Sportmediziner informieren: Krebspatienten sind belastbarer als bisher angenommen

Fahr­rad fah­ren bei jedem Wetter

Krebs ist nach wie vor eine der häu­figs­ten, schwe­ren Erkran­kun­gen mit Todes­fol­ge in Deutsch­land. Neue The­ra­pien und Behand­lungs­for­men haben jedoch dazu geführt, dass Krebs­pa­ti­en­ten bei zum Teil guter Lebens­qua­li­tät wei­ter­le­ben dür­fen. Wäh­rend behan­deln­de Onko­lo­gen frü­her sehr zurück­hal­tend bezüg­lich sport­li­cher Betä­ti­gun­gen waren, setzt sich seit eini­gen Jah­ren die Erkennt­nis zuneh­mend durch, dass Krebs­pa­ti­en­ten nicht nur belast­ba­rer sind als ange­nom­men. Son­dern, dass ihnen Sport in vie­ler­lei Hin­sicht hilft: So unter­stüt­zen regel­mä­ßi­ge Sport-Ein­hei­ten die chro­ni­schen Krebs­pa­ti­en­ten den gesund­heit­li­chen Schä­den der Krebs­er­kran­kung bes­ser ent­ge­gen zu wir­ken. Auch die Lebens­qua­li­tät wird deut­lich ver­bes­sert und die not­wen­di­gen the­ra­peu­ti­schen Maß­nah­men grei­fen bes­ser, wei­sen deut­sche Sport­ärz­te in einer Pres­se­mit­tei­lung hin [1].

Sogar nach­dem der ope­ra­ti­ve Ein­griff vor­ge­nom­men wur­de, die anstren­gen­de Che­mo­the­ra­pie durch­ge­führt wird, kann schon mit leich­tem Sport – den jewei­li­gen Mög­lich­kei­ten des Pati­en­ten natür­lich – begon­nen wer­den. Die­ser hilft, schon zu Beginn der anstren­gen­den The­ra­pien, die Lebens­qua­li­tät zu ver­bes­sern und gesund­heit­li­che Fol­ge­schä­den zu verhindern.

Stär­ke­re kör­per­li­che Belas­tung: Laufen

Auch im chro­ni­schen Krank­heits­ver­lauf hel­fen kör­per­li­che Akti­vi­tä­ten sehr. So kann Sport bei­spiels­wei­se das Fati­gue­syn­drom (Erschöp­fungs­syn­drom) redu­zie­ren. Die Fatique-Aus­prä­gun­gen bei chro­ni­schen Krebs­er­kran­kun­gen kön­nen aus­ge­spro­chen unter­schied­lich sein. Bei den Emp­feh­lun­gen müs­sen die Fatique-Aus­prä­gun­gen berück­sich­tigt wer­den: So emp­fiehlt eine inter­na­tio­na­le Exper­ten­grup­pe bei einer “leich­ten” Fati­gue höhe­re Inten­si­tä­ten (Aus­dau­er­trai­ning: 20 bis 30 Minu­ten pro Ses­si­on, 3 bis 5 Tage/​Woche, bei 60 bis 80 Pro­zent der maxi­ma­len Herz­fre­quenz /​ oder Kraft­trai­ning 60 bis 70 Pro­zent der Maxi­mal­kraft; 8 bis 12 Wie­der­ho­lun­gen, 1 bis 2 Sät­ze, 2 bis 3 Tage/​Woche). Bei einer star­ken Fati­gue wer­den leich­te Inten­si­tä­ten emp­foh­len. Grund­sätz­lich kann Kraft- wie auch Aus­dau­er­trai­ning das Fati­gue­syn­drom redu­zie­ren. Außer­dem fan­den die Sport­me­di­zi­ner her­aus, dass Trai­nings­um­fän­ge (in Minu­ten) wäh­rend der Che­mo­the­ra­pie deut­lich kür­zer sein müs­sen als in der Nach­sor­ge. Der bes­te Effekt in der Nach­sor­ge zeigt sich nach aktu­el­ler Daten­la­ge mög­li­cher­wei­se bei einem Ver­brauch von 3500 Kilo­ka­lo­rien pro Woche.

Um Depres­sio­nen oder Angst­sym­pto­me unter Che­mo­the­ra­pie zu redu­zie­ren, scheint zur­zeit eine gerin­ge Trai­nings­ein­heit mit mode­ra­ter kör­per­li­cher Akti­vi­tät (das bedeu­tet in etwa 4 bis 5 Stun­den Spa­zie­ren­ge­hen pro Woche) effek­ti­ver zu sein als stär­ke­re sport­li­che Belastungen.

Zur Sym­ptom­re­duk­ti­on bei Arm-Lymph­öde­men nach Brust­krebs ist die Was­ser­the­ra­pie (zwei­mal pro Woche 60 Minu­ten) die effek­tivs­te Metho­de im Ver­gleich zu Bewe­gungs­ak­ti­vi­tä­ten an Land.

