Quercus L.

Quer­cus L. (Eiche), Gat­tung der Faga­ze­en, sind hohe Bäu­me und Sträu­cher mit ris­si­ger Rin­de, schma­len oder brei­ten und dann oft gezahn­ten, buch­tig gel­app­ten oder fie­der­spal­ti­gen, abfal­len­den oder meh­re­re Jah­re blei­ben­den Blät­tern und monö­zi­schen Blü­ten, von denen die männ­li­chen geknäu­elt in unter­bro­che­nen, faden­för­mi­gen Kätz­chen, die weib­li­chen in meist arm­blü­ti­gen Kätz­chen ste­hen. Die läng­li­che Frucht steckt in einem napf­för­mi­gen Frucht­be­cher mit kur­zen oder ver­län­ger­ten Schup­pen. Etwa 200 Arten vor­wie­gend in Nord­ame­ri­ka und Westasien.

1. Grup­pe. Eichen mit im ers­ten Jah­re rei­fen­den Früchten.

A. Eichen der Alten Welt mit im Herbst abfal­len­den Blät­tern. Die Som­me­rei­che (Stiel­ei­che, Q. pedun­cu­la­ta Ehrh., Q. Robur L.), mit kurz­ge­stiel­ten Blät­tern mit ohr­ähn­li­chen Anhäng­seln an der Basis und lang gestiel­ten lockern weib­li­chen Kätz­chen, trägt 1–3 sit­zen­de Früch­te an einem lan­gen Stiel. Der Stamm hält sich in den ers­ten 50 Jah­ren glatt, bil­det aber im höhern Alter tie­fris­si­ge Bor­ke; die Kro­ne ist nie dicht und wird von viel­fach gekrümm­ten und geknick­ten Asten und Zwei­gen gebil­det. Die Pfahl­wur­zel dringt bis 2,5 m tief in den Boden, außer­dem treibt der Baum zahl­rei­che kräf­ti­ge Sei­ten­wur­zeln. Die­se E. for­dert des­halb auch einen tief­grun­di­gen oder wenigs­tens bis in bedeu­ten­de Tie­fe durch­dring­ba­ren Boden. Am bes­ten gedeiht sie auf frucht­ba­rem, lockerm Aue­bo­den der Ebe­ne, wächst aber auch noch in leh­mi­gem, fri­schem Sand­bo­den, wäh­rend sie in höhern Lagen gewöhn­lich der fol­gen­den Art weicht. Sie fin­det sich in ganz Euro­pa und im Ori­ent, bil­det im unga­ri­schen Hügel­land und Kroa­ti­en aus­ge­dehn­te Wäl­der und im rus­si­schen Tief­land einen brei­ten Wald­gür­tel zwi­schen dem Fin­ni­schen Meer­bu­sen und der Step­pen­gren­ze, geht also ost­wärts weit über die Buchen­wäl­der hin­aus, jedoch nur bis zum Ural, der sie von Sibi­ri­en trennt. Auch nach N. hin ist sie weit jen­seit der Buchen­gren­ze ver­brei­tet; ihre Polar­gren­ze senkt sich von der nor­we­gi­schen Küs­te (63°) all­mäh­lich über Peters­burg bis zur Brei­te von Perm und fällt fast über­all mit der Polar­gren­ze des Wei­zens zusam­men. Die Vege­ta­ti­ons­zeit beträgt in Brüs­sel 6, in Peters­burg 5 Mona­te. In dop­pel­ter Hin­sicht ver­hält sich die E. anders als die Buche: sie for­dert zur Belau­bung eine etwas höhe­re Tem­pe­ra­tur (11–12°), ver­liert aber im Herbs­te die Blät­ter erst, wenn die täg­li­che Wär­me tie­fer gesun­ken ist als zu Anfang der Vege­ta­ti­ons­pe­ri­ode (in Peters­burg unter 2°). Hier­durch wird es der E. mög­lich, so viel wei­ter als die Buche in das Kli­ma Ruß­lands ein­zu­drin­gen, obgleich die Vege­ta­ti­ons­zeit fast die­sel­be ist. In den Alpen geht sie bis etwa 1000 m. In Deutsch­land kom­men die schöns­ten, wenn auch nie­mals ganz rei­nen Stiel­ei­chen­wäl­der in der frucht­ba­ren mit­tel­deut­schen Ebe­ne und am Nie­der­rhein vor. Frü­her scheint die­se und die fol­gen­de Art in der Ebe­ne und auf den nied­ri­gen Gebir­gen herr­schen­der gewe­sen zu sein als jetzt. Die Eicheln blei­ben nur in dem Jahr nach der Rei­se keim­fä­hig, kei­men aber sehr leicht; die jun­gen Pflan­zen wach­sen in den ers­ten 4–6 Jah­ren sehr unge­ra­de und kni­ckig, erst bei 15–20 Jah­ren beginnt der Stamm sich zu stre­cken; im mitt­lern Lebens­al­ter hat die E. den stärks­ten Zuwachs, im hohen Alter setzt sie nur noch sehr dün­ne Jah­res­rin­ge an, und wegen der als­dann ein­tre­ten­den Kern­fäu­le macht in der Regel ein Sturm dem Leben alter Bäu­me ein Ende. Ob die E. ein so hohes Alter erreicht (2000 Jah­re), wie bis­wei­len ange­nom­men wird, ist zwei­fel­haft. Frucht­bar wird die