Cistus incanus
Die Informationen über Todesfälle durch Influenza (“echte Grippe”) sind überaus dürftig [1], es wird jedoch geschätzt, dass in Jahren mit sehr hoher Aktivität bis zu 20.000 Menschen mehr während einer Grippe-Periode versterben als ohne influenzabedingte Sterbefälle. In anderen Jahren liegt die geschätzte Influenza-Sterblichkeit bei etwa 5.000 pro jährlicher Saison. Klar ist nur, es sind im wesentlichen ältere Menschen über 60, die zumeist einer grippebedingten Lungenentzündung erliegen.
Dass öffentliche Stellen (vor allem die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut des Bundes, STIKO) gefährdete Personengruppen jedes Jahr wieder zur Impfung aufrufen, verwundert deshalb nicht [2]. Und auch deshalb nicht, weil die therapeutischen Möglichkeiten – sei es nun bei Risikopatienten mit chronischen Erkrankungen, Immunschwäche oder höherem Alter, sei es bei jüngeren, ansonsten gesunden Menschen – eher dürftig sind. Eine Vernichtung der Viren im Körper mit chemischen Mitteln, wie mittels Antibiotika bei Bakterien, ist nicht möglich.
Aktuelle Vorbeugungs- und Behandlungs-Ansätze richten sich nach dem Ablauf der Influenza-Virus-Infektion. Diese läuft kurzgefasst so ab: Durch Einatmung werden die Viren aufgenommen und verbinden sich mit der Oberfläche von Schleimhautzellen in den Atemwegen. Dann werden die Viren in die Zellen eingeschleust, wo sie sich im Zellkern vermehren und anschließend wieder aus den befallenen Zellen ausgeschleust werden. Nachdem sie von der Zelloberfläche abgetrennt und damit in den Körper freigesetzt worden sind, können sie bislang noch gesunde Zellen anstecken. Jede befallene Zelle produziert etwa 100.000 neue Viren und stirbt nach diesem für sie tödlichen Kraftakt ab.
Natürliche Abwehr:
Im Verlauf der meisten Infektionen lernt das Abwehrsystem die “Angreifer” zuerst zu erkennen und dann mit spezifischen Abwehrmaßnahmen zu vernichten. Beispielsweise mit sogenannten Antikörpern. Je mehr Viren und virenbefallene Zellen erkannt und vernichtet werden, um so mehr schreitet die Heilung dann voran. Bei den meisten Infektionskrankheiten “merkt” sich das Immunsystem die Erreger und kann bei einer erneuten Ansteckung viel schneller reagieren (“natürliche Immunität”). Oft so schnell, dass es zu überhaupt keinen Beschwerden mehr kommt. Durch die ständigen Veränderungen der Influenza-Viren entfällt dieser Effekt jedoch, das Abwehrsystem muss immer wieder von vorne anfangen.
Impfung:
Eine Schutzimpfung versucht diesen natürlichen Ablauf vorwegzunehmen und den Körper auf vergleichsweise ungefährliche Weise zur Erkennung von Influenza-Viren und deren Vernichtung anzuregen. Durch die erwähnten ständigen Veränderungen der Influenza-Viren bleibt jedoch – anders als nach anderen Impfungen – keine langjährige Immunität zurück – die Impfung muss jedes Jahr einige Monate vor Beginn der Grippesaison wiederholt werden. Und: Weder Angehörige von Risikogruppen (über 60. Lebensjahr, chronische Krankheit, Immunschwäche) noch Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, haben einen auch nur annähernd ausreichenden Influenza-Impfschutz [4, 5].
Echte Grippe (Influenza), wird durch verschiedene Arten von Influenza-Viren verursacht, per Tröpfchen-Infektion von Mensch zu Mensch übertragen und tritt meist weitverbreitet als Epidemie auf, selten auch über mehrere Kontinente als Pandemie. Wenige Stunden bis Tage nach der Ansteckung kommt es zu Fieber mit Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, schwerem Krankheitsgefühl, Beeinträchtigung der Atmungsorgane und Kreislaufstörungen, gelegentlich auch unter Einbeziehung der Augen und der Haut. Selbst bei unkompliziertem Verlauf kann die Erholung bis zu vier Wochen dauern. Für Menschen aus bestimmten Risikogruppen, z. B. mit geschwächtem Immunsystem (ältere Menschen, Patienten mit einer Immunkrankheit, und andere) wird die Grippeschutzimpfung im Herbst empfohlen. Medikamente können bislang nur die Ausbreitung des Virus verringern, aber nicht die Viren selbst ausschalten. Antibiotika sind ausschließlich dann sinnvoll, wenn es zu zusätzlichen Infektionen mit Bakterien kommt. Die wichtigste Influenza-Todesursache ist die Lungenentzündung. Die Infektion hinterlässt keine schützende Immunität. Grippe-Schutzimpfungen erzeugen nur teilweisen und zeitlich begrenzten Schutz.
