Ruta L.

Ruta L. (Rau­te), Gat­tung der Ruta­ze­en, aus­dau­ern­de Kräu­ter oder Halb­sträu­cher mit wech­sel­stän­di­gen, ein­fa­chen oder drei­z­äh­li­gen, oder ein- oder mehr­fach fie­der­schnit­ti­gen, drü­sig punk­tier­ten und stark rie­chen­den Blät­tern, gelb­li­chen oder grün­li­chen Blü­ten in Trug­dol­den oder Wickeln, die zu end­stän­di­gen Ris­pen oder Schein­dol­den ver­ei­nigt sind, und etwas flei­schi­ger, kaum an der Spit­ze auf­sprin­gen­der, vier- oder fünf­lap­pi­ger Kap­sel. Etwa 40 Arten in den Mit­tel­meer­län­dern, in Asi­en bis Ost­si­bi­ri­en. R. gra­veo­lens L. (Gar­ten­rau­te, Wein­rau­te, Hof­rau­te, Hof­run, Gart­wurz), ein an stei­ni­gen Stel­len in Süd­eu­ro­pa und Nord­afri­ka, im west­li­chen Deutsch­land wild wach­sen­der, in den mit­tel­eu­ro­päi­schen Gär­ten häu­fig kul­ti­vier­ter, viel­fach ver­wil­der­ter, bis 90 cm hoher Halb­st­rauch mit gestiel­ten, zwei- bis drei­fach fie­der­tei­li­gen Blät­tern. Das stark bal­sa­misch rie­chen­de und scharf bit­ter­lich schme­cken­de Kraut ent­hält äthe­ri­sches Ö (Rau­ten­öl) und Rutin. Es war schon bei den Alten ein hoch­ge­schätz­tes Gewürz (Pega­num) und Arz­nei­mit­tel; es galt nament­lich als Gegen­mit­tel bei Ver­gif­tun­gen mit Schier­ling, als ner­ven­stär­kend und schweiß­trei­bend. Auch spä­ter stand die Rau­te noch in hohem Ruf als anste­ckungs­wid­ri­ges Heil­mit­tel und war z. B. ein Bestand­teil des bekann­ten Pest- oder Vier­räu­ber­es­sigs. In Klos­ter­gär­ten wur­de sie aus­gie­big kul­ti­viert und zur Her­stel­lung eines Weins (vinum rutae) benutzt, der als Anti­aphro­di­sia­kum geschätzt wur­de. Die Blät­ter, die Ver­dau­ung und Appe­tit beför­dern, in grö­ßern Dosen aber erhit­zend wir­ken, wer­den jetzt meist nur noch als Haus­mit­tel, häu­fi­ger als Küchen­ge­würz, aber auch als Abor­tiv­mit­tel benutzt. Kat­zen und Rat­ten ver­ab­scheu­en das Kraut. R. mon­ta­na Clus. (Berg­rau­te), auf trock­nen, stei­ni­gen Hügeln in den Mit­tel­meer­län­dern (nicht in Ita­li­en), mit viel­fach zer­schnit­te­nen Blät­tern mit sei­nen, linea­li­schen Abschnit­ten und gedräng­tem, unbe­haar­tem Blü­ten stand, riecht stär­ker als die Gar­ten­rau­te, ist rei­zend und scharf und kann äußer­lich hef­ti­ge Ent­zün­dun­gen verursachen.

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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