Vitamine sind gesund. Vitamine sind lebenswichtig, sie machen schön und halten jung, so lauten gängige, positive Werbebotschaften. Genauso beliebt sind negative Varianten, die mit dem Vitamin-Mangel und der Entstehung möglicher Erkrankungen drohen. Folglich sind Junge, Alte, Gesunde oder Kranke im Visier der Werbewirtschaft. Besonders gerne werden auch Mütter angesprochen. Denn als Hauptverantwortliche für die Ernährung der Familie sind sie empfänglich für Ratschläge. Häufig wird dann auch mit dem schlechten Gewissen gearbeitet: Bekommen die Kinder in der Wachstumsphase die richtigen Vitamine? Und was kann um Himmels Willen passieren, wenn die Kleinen mit den vermeintlich lebenswichtigen Stoffen unterversorgt sind? Darüber “klären” Werbetreibende in Zeitungen, Funk und Fernsehen auf. Natürlich ganz im Sinne der Pharmaproduzenten, die damit ihr Geld verdienen.
Weitere Gewinne trotz großer Bedenken
Obwohl in den letzten Jahren die Gewinne deutlich gefallen sind, laufen die Geschäfte dennoch gut für die sogenannten OTC (Over-The-Counter)-Präparate, die selbst bezahlt werden müssen. Dabei bestehen schon seit den 90iger Jahren Zweifel an den vermeintlich segensreichen Wirkungen von der massenhaften Vitamin-Vergabe. Damals wurde zum Beispiel eine Studie mit Rauchern abgebrochen, die Beta-Carotin einnahmen. Sie erkrankten nämlich wesentlich häufiger an Lungenkrebs als vorher. Doch spätestens seit 2007 müssten die Antioxidantien vor dem endgültigen Aus stehen: Denn vor zwei Jahren wurde ein Bericht mit einem sensationellen Resultat in der medizinischen Fachzeitschrift “Jama” publiziert [1]. Wissenschaftler hatten in einer Übersichtsarbeit die Ergebnisse von 385 Studien ausgewertet. Das eindeutige Fazit: Die Einnahme von Beta-Carotin, Vitamin A und E steigert eindeutig die Sterblichkeitsrate. Nur bei der Vergabe von Vitamin C und Selen wollten sich die Wissenschaftler wegen uneindeutiger Studienlage nicht festlegen. Dafür reiche das bisherige Datenmaterial nicht aus, so die Mediziner. Doch offensichtlich ist diese Nachricht noch nicht bei den Endverbrauchern angekommen.
Nur natürlich vorkommende Vitamine
Wer sich aufklären lassen will, braucht gut recherchierte, möglichst herstellerunabhängige Informationen. Diese können im “Multi-Vitamin-Kochbuch” nachgelesen werden. Die Biologin Dr. Andrea Flemmer hat sich mit verschiedenen Ernährungsthemen eingehend beschäftigt. Wer ihr “Mineralstoff-Kochbuch” kennt, wird eine ähnliche aufbereitete Struktur der Wissensvermittlung im “Multi-Vitamin-Kochbuch” vorfinden. Auch hierhin geht Flemmer grundsätzlich davon aus, dass “das Geheimnis einer optimalen Vitaminversorgung in einer gesunden, vollwertigen Mischkost mit viel Abwechslung und der Wahl der Lebensmittel” liegt.
Künstliche Vitamine bedenkenswert
Die natürlich vorkommenden Vitamine spielen also die Hauptrolle in ihrem Buch. Es ist unterteilt in drei Abschnitte. Im ersten werden allgemeine Informationen zu Vitaminen wie zum Beispiel ihren Funktionen, dem Bedarf oder den häufiger vorkommenden Begriffen (zum Beispiel Über‑, Unterdosierung) geliefert. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit dem besonderen Nutzen von Vitaminen. Das heißt, die Problematik von zusätzlicher Vitamin-Vergabe bei Erkrankungen wie Krebs, Arterienverkalkung oder zur Verbesserung des Immunschutzes wird diskutiert. Auch hier das grundsätzliche Credo: Natürliche Vitamine sind hilfreich, die Zufuhr künstlicher Vitamine kritisch und bedenkenswert. Da das Buch schon 2004 erschienen ist, sind die Zusammenstellungen verschiedener wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht mehr aktuell.
Doch der letzte Abschnitt bleibt weiterhin zeitgemäß: Die Multi-Vitamin-Rezeptesammlung. Sie umfasst eine bunte Auswahl aus vorwiegend vegetarisch ausgerichteten Vor‑, Haupt- und Nachspeisen für zwei Personen. Besonders hilfreich: Das Glossar und Tabellen, die Aufschluss über die Verfügbarkeit saisonaler vitaminreicher Gemüse- und Obstsorten liefern.
Flemmer, Andrea: Das Multi-Vitamin-Kochbuch
Neumann-Neudamm. Melsungen 2004.
ISBN 3–7888–0831–4, 19,95 €
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Autorin
• Marion Kaden, Heilpflanzen-Welt (2009).
Quellen
1. Bjelakovic, Goran et al: Mortality in Randomized Trials of Antioxidant Supplements for Primary and Secondary Prevention. Jama 2007, Vol. 297, No. 8, S. 842–857