Eine einfache Maßnahme der Naturheilkunde wurde lange vergessen: Das Fußbad mit ansteigender Temperatur. Dabei gibt es kaum etwas, das so rasch wohltuend auf den ganzen Körper wirkt und das allgemeine Lebensgefühl hebt. Und noch besser: Ansteigende Fußbäder unterstützen auch die Behandlung etlicher Krankheiten, wie Naturheilkunde-Experten wissen.
Vorurteil: Das Fußbad ist kein Fußbad!
Bei der Übersetzung naturheilkundlichen Wissens des Kräuterpfarrers Sebastian Kneipp (Wörishofen, Bayern) kam es schon vor über 100 Jahren zu einem – für die Norddeutschen – folgenschweren Übersetzungsfehler. Der in Bayern (oder auch in Schwaben) verwendete Begriff “Fiass” bezeichnet im weitesten Sinne die Beine und im engeren Sinne Füße, Unterschenkel und Knie gemeinsam. Ein “Fiass-Bad ” ist also nach Kneippscher Definition, mindestens ein Bad von Füßen und Unterschenkel (ein “Fiass-Bad “, das über die Knie reicht, ist nach seinem Sprachgebrauch ein “Halbbad”).
Was Sie brauchen
Da das Wasser Füße und Waden bedecken soll, ist ein ca. 40cm hohes Gefäß nötig. Z. B. ein großer Plastikeimer oder eine Fußbadewanne (Sanitätshaus, ca. € 25,-). Machen Sie das Fußbad immer im Sitzen und am besten im Badezimmer (so brauchen Sie das warme Wasser nicht durch die Wohnung zu tragen).
Weitere Ausrüstung
- Uhr (Badezeit max. 10 Min.)
- Bade-Thermometer (am Anfang 33°C)
- Teekessel oder große Thermoskanne (1–1,5 l). Gefüllt mit heißem Wasser, um die Bade-Temperatur zu erhöhen
- Handtuch zum Abtrocknen
Die Wirkung kann verstärkt werden durch:
- Bade-Zusatz, z. B. Fichtennadel- oder Kamillen-Extrakt (Apotheke)
- Arnika- oder Calendula-Öl, das Sie sich nachher in Füße und Unterschenkel einmassieren (5 Minuten)
Warum ein Fußbad wirkt
Warmes Wasser erweitert Blutgefäße. Deshalb fließt Blut verstärkt vom Inneren des Körpers zur Haut. Dies regt den Kreislauf an. Leicht fröstelnde, ausgekühlte Menschen nehmen die Wärme auf. Das steigert das Wohlbefinden (ähnlich wie warmes Sonnenlicht). Und: Die Körpertemperatur steigt leicht an und es kommt oft zu einem Schweißausbruch.
Wie Sie es machen
Sie füllen Eimer oder Wanne zu 3/4 mit 33°C warmem Wasser und stellen beide Unterschenkel hinein. Nun gießen Sie in Abständen von 1–2 Minuten wenig heißes Wasser nach. Vorsicht: Nicht auf die Beine! Die Temperatur darf nur langsam und nicht sprunghaft steigen. Und zwar maximal bis 45°C. Nach spätestens 10 Minuten beenden Sie das Fußbad. Oder vorher, wenn das Wasser für Sie zu heiß wird oder Sie einen Schweißausbruch bekommen (lassen Sie diesen nach dem Fußbad, gut zugedeckt, im Bett, für 30 Minuten auswirken). Um die Trainingswirkung auf den Kreislauf zu erhöhen: Füße und Unterschenkel gleich nach dem Bad für 5–15 Sekunden mit kühlem Leitungswasser abspülen. Dann sehr kräftig abtrocknen. Wenn Sie Öl einmassieren: Wegen der Rutschgefahr kein Öl auf die Fußsohlen!
Vorsicht: Sie sollten ansteigende Fußbäder bei starken Krampfadern sowie Herz- oder Kreislauf-Erkrankungen (Hochdruck) nicht ohne ärztliche Erlaubnis anwenden. Für alle gilt: Wegen der starken Reizwirkung ist nur ein ansteigendes Fußbad am Tag erlaubt. Sie können es kurmäßig allerdings über 2–3 Wochen täglich wiederholen.