Physikalischer Schutz:
Der beste Schutz vor einer Influenza ist die Vermeidung der Ansteckung. In asiatischen Ländern wird deshalb oft ein Mundschutz getragen, besonders auch während der Grippe-Saison. Eine gewisse schützende Wirkung für die Umgebung ist gegeben, wenn hustende, fiebernde Patienten hochwirksame Schutzmasken tragen. Wie sehr die Infektionsgefahr gesenkt wird, wenn Gesunde Masken tragen, ist unklar [6]. Präparate aus der Pflanze Cistus incanus PANDALIS [7] blockieren offensichtlich das Andocken des Influenza-Virus an den Wirtszellen (Schleimhautzellen im Atemtrakt), wie Untersuchungen am Friedrich-Löffler-Institut in Tübingen gezeigt haben [8]. Die infektionsschützende Wirkung ist bei der Varietät Cistus incanus PANDALIS nachgewiesen, bei anderen nicht. Diese Art der “mechanischen Blockade” könnte ein erfolgversprechender Weg sein, besonders influenza-gefährdete Menschen vor einer Infektion zu schützen, ob zusätzlich zu einer Impfung oder nicht. Hinweis: Auch wenn es bereits zu einer Infektion gekommen ist, könnten entsprechende Präparate die Ausbreitung der Influenza-Viren im Körper verringern oder vollständig verhindern.
Virus-Hemmung:
In den letzten Jahren wurden Wirkstoffe entwickelt, die die Abtrennung von Influenza-Viren von den befallenen Wirtszellen erschweren sollen. Diese Abtrennung wird durch das körpereigene Enzym Neuraminidase durchgeführt. Entsprechende Neuraminidase-Hemmer verringern also die Ausbreitung der Viren im Körper. Allerdings haben solche Wirkstoffe erhebliche Nebenwirkungen. Sehr häufig sind beispielsweise Brechreiz, Erbrechen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Abdominalschmerzen, Abgeschlagenheit, Asthma bronchiale und vieles andere mehr. Da kein tatsächlicher Nutzen hinsichtlich schwerwiegender Influenza-Komplikationen und Tod durch Influenza belegt ist und die Unempfindlichkeit (“Resistenz”) gegenüber dem Wirkstoff immer häufiger wird, bewerten viele Experten diesen Wirkstoffgruppe als “umstrittenes Wirkprinzip” [9].
Anregung der körpereigenen Abwehr:
Die körperliche Reaktion auf eine akute Infektion verläuft bei ansonsten gesunden Menschen immer ziemlich ähnlich. So braucht die Erreger-Erkennung einige Zeit, genauso wie die Bildung von Antikörpern durch Immunzellen. Wesentliche Krankheitszeichen bei Influenza sind Ausdruck der heftigen Reaktion des Körpers – und vor allem des Abwehrsystems – auf die Infektion. In dieser akuten Situation pflanzliche Wirkstoffe zu verabreichen, die das Abwehrsystem “stimulieren”, wie einige Anbieter versprechen, ist nicht nur unnötig (weil das Immunsystem bereits maximal stimuliert ist), sondern bleibt auch unwirksam. Dies bedeutet nicht, dass Immunstimulation mit Pflanzenextrakten bei anderen, vor allem chronischen Erkrankungen sinnvoll sein kann.
Autor
• Rainer H. Bubenzer, Heilpflanzen-Welt (März 2007).
Quellen
Fell G (Hrsg.): Surveillance der Todesfälle durch Influenza in Deutschland: epidemiologische Annäherung an eine unsichere Datenlage. Infekt-Info 20, 2005 (Volltext).
Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut: Impfkalender 2006. Berlin, 31.7.2006.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Influenza, AGI (Robert Koch-Institut, Berlin, Deutsches Grünes Kreuz, Marburg, Nationales Referenzzentrum für Influenza, Berlin), 7. März 2007.
Szucs TD, Wahle K, Müller D: Grippeimpfung in Deutschland : Eine bevölkerungsbezogene Querschnittsanalyse der drei Influenzasaisons von 2002 bis 2005. Med Klin (Munich). 2006 Jul 15;101(7):537–45 (Medline).
Allwinn R, Doerr HW: The “influenza vaccine”–benefit, risk, costs. Med Microbiol Immunol. 2002 Dec;191(3–4):183–5 (Medline).
Hogg W, Huston P: Controlling droplet-transmitted respiratory infections: best practices and cost. Can Fam Physician. 2006 Oct;52(10):1229–32 (Medline).
Medizinprodukte: Cystus® 052 Infektblocker Tablette, PZN 5129721; Cystus® 052 Gurgellösung, PZN: 5129632. Hersteller: Naturprodukte Dr. Pandalis GmbH & Co. KG
NN: Zistrosenextrakte gegen Influenzaviren getestet – Zell- und Tierstudien / Viren am Andocken gehindert. Ärztezeitung. 20.11.2006.
arzneimittel-telegramm Arzneidatenbank: Bewertung: Oseltamivir, 3.3.2007.
weitere Infos
• Vogelgrippe, H5N1-Grippe-Pandemie und die Optionen der Homöopathie. Januar 2006.
• Echinacea gegen Erkältung. Hamburg, 2005.
• Fieber – Heilendes Feuer des Körpers. Hamburg, 2002.