Heiltee-Zubereitung will gelernt sein

Rin­gel­blu­men-Tee

Heil­tee ist nicht immer gleich Heil­tee – anders als Ver­brau­cher sich das oft vor­stel­len. Denn die ver­wen­de­ten Heil­pflan­zen sind nicht immer von glei­cher Qua­li­tät. So hängt bereits die Her­stel­lung von zahl­rei­chen Ein­flüs­sen ab: Kor­rek­te bota­ni­sche Heil­pflan­zen-Spe­zi­es und Varie­tät, Boden­be­schaf­fen­heit, Son­nen-Ein­strah­lung, Kli­ma, Art des Anbaus, Ern­te­be­din­gun­gen, Wei­ter­ver­ar­bei­tung oder Lage­rung und Trans­port sind – neben der rich­ti­gen Dosie­rung und Zube­rei­tung des Tees durch Pati­en­ten – bedeut­sam. Des­halb sind auch Rat­schlä­ge zum Sel­ber­sam­meln, Trock­nen und Her­stel­len von Heil­tees, wie sie in vie­len Heil­pflan­zen-Büchern zu fin­den sind, nur unter Vor­be­halt zu befolgen.

Pfef­fer­minz­tee

Selbst­samm­ler müs­sen nicht nur gute Kennt­nis­se von den Heil­pflan­zen haben. Und bei­spiels­wei­se die ech­te (Cha­mo­mil­la recu­ti­ta) von der Römi­schen Kamil­le (Cha­mae­melum nobi­le) unter­schei­den kön­nen. Sie soll­ten ihrer Gesund­heit zulie­be auch nur sol­che Pflan­zen ern­ten, die weit ent­fernt von gro­ßen Stra­ßen (Schwer­me­tall-Belas­tung) oder gedüng­ten Fel­dern (Pes­ti­zid-Ver­seu­chung) wach­sen. Zur spä­te­ren Ver­ar­bei­tung der gesam­mel­ten Pflan­zen­tei­le zu einem Tee gehö­ren Erfah­rung, Geduld und Geschick: Der rich­ti­ge Ern­te­zeit­punkt muss abge­passt wer­den, danach sind die geern­te­ten Pflan­zen­tei­le auf kran­ke Pflan­zen­tei­le zu kon­trol­lie­ren. Blatt­krank­hei­ten oder Schim­mel­pil­ze kön­nen näm­lich die gan­ze Mühe zunich­te machen. Für die spä­te­re Wirk­sam­keit wie Halt­bar­keit des Heil­tees ist auch die Trock­nung von gro­ßer Bedeu­tung: Die Roh­stof­fe dür­fen weder zu lang­sam (Feuch­tig­keit för­dert Schim­mel­pilz), noch zu schnell oder gar zu heiß getrock­net wer­den (Hit­ze kann emp­find­li­che Wirk­stof­fe leicht zer­stö­ren). Hil­fe­stel­lung gibt es in Kur­sen und Exkur­sio­nen von Heil­pflan­zen­gär­ten, Gesund­heits­ver­ei­nen (zum Bei­spiel Kneipp-Ver­ein), bei inter­es­sier­ten Apo­the­kern, Dro­gis­ten oder in Volkshochschulen.

