wo die “Evi­denz” im Vor­der­grund steht: Also die unum­stöß­li­che Gewiss­heit oder fak­ti­sche Gege­ben­heit, dass eine Heil­pflan­ze Wirk­stof­fe enhält, die tat­säch­lich und repro­du­zier­bar nach­ge­wie­sen wer­den kön­nen. Die­se Her­an­ge­hens­wei­se soll die Sicher­heit der End­ver­brau­cher gewähr­leis­ten. Doch wie sich zeig­te, sind auf die­se Wei­se vie­le Heil­pflan­zen als “nicht wirk­sam” ein­ge­stuft in Ver­ges­sen­heit geraten.

Bei­ser hat sich also nicht den bekann­ten und bei uns aner­kann­ten Heil­pflan­zen wie Johan­nis­kraut, Bal­dri­an oder Kamil­le zuge­wandt. Son­dern den Unkräu­tern, Wild­kräu­tern, die nach evi­denz­ba­sier­ten Ansät­zen in den deutsch­spra­chi­gen Lan­den schon lan­ge kei­ne Chan­ce mehr haben.

Der Autor wähl­te 24 Heil­pflan­zen (z.B. Blut­wei­de­rich, Klei­ne Brau­nel­le, Pfen­nig­kraut, Por­tu­lak) aus, und bear­bei­te­te sie sys­te­ma­tisch: Zu einem jewei­li­gen Pflan­zen­por­trät gehört die Beschrei­bung, Stand­ort und die Geschich­te. Er geht auf den Nut­zen der Wild­pflan­zen ein, geht Geschich­ten, Bedeu­tun­gen von Signa­tu­ren nach. Oder gibt auch magisch-scha­ma­ni­sche Bedeu­tun­gen wider. Zuletzt hat der Autor noch die “rich­ti­gen” Wirk- und Inhalts­stof­fe zusam­men­ge­tra­gen wie auch Wir­kun­gen und eini­ge Rezepte.

Fazit: Das Buch ist schön auf­ge­macht, ent­hält bei­spiels­wei­se schö­ne Fotos. Der Text ist über­sicht­lich und ver­ständ­lich geschrie­ben. Die Rezep­te sind genau genug dar­ge­stellt, dass sie nach­ge­macht wer­den kön­nen. Dies ist oft ein Mako bei soge­nann­ten “Rat­ge­bern”.

Bei­ser, R: Ver­ges­se­ne Heil­pflan­zen. Bota­nik, Volks­kun­de, Anwen­dun­gen. AT Ver­lag, Aar­au. 2016. (Link Ama­zon)

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2019).
wei­te­re Infos
Geschich­te und Bedeu­tung der Monographien

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