Wann ein ansteigendes Fußbad sinnvoll ist
- beginnende Erkältung (dicker Hals, Fiebrigkeit, Gliederschmerz)
- chronisch kalte Füße
- Fröstel-Neigung
- Unterstützung medizinischer Behandlungen bei Blasen- und Atemwegsleiden (z.B. Reizblase oder Asthma), Gelenkbeschwerden (z.B. bei Gicht oder Rheuma), beginnendem Migräneanfall, Nervenschmerzen (z.B. Ischiasschmerzen)
- schmerzende Fuß-Beschwerden
Anwendung | Temperatur | Dauer |
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warmes Fußbad | 33–38°C | 5 und 15 min |
Durch die Erweiterung der Blutgefäße fließt verstärkt Blut vom Inneren des Körpers in die Haut. Der Blutdruck sinkt ein wenig ab. Der Blutumlauf wird angeregt, Stauungen beseitigt. Bei leicht fröstelnden Menschen wird Wärme aufgenommen und steigert das Wohlbefinden (ähnlich wie bei Sonnenlicht). | ||
heißes Fußbad | 40–45°C | nie länger als 10 Minuten |
Dieser starke Reiz zieht die Gefäße zusammen, Blut fließt in die Organe zurück, der Blutdruck steigt leicht. Bei Gesunden folgt eine reaktive Gefäßerweiterug und der Blutrückfluss in die Haut. | ||
Bei: Entzündungen der Beckenorgane, ‑Ischiasschmerzen, ‑schmerzenden Fußbeschwerden, ‑kalten Füße, ‑leicht fröstelnden Menschen, ‑Schweißfüßen Niemals bei: erhöhter Blutdruck |
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ansteigendes Fußbad | ab 33°C bis 45°C in Abständen von 1–2 Minuten immer wieder ein wenig heißes Wasser in die Schüssel zugeben, so daß die Temperatur langsam ansteigt. Das geht gut mit Teekocher oder großer Thermoskanne mit heißem Wasser. |
nie länger als 10 Minuten früher aufhören: – bei Schweißausbruch – wenn das Wasser unerträglich heiß wird |
Hierbei erhöht sich oft die Körpertemperatur ein wenig. Ein leichter Schweißausbruch ist die Folge. Auch die Atmung vertieft sich und die vom Herzen beförderte Blutmenge erhöht sich. | ||
Bei: ‑siehe warmes Fußbad, ‑chronisch kalten Füßen, ‑Erkältungen jeder Art (dicker Hals, fiebriges Gefühl und Gliederschmerzen), – Förderung des Schwitzens, – Nieren‑, Blasen- Atemwegsleiden, – Gelenkbeschwerden bei Gicht, Rheuma Niemals bei: erhöhter Blutdruck |
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kaltes Fußbad | etwa 15°C | 20 Sekunden – 2 Minuten früher aufhören: – bei Kälteschmerz |
Dieser starke Reiz zieht anfangs die Hautgefäße kräftig zusammen und kann den Blutdruck steigern. Kurz darauf erweitern sich die Blutgefäße, Blut strömt in die Haut und rötet sie. Oft senkt sich der Blutdruck. Bei guter Reaktionskraft wird der Gesamt-Kreislauf stärker angeregt als bei warmen Fußbädern. Der Wärmeverlust belebt auch den Stoffwechsel. | ||
Bei: – Blutandrang im Kopf, – geschwollenen, müden Füßen, – Nasenbluten, – schlaffördernd, – Abhärtung, – blutstillend (Nase, Mund, Gebärmutter) Niemals bei: – schlechter Durchblutung des Kopfes, – Blasenleiden, – chronisch kalte Füße, – wenn der Körper nicht auf den Kältereiz antwortet. |
Autor
• Rainer H. Bubenzer, Heilpflanzen-Welt (2006).