Medizinaltees haben gesetzlich geregelte Wirkstoffmenge

Schaf­gar­ben­tee

Auch wenn es sicher etwas ganz Beson­de­res ist, eige­ne Heil­pflan­zen­tees auf­zu­brü­hen, so bleibt bei den erschwing­li­chen Prei­sen von Heil- bezie­hungs­wei­se Arz­nei­tees die Fra­ge, ob sich Mühe und Kos­ten loh­nen. Unklar bleibt oft auch, ob selbst ange­bau­te und/​oder gesam­mel­te Tees über­haupt genü­gend Wirk­stof­fe ent­hal­ten. Der Nach­weis von Wirk­stof­fen ist näm­lich nur durch auf­wän­di­ge Labor­un­ter­su­chun­gen mög­lich. Genau hier­zu sind Her­stel­ler von Arz­nei- und Bio­tees ver­pflich­tet. Bei jeder Tee-Art grei­fen ande­re gesetz­li­che Vor­ga­ben: Lebens­mit­tel­tee (Lebens­mit­tel­ge­setz), Arz­nei­tee (Arz­nei­mit­tel­ge­setz) oder Bio­tees (Euro­päi­sche Richt­li­ni­en: Öko­lo­gi­scher Anbau). Wer einen Tee kauft, soll­te des­halb auch auf die Tee-Art ach­ten. Lebens­mit­tel­tees aus Heil­pflan­zen (auch Gebrauchs- oder Genuss-Tee genannt) sind auf­grund ihrer Wirk­stoff-Zusam­men­set­zung und der Men­ge medi­zi­nisch wirk­sa­mer Inhalts­stof­fe meist für den Dau­er­ge­brauch im All­tag geeig­net. Wenn es über­haupt medi­zi­ni­sche Effek­te gibt, sind es eher vor­beu­gen­de oder gesund­erhal­ten­de, nicht aber Krank­hei­ten hei­len­de Wir­kun­gen. Arz­nei­tees hin­ge­gen müs­sen Arz­nei­mit­tel­qua­li­tät haben. Das heißt, dass der Gehalt bestimm­ter Wirk­stof­fe einer in Apo­the­ken ver­kauf­ten Heil­pflan­ze gesetz­lich vor­ge­schrie­be­ne Min­dest­wer­te errei­chen muss.

Tees aus ökologischem Anbau

Auch Tees, die das staat­li­che Bio­sie­gel nach EU-Öko-Ver­ord­nung (sie­he www.bio-siegel.de) erwor­ben haben, unter­lie­gen stren­gen Vor­schrif­ten und regel­mä­ßi­gen Kon­trol­len. Dies stellt sicher: “Wo Bio drauf steht, soll auch Bio drin sein”. So wer­den nur natür­lich ange­bau­te Pflan­zen zur Wei­ter­ver­ar­bei­tung erlaubt. Dün­ge­mit­tel (Aus­nah­men Natur­kalk oder Gesteins­mehl) oder Pflan­zen­schutz­mit­tel sind nicht erlaubt. Zahl­rei­che Her­stel­ler wie die Natur­pro­duk­te Dr. Pan­da­lis GmbH, deren Zist­ro­sen­tee (Cys­tus® Bio Tee­kraut Zist­ro­sen­tee, PZN: 15 15 485, sie­he www.pandalis.de) nach den genann­ten Bio­kri­te­ri­en erzeugt wird, sind aus Über­zeu­gung für “Bio” bei der Her­stel­lung: Nach­hal­ti­ger Natur- und Pflan­zen­schutz und der Erhalt der natür­li­chen Res­sour­cen dient letzt­lich auch der Gesund­heit des Men­schen. Zudem garan­tiert die­ser Bio­stan­dard – bei geringst mög­li­cher Schad­stoff­be­las­tung – auch eine gleich­blei­bend hohe Qua­li­tät der Fertigprodukte.

