Lesetipp: Heilerde, Lehm und Fango

Heil­erde ist ein etwas in Ver­ges­sen­heit gera­te­nes The­ra­peu­ti­kum. Lei­der, denn es ist bil­lig, aus­ge­spro­chen effek­tiv und gehört eigent­lich in jede Hausapotheke.

Heil­erde ist eines der ältes­ten Heil­mit­tel der Mensch­heit. Beein­dru­cken­de Zeug­nis­se lie­fert uns “Ter­ra sigi­la­ta”, die gesie­gel­ten Erden. Berühmt wur­den bei­spiels­wei­se die “Lem­ni­schen Erden”. Sie wur­den im Alter­tum in einer Art von Mün­zen geprägt: Die Heil­erde (von Lem­nos aber auch ande­ren Regio­nen) wur­de in Heil­erde-Taler gebrannt. Durch ihre Prä­gung konn­ten dama­li­ge Medi­zi­ner erken­nen, aus wel­cher Regi­on die­se stamm­ten. Ter­ra sigi­la­ta wur­de als Arzei gehan­delt. Die gebrann­ten Erden der Insel Lem­nos und des dor­ti­gen Äsku­lap­hei­lig­tums hat­ten im Mit­tel­meer­raum und weit dar­über hin­aus wegen der guten Wirk­sam­keit einen hohen Wert. Auch damals gab es schon Wer­bung: So besuch­te kein gerin­ge­rer als Galen Lem­nos per­sön­lich, um die Pro­duk­ti­ons­stät­ten in Augen­schein zu neh­men – und lob­te anschlie­ßend bei sei­nen Kol­le­gen die her­vor­ra­gen­de Qua­li­tät. In den nach­fol­gen­den Jahr­hun­der­ten wur­den in ganz Euro­pa wert­vol­le Ton­er­de-Gru­ben mit heil­sa­men Wir­kun­gen erschlos­sen, wirt­schaft­lich und arz­nei­lich genutzt.

Heil­erde wur­de bei Ver­gif­tun­gen (Rei­ni­gung) oder zur Beru­hi­gung von Magen­be­schwer­den geges­sen. Denn schon früh hat­ten Men­schen ent­deckt, dass das Essen bestimm­ter Erden eine heil­sa­me Wir­kung hat­te. Heil­erde wur­de eben­so äußer­lich ver­wandt: Als anti­bak­te­ri­ell wir­ken­des Auf­la­ge­mit­tel zur Ver­mei­dung von Infek­tio­nen bei Wun­den oder zum Abtö­ten von Pil­zen bei. Bestimm­te ton­hal­ti­ge Erden, die schon durch ihre gelb­li­chen, röt­li­chen oder grün­li­chen Ein­fär­bun­gen auf Mine­ra­li­en hin­wie­sen, kamen beson­ders zum Einsatz.

Heil­erde fand Ver­wen­dung in allen Jahr­hun­der­ten. In der Neu­zeit sorg­ten Sebas­ti­an Kneipp (1821–1897), Adolf Just (1859–1936), Ema­nu­el Fel­ke (1856–1926) zur häu­fi­gen Anwen­dung von Heil­erde. Sie waren begeis­ter­te Anhän­ger die­ser Behand­lungs­form und gaben die­se äußerst bil­li­ge, wirk­sa­me Arz­nei an ihre Anhän­ger weiter.

Damit auch die Men­schen des 21. Jahr­hun­derts an die­sem uralten Wis­sen teil­ha­ben kön­nen, wur­de von der Karl und Vero­ni­ca Cars­tens-Stif­tung in der Rat­ge­ber-Rei­he “Natur­heil­kun­de und Homöo­pa­thie” ein Büch­lein herausgegeben:

In der ers­ten Hälf­te von “Heil­erde, Lehm und Fan­go” wird ein geschicht­li­cher Abriss der Ver­wen­dung gelie­fert. Auch die bekann­tes­ten Ver­fech­ter die­ses wich­ti­gen Ver­fah­rens der Selbst­be­hand­lung und – Medi­ka­ti­on wer­den vorgestellt.

Im zwei­ten Teil des Buches wid­men sich die Autoren den wesent­li­chen Inhalts­stof­fen der Heil­erden und ihren Anwen­dun­gen. Es gibt Infor­ma­tio­nen zu Schlamm‑, Schlick- oder Ther­mal­bä­dern, Moor­bä­dern oder Fan­go­pa­ckun­gen. Wer schon immer ein­mal die Unter­schie­de wis­sen woll­te oder sich infor­mie­ren will, was “essig­saure Ton­er­de” bedeu­tet, ist mit die­sem Rat­ge­ber gut bedient.

Im drit­ten Teil beschäf­ti­gen sich die Autoren mit prak­ti­schen Anwen­dun­gen: Die inne­re Anwen­dung bei­spiels­wei­se von Heil­erde bei Durch­fall, zur Dys­bio­se nach Anti­bio­ti­ka­be­hand­lun­gen, bei Magen-Darm-Infek­ten oder zur “Ent­gif­tung” wird beschrie­ben. Auch äuße­re Anwen­dun­gen von Wickeln mit Heil­erde bei ent­zünd­li­chen Gelenks­er­kran­kun­gen, funk­tio­nel­len Magen-Darm­er­kran­kun­gen bis hin zur Schön­heits-Gesichts­pa­ckung sind ange­führt. Es wer­den Bei­spie­le und auch die Gren­zen der Anwen­dun­gen aufgezeigt.

Fazit: Ganz nach dem Mot­to ‚in der Kür­ze liegt die Wür­ze’ ist das Wich­tigs­te dar­ge­stellt und zusam­men­ge­fasst. Das Büch­lein ist ein knap­per, guter Rat­ge­ber für die lei­der etwas in Ver­ges­sen­heit gera­ten Mög­lich­kei­ten der heil­sa­men, bil­li­gen und guten Wir­kun­gen von Heilerde.

Kerkhoff, Annet­te; Elies Micha­el: “Heil­erde, Lehm und Fan­go – inner­lich und äußer­lich, ein­fach und neben­wir­kungs­arm”. Natur und Medi­zin (Pati­en­ten­rat­ge­ber No. 46). För­der­ge­mein­schaft der Karl und Vero­ni­ca Cars­tens-Sti­fung. Preis 7 €. (zu bestel­len hier)

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (Okto­ber 2011).

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