Sauerstoff ist für das Leben auf der Erde ebenso wichtig wie Wasser. Ohne Sauerstoff wäre es unserem Körper unmöglich zu existieren, denn Sauerstoff ist für die Gesundheit und die permanente Erneuerung der Körperzellen verantwortlich. Sauerstoff kommt in der Luft als Molekül mit zwei Atomen vor. Die chemische Bezeichnung ist O2 (O für griech. Oxygenium).
Wir nehmen den Sauerstoff mit der Atmung auf. Deshalb kann Bewegung an frischer Luft, die für eine verstärkte Atmung sorgt, schon als Sauerstoff-Therapie gesehen werden. Die moderne Naturheilkunde kennt jedoch effektivere Methoden, die verschiedene Sauerstoff-Therapien möglich machen.
1. Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (SMT)
Diese Therapie wurde von dem Physiker Prof. Dr. Manfred von Ardenne aus Dresden entwickelt. Sie besteht aus 15 bis 18 Sitzungen von etwa zwei Stunden. Jede Sitzung umfaßt drei Behandlungs-Schritte: Zuerst bereitet ein Trank aus Mineralwasser, Vitaminen und Magnesium den Organismus vor. Er soll das Blut für den Sauerstoff aufnahmefähiger machen. Als zweiter Schritt werden etwa 7500 Liter frischer Sauerstoff über eine Nasensonde inhaliert, und als dritter Schritt soll der Patient eine Bewegungstherapie ausführen, damit der Kreislauf angeregt wird und der Sauerstoffaustausch in den Zellen vermehrt stattfindet.
Die SMT erzielt gute Erfolge bei Krankheitssymptomen, die durch mangelnde Sauerstoffaufnahme auftreten. Dazu gehören nervöse Erschöpfungszustände, erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, Herzrhythmusstörungen, chronische Bronchitis sowie Durchblutungsstörungen in den Beinen.
2. Ozontherapie
Ozon ist ein Edelgas und eine Sonderform des Sauerstoffs. Es handelt sich dabei um ein Molekül mit drei Atomen (O3). Unverdünnt ist Ozon ein hochgiftiger Stoff, in verdünnter Form tötet er jedoch Keime ab und kann zur Desinfektion genutzt werden. Diesen antibakteriellen und antiviralen Effekt macht sich die Ozontherapie zunutze. Zur äußerlichen Anwendung wird Ozon mit medizinischem Sauerstoff verdünnt und direkt auf die Haut gebracht. So lassen sich verschiedene Hautkrankheiten, Entzündungen oder schlecht heilende Wunden behandeln. Zur innerlichen Anwendung kann Ozon mit Wasser und Sauerstoff verdünnt werden und als Mundspülung gegen Zahnfleischentzündungen wirken. Ozon kann jedoch auch (in verdünnter Form) direkt in Arterien oder Muskeln injiziert werden oder als Infusion in die Vene gebracht werden. Naturheilkundeärzte beobachteten schnelle Besserung schmerzhafter Durchblutungsstörungen. Auch Neuralgien, Allergien und Asthma lassen sich mit der inneren Ozontherapie behandeln. Viele Therapeuten verabreichen ein Ozon-Sauerstoff-Gemisch als Einlauf. Er soll die Zellatmung verbessern und die Heilung von Darmgeschwüren fördern. Achtung: Wie Ozon im Körper genau wirkt, ist wissenschaftlich noch nicht exakt bewiesen. Man weiß jedoch, daß sich die Ozonmoleküle an den roten Blutfarbstoff anhängen. Dieser Effekt kann zu einem Pfropf führen, der die Butgefäße verstopft. Deshalb raten viele Schulmediziner von der innerlichen Anwendung der Ozontherapie generell ab. Der Einsatz der Ozontherapie bei Herzpatienten, bei Patienten mit Organblutungen und Schwangeren ist ohnehin verboten.
3. Hämatogene Oxydationstherapie (H.O.T.)
Diese Therapie fällt in den Bereich der Eigenblutbehandlungen und wird unter Eigenblut-Therapie beschrieben.
4. Oxyvenierungstherapie
Diese Therapie wird auch Sauerstoff-Infusionstherapie genannt und wurde von dem Arzt Dr. H.S. Regelsberger begründet. Während dieser Therapie wird dem Patienten über mehrere Wochen eine tägliche Dosis medizinisch aufbereiteter Sauerstoff per Infusion in die Armvene verabreicht. Die Oxyvenierungstherapie hat sich vor allem bei der Ménière Krankheit bewährt, die durch Schwindelanfälle, Ohrensausen und Schwerhörigkeit gekennzeichnet ist. Sie bessert aber auch Durchblutungsstörungen in den Beinen und läßt Krampfadergeschwüre schneller abheilen.
5. Hyperbare Sauerstoff-(Überdruck-)Therapie
Diese Therapie wird nur klinisch angewandt und hilft bei akuten Störungen, etwa nach einem Dekompressions-Unfall (Taucher-Krankheit), Kohlenmonoxydvergiftungen, Gasbrand und bei Luftembolie. Seit einiger Zeit wird sie auch zur besseren Abheilung größerer Wunden und zur Nachbehandlung bei Hauttransplantationen eingesetzt.
6. Anwendungen mit gelöstem Sauerstoff
Sauerstoff kann in Wasser gelöst werden und z. B. als Sauerstoff-Perlbad den ganzen Körper erfrischen. Bäder mit Sauerstoff regen den Kreislauf an und verbessern die Durchblutung. Sie wirken auf die Haut und sorgen für eine effektivere Entschlackung des Gewebes. Packungen mit gelöstem Sauerstoff wirken partiell auf die Haut und regen den Stoffwechsel an. Diese Anwendungen können auch im Sinne der Reflexzonentherapie ausgeführt werden und eignen sich hervorragend zur Stärkung und Erhaltung der Gesundheit.
Status:
Die künstliche Zufuhr von Sauerstoff wird in der klinischen Medizin in Notsituationen (künstliche Beatmung) angewandt. Naturheilkundliche Sauerstofftherapien werden jedoch kritisch gesehen, da ihre Wirkung in vielen Fällen noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist. In dieser schulmedizinischen Haltung ist ein gewisser Widerspruch zu sehen, der sich jedoch nach dem Grundsatz der wissenschaftlichen Beweisbarkeit nicht lösen läßt. Außerdem sehen Schulmediziner in der Anwendung einiger Sauerstoff-Therapien gewisse Risiken und lehnen sie deshalb ab, obwohl Heilpraktiker und Ärzte der Naturheilkunde mit Sauerstoff-Therapien große Erfolge erzielen.
Quelle
© Mit freundlicher Genehmigung des Honos Verlages, Köln, 2010.