Immer Anwendungs-Hinweise beachten

Eisen­kraut­tee

Da Tees einer­seits aus ver­schie­de­nen Pflan­zen­be­stand­tei­len (Blü­ten, Kraut, Rin­de, Wur­zeln, Holz, Samen, Früch­te), ande­rer­seits aus unter­schied­li­chen Heil­pflan­zen bestehen kön­nen, ist die kor­rek­te Zube­rei­tung zu Hau­se für die gesun­de Wir­kung ent­schei­dend. Ent­spre­chend des Anwen­dungs­ge­bie­tes gibt die Packungs­an­wei­sung Aus­kunft über die rich­ti­ge Zube­rei­tung und die Dosie­rung des Tees. Bei Medi­zi­nal­tees aus der Apo­the­ke kann der Apo­the­ker bei Bedarf ergän­zen­de Hin­wei­se geben. Die Befol­gung der Anwei­sun­gen ist wich­tig, damit Medi­zi­nal-Tees über­haupt ihre gewünsch­ten Wir­kun­gen ent­fal­ten kön­nen. So müs­sen man­che Heil­pflan­zen-Wur­zeln eini­ge Zeit lang gekocht wer­den, bevor die Wirk­stof­fe ins Tee­was­ser über­ge­hen. Hafer­stroh (Bade­zu­satz bei Haut­er­kran­kun­gen) braucht min­des­tens 20 Minu­ten. Ganz anders ist es bei Kraut- oder Blü­ten­an­tei­len von Heil­pflan­zen: Dort reicht oft das Über­brü­hen mit kochen­dem Was­ser und ein kur­zes Zie­hen­las­sen, damit äthe­ri­sche Öle und ande­re Wirk­stof­fe ins Was­ser über­ge­hen. Län­ge­res Kochen wür­de vie­le die­ser wert­vol­len Wirk­stof­fe zerstören.

Milch hebt Heilwirkung von Schwarztee auf

Auch die “Ein­nah­me” eines Tees ent­schei­det über die Wir­kung. Vie­le Stu­di­en haben bei­spiels­wei­se gezeigt, dass regel­mä­ßi­ge Ver­wen­dung von schwar­zem Tee Herz und Kreis­lauf vor­beu­gend vor Erkran­kun­gen schüt­zen kann [1]. Wis­sen­schaft­ler strei­ten seit­her herz­haft dar­über, ob der Zusatz von Milch die­se Schutz­wir­kung auf­hebt oder nicht. Eine Stu­die von Wis­sen­schaft­lern der Ber­li­ner Cha­ri­té zeigt: Milch im Tee hebt die durch­blu­tungs­för­dern­de Wir­kung von schwar­zem Tee auf [2]. Schuld könn­te das Milch­ei­weiß Kase­in sein, das den wich­ti­gen Tee­wirk­stoff Kate­chin unwirk­sam macht. Wahr­schein­lich sind auch die Blut­ge­rinn­sel hem­men­den, anti-ent­zünd­li­chen und Anti­krebs-Effek­te von schwar­zem Tee betrof­fen. Klar ist jeden­falls, dass in Asi­en, wo Tee tra­di­tio­nell ohne Milch getrun­ken wird, Herz­kreis­lauf­erkran­kun­gen weit­aus sel­te­ner sind, als in Län­dern wie Eng­land, wo Milch zum schwar­zen Tee dazu­ge­hört. Bei Medi­zi­nal­tees wie­der­um soll­te nicht nur auf Milch als Zusatz ver­zich­tet wer­den, son­dern – wenn nicht anders emp­foh­len – auch auf Zitro­nen­saft, Zucker oder Honig (Honig ist wegen sei­ner keim- und ent­zün­dungs­hem­men­den bei Hus­ten­tees erlaubt).

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, (2007, TEM).
Copy­right: Pres­se­dienst Tra­di­tio­nel­le Euro­päi­sche Medi­zin, Aus­ga­be Juni 2007 (ISSN 1864–8223)
Quel­len
[1] Step­toe A, Gib­son EL, Vuo­non­vir­ta R, Hamer M, Ward­le J, Rycroft JA, Mar­tin JF, Eru­sa­lims­ky JD: The effects of chro­nic tea inta­ke on plate­let acti­va­ti­on and inflamm­a­ti­on: A dou­­b­le-blind pla­ce­bo con­trol­led tri­al. Atheros­cle­ro­sis. 2006 Sep 28.
[2] Lorenz M, Joch­mann N, von Kro­sigk A, Mar­tus P, Bau­mann G, Stangl K, Stangl V (Cha­ri­té): Addi­ti­on of milk pre­vents vas­cu­lar pro­tec­ti­ve effects of tea. Eur Heart J. 2007 Jan;28(2):219–23.
wei­te­re Infos
Tee-Rezep­­te
Rezept: Eisen­kraut­tee
Rezept: Pfef­fer­minz­tee
Rezept: Schaf­ga­ben­blü­ten­tee

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