Es muss auf jeden Fall berück­sich­tigt wer­den, dass Stei­ge­run­gen von Inten­si­tät und Trai­nings­vo­lu­men durch wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en für die ver­schie­de­nen Krebs­er­kran­kun­gen abge­si­chert sein sollten.

Klar ist mitt­ler­wei­le, dass onko­lo­gi­sche Pati­en­ten unter­stüt­zen­de, the­ra­peu­ti­sche Trai­nings­pro­gram­me unter Berück­sich­ti­gung der Kreb­sen­ti­tä­ten (Sym­pto­men­kom­plex), der medi­zi­ni­schen The­ra­pien und den damit ver­bun­de­nen Aus- und Neben­wir­kun­gen benö­ti­gen. Wich­tig ist zudem die per­sön­li­chen Inter­es­sen (wel­cher Sport ist der Rich­ti­ge?) und Res­sour­cen der Betrof­fe­nen bei der Trai­nings­steue­rung zu berücksichtigen.

Sport ist über­all mög­lich: Lie­ge­stüt­ze am Strand

Eine gro­ße Her­aus­for­de­rung stel­len die sich rasant ändern­den medi­zi­ni­schen The­ra­pie­op­tio­nen dar, die zum einen immer häu­fi­ger ech­te Hei­lung und zum ande­ren ein immer län­ge­res Leben mit der Krebs­er­kran­kung bedeu­ten: Die Trai­nings­kon­zep­te beinhal­ten unter­schied­li­che Trai­nings­for­men wie zum Bei­spiel Aus­dau­er­trai­ning und Kraft­trai­ning. Dabei soll­te ein kom­ple­xes Trai­nings­pro­gramm mit unter­schied­li­chen Trai­nings­in­hal­ten ange­bo­ten wer­den, das nicht nur im mode­ra­ten Belas­tungs­be­reich ange­sie­delt ist, son­dern Pati­en­ten ange­passt an ihren jewei­li­gen Sta­tus durch­aus höhe­re Belas­tun­gen und mehr­mals wöchent­li­ches Trai­ning beinhal­tet. Ein wich­ti­ger Hin­weis noch zum Schluss: Der Trai­nings­ef­fekt kann nur erzielt wer­den, wenn eine Rege­ne­ra­ti­on statt­fin­det und in den Trai­nings­plan ein­be­zo­gen wird. Dies umso mehr als Krebs­pa­ti­en­ten ein ver­än­der­tes Rege­ne­ra­ti­ons­ver­hal­ten zei­gen. Eine sinn­vol­le Pla­nung mit Wech­sel von Trai­nings­be­las­tung und Rege­ne­ra­ti­ons­pha­sen, ange­passt an die Vor­aus­set­zun­gen der Erkran­kung, der The­ra­pie und des Pati­en­ten sind not­wen­dig und die Her­aus­for­de­rung der Zukunft.

Wich­tig: Die Erkennt­nis­se und For­schun­gen zu Sport in der Onko­lo­gie ändern sich rasant! Zu beach­ten sind immer die neu­es­ten Erkennt­nis­se und Emp­feh­lun­gen. Sport in der Onko­lo­gie gilt als jun­ges For­schungs­ge­biet. Die kör­per­li­che Akti­vi­tät als unter­stüt­zen­de The­ra­pie im Krei­se der ernst­zu­neh­men­den Komplementär‑, Reha­bi­li­ta­ti­ons- und Sport­me­di­zin ist jedoch end­gül­tig angekommen.

Autor
• Prof. Dr. Wil­helm Bloch, Mul­ti­Med­Vi­si­on Ber­li­ner Medi­zin­re­dak­ti­on (Novem­ber 2013).
Quel­le
[1] Die deut­schen Sport­me­di­zi­ner infor­mie­ren: Krebs­pa­ti­en­ten belast­ba­rer als bis­her ange­nom­men. Pres­se­mel­dung der Deut­schen Gesell­schaft für Sport­me­di­zin und Prä­ven­ti­on – Deut­scher Sport­ärz­te­bund (DGSP) vom 07.11.2013
wei­te­re Infos
Lese­tipp: Sport und kör­per­li­che Akti­vi­tät in der Onkologie
Kon­tro­ver­sen in der kom­ple­men­tä­ren Onkologie
Kom­ple­men­tä­re Tumor­t­he­ra­pie mit Mistelextrakten
Krebs­me­di­zin: Neu­es aus der wis­sen­schaft­li­chen Kom­­p­le­­men­­tär- und Alternativmedizin
Krebs: Eine Erkran­kung mit vie­len Gesichtern

Bitte Ihre Frage, Anmerkung, Kommentar im folgenden Feld eingeben