Nicht nur das bekannte Oliven- oder Sonnenblumenöl kann einen guten Beitrag bei der täglichen Ernährung leisten. Zahllose Öle aus Heilpflanzen, Bäumen oder exotischen Pflanzen stehen zur Verfügung: Sie haben unterschiedliche Geschmäcker und Zusammensetzungen. Das Ausprobieren macht Spaß und erweitert den täglichen Speiseplan um ein wertvolles Nahrungsmittel.
Knorrige Olivenbäume, typisch für die Mittelmeerregion
Jedes Speiseöl riecht, schmeckt oder sieht anders aus. Sie unterscheiden sich aufgrund der Aromen, flüchtigen Inhaltstoffe oder ihnen typischen Fettsäuremustern. Doch nicht nur dass: Wer täglich Olivenöl in der Küche nutzt, weiß, wie unterschiedlich allein Olivenöle schmecken können. Den Bewohnern der Mittelmeerländer beispielsweise ist dies selbstverständlich. Sie wissen, dass auch die Böden oder das Klima besonderer Regionen ihres Landes Unterschiede schaffen, weshalb viele Italiener “ihr” Olivenöl kaufen oder nutzen. Olivenöl ist in Italien (oder Griechenland, Spanien) Teil der Lebenskultur. Und wer das Glück hat, sogar noch Verwandte oder Bekannte auf dem Land zu haben, die eine Ölmühle betreiben, verwendet eben dieses Olivenöl und ist stolz darauf. Und: Wegen seiner vielfältigen gesundheitlichen Wirkung ist dem Olivenöl sogar eine Monographie gewidmet worden.
Auch die Wissenschaft hat sich mit Ölen beschäftigt: Welche Vor- oder Nachteile bringen kaltgepresste Öle, wie verändert Anbau, Lagerung oder Haltbarkeit die jeweiligen Öle? Welche Öle enthalten besonders wertvolle Inhaltsstoffe, und wofür lassen sie sich am besten verwenden? In der Nahrungsmittelindustrie, bei der Kosmetikherstellung oder auch in der Maschinenbauindustrie ist wichtig, wie sich Öle verhalten, und welche Möglichkeiten sie bei der Verarbeitung bieten.
Doch zurück zum Hausgebrauch. Das Ausprobieren von Speiseölen kann auch hier eine Wissenschaft für sich sein: Welches Speiseöl eignet sich zum Braten, welches zerfällt und verliert seine wertvollen Eigenschaften? Welches Öl eignet sich besonders für bestimmte Speisen? Hier eine kleine Auswahl. Und wer mehr wissen möchte, dem sei das Buch von Sabine Krist (siehe Quellenangabe oder Buchbesprechung) ans Herz gelegt. Darauf beziehen sich nachfolgende Beispiele:
Hanföl
Hanföl
Hanföl hat hohe Anteile an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Seine γ‑Linolensäure-Anteile sind besonders hervorzuheben, die kommen sonst nur als ω‑3-Fettsäuren in Fischölen vor (weitere enthaltene Fettsäuren: Palmitinsäure, Palmitoleinsäure, Stearinsäure, Ölsäure)
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Hanföl sich positiv auf menschliche Zellmembranen beziehungsweise auf die Elastizität der Blutgefäße oder Fließfähigkeit des Blutes auswirken. Hanföl ist auch ein gutes Hautmittel. Es hat entzündungshemmende Substanzen, die z.B. bei Schuppenflechte oder Neurodermitis helfen. Zu letzten Aussagen gibt es keine Studien, doch manche Neurodermitiker nutzen Hanföl zur Symptomverbesserung ihrer entzündeten Haut.
Hanföl ist nicht zum Braten oder Frittieren geeignet. Wegen seines nussigen (und krautigen) Geschmacks wird Hanföl in Salaten, Saucen oder Dressings benutzt. Genauso gut wie Olivenöl eignet sich Hanföl zum Dippen in Brot mit Salz und Pfeffer.
Kürbiskernöl
Kürbiskeröl
Kürbiskernöl hat einen intensiv nussigen, sehr aromatischen Eigengeschmack. Es peppt jeden geschmacklosen Eisbergsalat auf und macht daraus einen gesunden Salat. Eben wegen seines Eigengeschmacks lässt sich das Kürbiskernöl nicht für alle Salate oder Speisen einsetzen. Bei Zutaten, die selbst einen Eigengeschmack haben wie z.B. bittere Endiviensalate, ist Kürbiskernöl nicht geeignet. Auch Zutaten, die einen besonders feinen Geschmack haben, eignet es sich nicht, hier würde das hocharomatische Speise, dass auch schon so riecht, alles dominieren.
Kürbiskernöl hat hohe Anteile ungesättigter Fettsäuren und enthält Selen, Vitamin A, E und Carotinide. Auch wegen des hohen Gehalts an Linolsäure und Phytosterinen wird dem dunklen Speiseöl eine cholesterinsenkende Wirkung zugeschrieben – so wird eine Hemmung des Cholesterins im Darm angenommen.
Leinöl
Leinöl
Das Leinöl war früher in Mitteleuropa ein bedeutsames Speiseöl, weil Leinsaat überall angebaut wurde. Leinöl findet deshalb bei Rezepten der guten alten Hausmannskost in vielen mitteleuropäischen Regionen Verwendung. In Berlin und Umgebung war beispielsweise gekochte Kartoffeln mit Quark und Leinöl ein häufig gekochtes Alltagsgericht. Das Leinöl versorgt den menschlichen Organismus mit essentiellen Fettsäuren, die vom Menschen nicht selbst hergestellt werden können. Neben Linolensäure, Omega-3-Fettsäuren – zum Auf- und Umbau vieler Körperfunktionen nötig – enthält Leinöl zudem wertvolle Mineralstoffe wie Calcium, Phosphor und Spurenelemente. Leinöl hat ein leicht bitteren Geschmack und ein blumig, duftendes Aroma.
Autorin
• Marion Kaden, Heilpflanzen-Welt (November 2016).
Quelle
[1] Krist, Sabine: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle (2. Aufl.). Springer Verlag, Wien, 2013. Preis: 77,81 € direkte Bestellung
weitere Infos
• Buchbesprechung: Krist: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle.
• Das natürliche Multi-Talent Lein
• Leinsamen Monographie
• Hanf: Teufelszeug oder Heilpflanze
• Olivenöl Monographie