Arzneipflanzen-Merkblätter des Kaiserlichen Gesundheitsamts: Nr. 20, Malvenblätter (1917)

Mal­ven­blät­ter, Malvenblüten

Die wil­de Mal­ve, Käse­pap­pel, Roß­pap­pel, Mal­va sil­vestris L., ist eine zwei­jäh­ri­ge Pflan­ze mit einem 30 cm bis 1,20 m hohen, rauh­haa­ri­gen Sten­gel, der sowohl am Boden nie­der­lie­gen als auch bis in auf­rech­te Stel­lung über­ge­hen kann. Es gibt bis­wei­len mehr­jäh­ri­ge Mal­ven­pflan­zen, die aber auch dann nicht hol­zig wer­den. Die Blät­ter ste­hen am Sten­gel nicht ein­an­der gegen­über und haben etwa 10 cm lan­ge Stie­le; die Grund­form der Blatt­flä­che ist rund; die Blät­ter sind 7–11 cm lang, 12–15 cm breit; am Grun­de sind die Blät­ter flach herz­för­mig aus­ge­schnit­ten; bis­wei­len sind sie abge­stutzt; sie sind in drei oder meist fünf Lap­pen geteilt; die Lap­pen grei­fen ziem­lich tief in die Blatt­flä­che hin­ein und sind spitz; der Blatt­rand ist unre­gel­mä­ßig gesägt, die drei oder fünf Haupt­ner­ven des Blat­tes strah­len sämt­lich von dem Grun­de der Blatt­flä­che aus; die Behaa­rung ist meist spär­lich. Die Blü­ten ste­hen zu meh­re­ren in Büscheln in den Ach­seln der Blät­ter und sind lang­ge­stielt; der 5–8 mm hohe Kelch ist in fünf Lap­pen gespal­ten und besitzt außen noch einen aus drei Blätt­chen gebil­de­ten Außen­kelch. Die blau­vio­let­te Blu­men­kro­ne besteht aus fünf zar­ten, 2–2,5 cm lan­gen, am obe­ren Ende tief ein­ge­schnit­te­nen Blu­men­kron­blät­tern, in deren Mit­te eine hohe, aus den Staub­fä­den gebil­de­te Röh­re steht. Der Frucht­kno­ten hat zehn Fächer und ist von der Form eines fla­chen Kuchens.

Die wil­de Mal­ve ist in ganz Deutsch­land ver­brei­tet und fin­det sich an Zäu­nen, Hecken, buschi­gen Abhän­gen und auf Schutt­stel­len mit­un­ter in gro­ßen Mengen.

Vom Juni bis Sep­tem­ber wer­den von der Mal­ve einer­seits die Blü­ten samt dem Kelch und einem Stück des Stiels, die Flo­res Mal­vae des Han­dels, ande­rer­seits die Blät­ter mit ihren lan­gen Blatt­stie­len, die Folia Mal­vae des Han­dels, gesam­melt und in dün­ner Schicht aus­ge­brei­tet auf gut gelüf­te­ten Böden getrocknet.

Als Mal­ven­blät­ter kön­nen auch die Blät­ter der Mal­va negle­c­ta Wallr. gesam­melt wer­den, einer Pflan­ze, die an den­sel­ben Stand­or­ten vor­kommt wie die Mal­va sil­vestris, ihr auch äußer­lich recht ähn­lich ist, aber schon durch ihre viel klei­ne­ren Blü­ten, die als Mal­ven­blü­ten nicht ver­wen­det wer­den, abweicht. Ihre Blät­ter haben einen bis 20 cm lan­gen Stiel; die fünf bis sie­ben Lap­pen des im Umfan­ge annä­hernd kreis­run­den Blat­tes sind stumpf, und die Blatt­flä­che besitzt am Grun­de einen tie­fen, schma­len Ein­schnitt. Ihr Durch­mes­ser beträgt bis 2 cm.

Auf den Mal­ven­blät­tern fin­det sich häu­fig ein Pilz, der auf­fal­len­de gel­be Spo­ren­häuf­chen her­vor­bringt, der soge­nann­te Mal­ven­rost. Es ist emp­feh­lens­wert, stark vom Pilz befal­le­ne Blät­ter nicht zu sam­meln, da dadurch die Dro­ge unan­sehn­lich wird.

Beach­tet beim Sam­meln die in einem beson­de­ren Merk­blatt zusam­men­ge­stell­ten all­ge­mei­nen Regeln. Schont beim Sam­meln die Fel­der und Äcker. Geht nicht beim Sam­meln in die Fel­der hin­ein, sam­melt nur, was am Ran­de steht, reißt nicht die gan­zen Pflan­zen aus, wenn ihr nur die Blü­ten oder Blät­ter zu sam­meln braucht. Beschä­digt die Bäu­me nicht und reißt von ihnen kei­ne Äste ab. Sam­melt nur, wo die Pflan­zen zahl­reich vor­kom­men, laßt ver­ein­zel­te ste­hen, rot­tet sie nicht aus.

Quel­len
Arz­n­ei­pflan­­zen-Mer­k­­blä­t­­ter des Kai­ser­li­chen Gesund­heits­amts /​​ Bearb. in Gemein­schaft mit d. Arz­n­ei­pflan­­zen-Aus­­­schuß d. Deut­schen Phar­ma­zeut. Gesell­schaft Ber­­lin-Dah­­lem. Sprin­ger, Ber­lin, 1917.

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