Terpentin

(Ter­eb­in­thi­na), bal­sam­ar­ti­ge Mas­se, die durch Ein­schnit­te aus den Stäm­men von Nadel­höl­zern gewon­nen wird. Das Ver­fah­ren ist in den T. lie­fern­den Län­dern sehr ver­schie­den. Man macht mehr oder min­der tie­fe Ein­schnit­te, die in der Stamm­rich­tung ver­lau­fen, ver­län­gert sie all­mäh­lich und ersetzt sie im fol­gen­den Jahr durch Ein­schnit­te an einer andern Stel­le des Stam­mes. In Frank­reich wer­den Bäu­me im Alter von 20–40 Jah­ren 20–40 Jah­re hin­durch, kräf­ti­ge­re Indi­vi­du­en auch noch län­ge­re Zeit, auf T. aus­ge­beu­tet. Den aus­flie­ßen­den T. sam­melt man in Ton­ge­fä­ßen, Kör­ben etc. Die Lär­che wird im Früh­jahr nahe am Boden ange­bohrt, das Bohr­loch durch einen Zap­fen ver­schlos­sen und im Herbst ent­leert. Bei der Tan­ne sam­melt sich der T. in Harz­beu­len der Rin­de an und fließt nach Öff­nung der Beu­len ab. In Öster­reich gewinnt man auf den Stamm jähr­lich 2 kg T., in West­frank­reich etwa 3,6 kg, und star­ken Fich­ten, beson­ders allein­ste­hen­den, auf deren Erhal­tung es nicht wei­ter abge­se­hen ist, kann man in einem Jah­re bis 40 kg T. abge­win­nen. Gemei­ner T. ist mehr oder weni­ger klar, gelb­lich­weiß, honig­dick, stark kle­bend, reagiert sau­er, riecht nach öl, schmeckt bit­ter scharf, ist lös­lich in Alko­hol, Äther, äthe­ri­schen Öen und in nicht über­schüs­si­ger Kali­lau­ge, ent­hält 15–30 Proz. öl, Harz, Harz­säu­ren (Pinar­säu­re, Pin­in­säu­re, Syl­vin­säu­re, Abie­tin­säu­re), wenig Amei­sen­säu­re und Bern­stein­säu­re. Im fri­schen T. fin­det sich Abie­tin­säu­re­an­hy­drid; dies nimmt aber Was­ser auf, und es schei­den sich wetz­stein­ähn­li­che Kris­tal­le von Abie­tin­säu­re aus, durch die der T. trü­be und krü­me­lig wird. Im Han­del unter­schei­det man: deut­schen T. von der Kie­fer (Pinus sil­vestris) und der Fich­te (Picea excel­sa) von kaum bit­term Geschmack; ihm ähn­li­chen fran­zö­si­schen T. von der Strand­kie­fer (P. mari­ti­ma), der weni­ger öl ent­hält; Straß­bur­ger T. von der Weiß­tan­ne (Abies pec­ti­na­ta), der bald hell und klar wird, zitro­nen­ar­tig riecht, sehr bit­ter schmeckt und 35 Proz. öl ent­hält; ame­ri­ka­ni­schen T. haupt­säch­lich von Pinus aus­tra­lis, P. palus­tris und P. Taeda, weiß­lich gelb, zäh, von kräf­ti­gem Geruch, sehr scharf bit­term Geschmack und gerin­gem ölge­halt. Der vene­zia­ni­sche T. von der Lär­che (Larix euro­paea) wird in Süd­ti­rol gewon­nen, ist gelb­lich bis bräun­lich, fast klar, zäh­flüs­sig und schei­det nicht Kris­tal­le aus. Über Kana­da­bal­sam s. d. T. gibt bei Destil­la­ti­on mit Was­ser öl und hin­ter­läßt ein Harz (gekoch­ten T., Glas­pech), bei Destil­la­ti­on ohne Was­ser Kolo­pho­ni­um. Man benutzt ihn zur Dar­stel­lung von öl, Sal­ben, Pflas­tern, Fir­nis­sen, Lacken, Sie­gel­lack, Kitt, Harz­sei­fen, zum Auf­tra­gen von Lüs­ter­far­ben auf Metall und Por­zel­lan. Unter T. ver­stand man im Alter­tum den Harz­saft von Pist­acia Ter­eb­in­thus, der heu­ti­ge T. hieß resi­na. Lär­chen kann­ten Dio­scori­des und Pli­ni­us. Kana­da­bal­sam wur­de im 16. Jahrh. bekannt und war im 18. Jahrh. Han­dels­ar­ti­kel in Europa.

Vgl. Win­kel­mann, Die – und Fich­ten­harz­in­dus­trie (Berl. 1880).

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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