Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 18, Rainfarn (1917)

Rain­farn

Der Rain­farn, Tanace­tum vul­ga­re oder Chry­san­the­mum vul­ga­re Bernh., ist eine mehr­jäh­ri­ge Pflan­ze mit kräf­ti­gem, ½‑1,2 m hohem, fast kah­lem und meist unver­zweig­tem Sten­gel. Die läng­li­chen Blät­ter ste­hen am Sten­gel ein­an­der nicht gegen­über; sie sind wie eine Feder geteilt. An den unte­ren Blät­tern sind die ein­zel­nen Abschnit­te tief gespal­ten, an den obe­ren Blät­tern sind sie schwach gespal­ten, oder der Rand erscheint nur gesägt. Der Mit­tel­strei­fen der Blät­ter ist nach der Spit­ze zu all­mäh­lich ver­brei­tert; die unte­ren Blät­ter sind gestielt, die obe­ren stiel­los (sit­zend); alle sind fast kahl; am Grun­de der Blät­ter ste­hen noch zwei ohren­för­mi­ge Blätt­chen. Die Blü­ten­köpf­chen ste­hen an der Spit­ze des Sten­gels und der obers­ten Zwei­ge in dich­ten, fast ebe­nen, auf­rech­ten Blü­ten­sträu­ßen. Der grü­ne Kelch, der die Blü­te umhüllt, ist halb­ku­ge­lig, die auf einem etwas vor­ge­wölb­ten Blü­ten­bo­den ste­hen­den gold­gel­ben, zahl­lo­sen, klei­nen Blü­ten eines Köpf­chens sind alle gleich­ar­tig röhrenförmig.

Der Rain­farn ist an Rai­nen, am Ran­de von Wäl­dern, Äckern und Wie­sen, an Stra­ßen­däm­men, auf san­di­gen Hügeln, Schaf­wei­den, an leh­mi­gen Fluß­u­fern über­all in Deutsch­land häu­fig anzu­tref­fen und tritt beson­ders in den Über­schwem­mungs­ge­bie­ten der gro­ßen Flüs­se oft in dich­ten Bestän­den auf.

Man sam­melt von der Pflan­ze vom Juli bis Okto­ber ent­we­der nur die Blü­ten­köpf­chen, die als Flo­res Tanace­ti im Han­del sind, oder das gan­ze Kraut, d. h. die obe­ren wei­chen Tei­le des Sten­gels samt den ansit­zen­den Blät­tern und Blü­ten­köpf­chen (Her­ba Tanace­ti). Die­se Pflan­zen­tei­le besit­zen einen star­ken wür­zi­gen Duft und einen bit­te­ren Geschmack; sie wer­den in dün­ner Schicht auf gut gelüf­te­ten Böden aus­ge­brei­tet und getrocknet.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.

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