C. ziem­lich früh; Samen­jah­re keh­ren etwas häu­fi­ger als bei der Buche wie­der, und ganz samen­lo­se Jah­re sind sel­ten. Die E. lei­det durch Spät­frös­te, Frost­ris­se, Rot- und Weiß­fäu­le (her­vor­ge­ru­fen durch Poly­po­rus-Arten, Hyd­num diver­si­dens, Ste­re­um frus­tu­lo­sum [The­le­pho­ra per­dix]), Wip­fel­dür­re, Krebs; jun­ge Pflan­zen wer­den durch den Eichen­wur­zelt­ö­ter (Rosel­li­nia quer­ci­na) beschä­digt. Kein Baum beher­bergt soviel Insek­ten wie sie; beson­ders bemer­kens­wert sind die Gall­wes­pen, die haupt­säch­lich auf Eichen leben. Schäd­lich wer­den der E. Mai­kä­fer, Pro­zes­si­ons­spin­ner, Eichen­blatt­wick­ler, aber nur in meh­re­ren aus­ein­an­der fol­gen­den Jah­ren wie­der­hol­te Ent­lau­bung kann jun­gen Eichen töd­lich wer­den, alte Eichen sind durch ihr gro­ßes Aus­schlags­ver­mö­gen geschützt. Im Holz lebt der Eichen­bock (Cer­am­byx cer­do). Das Holz der E. hat sehr dicke und brei­te Mark­strah­len (Spie­gel, Spie­gel­fa­sern) und sehr wei­te Gefä­ße; das Kern­holz ist hel­ler oder dunk­ler röt­lich grau­braun, bis­wei­len fast braun­schwarz, das 8–13 Jah­re umfas­sen­de Splint­holz ist bedeu­tend hel­ler. Die Här­te ist mit­tel­mä­ßig und die Dich­tig­keit ziem­lich gering. Es ist unter allen Ver­hält­nis­sen sehr dau­er­haft und dient in der Tech­nik als sehr geschätz­tes Bau‑, Nutz- und Werk­holz. Auch wird es viel zu Fäs­sern benutzt. Unter Was­ser wird Eichen­holz dunk­ler, fes­ter, schwe­rer, und Stäm­me, die sehr lan­ge unter Was­ser gele­gen haben, sind als Möbel­holz (Wasser‑, Moor­ei­chen­holz) sehr geschätzt. Man lagert des­halb auch absicht­lich Eichen­holz meh­re­re Jah­re unter Was­ser, beizt frei­lich auch fri­sches Eichen­holz, um es dem Was­se­r­ei­chen­holz ähn­lich zu machen. Als Brenn- und Kohl­holz steht es dem Buchen­holz etwas nach; die Rin­de dient als Gerb­ma­te­ri­al, auch die Eicheln fin­den viel­fa­che Ver­wen­dung. Gall­wes­pen erzeu­gen auf den Blat­tern Gall­äp­fel, an den jun­gen Früch­ten Knop­pern, die aber wenig wert­voll sind. In der Kul­tur befin­den sich zahl­rei­che Varie­tä­ten der Som­me­rei­che, z. B. Pyra­mi­den­ei­che (Q. pyra­mi­da­lis), mit pap­pel­ar­ti­gem Pyra­mi­den­wuchs; Traue­rei­che (Q. pen­du­la), mit dün­nen, lan­gen, hän­gen­den Zwei­gen. Auch hat man Varie­tä­ten mit tie­fer und sei­ner geschlitz­ten bun­ten Blät­tern und nied­ri­ge, strauch­ar­ti­ge seor­men. Die Win­ter­ei­che (Stein­ei­che, Q. ses­si­li­flo­ra Salisb.,) hat lang­ge­stiel­te, am Grun­de keil­för­mi­ge Blät­ter ohne ohr­ähn­li­che Anhäng­sel an der Basis, gedrun­ge­ne weib­li­che Kätz­chen und trägt gedrängt ste­hen­de, mehr eiför­mi­ge Eicheln auf einem sehr kur­zen Frucht­stiel (daher Trau­ben­ei­che); sie blüht mit Ent­fal­tung der Blat­ter, schlägt aber etwa 14 Tage spä­ter aus als die vari ge Art. Der Baum bleibt meist nied­ri­ger, erscheint gedrun­ge­ner, erreicht kein so hohes Alter und ver­brei­tet sich nicht so weit nach O. und N. wie die Som­me­rei­che; im Bay­ri­schen Wald steigt er bis 714, in den süd­li­chen Alpen bis 1360 m. Sonst gilt von ihm, was von der vori­gen Art gesagt ist. Auch von der Win­ter­ei­che wer­den meh­re­re For­men kul­ti­viert. Die Fär­ber- oder Gal­lei­che (Q. infec­to­ria Oliv.), meist strauch­ar­tig, sehr buschig, 2 m hoch, mit kurz­ge­stiel­ten, läng­lich ver­kehr­tei­för­mi­gen Blät­tern, trägt auf einem kur­zen Stiel 1–3 unter­ein­an­der ste­hen­de, wal­zi­ge, 4 c m lan­ge Früch­te. Sie wächst in Rum­e­li­en, Grie­chen­land, Cypern, Klein­asi­en, Syri­en, Per­si­en und lie­fert beson­ders die Gall­äp­fel. Die weich­haa­ri­ge E. (Weiß- oder Schwar­zei­che, Q. lanu­gi­no­sa Thuill. Q. pube­s­cens Willd.) hat deut­lich gestiel­te, in der Jugend auf bei­den Flä­chen grau behaar­te, spä­ter fast kah­le Blät­ter, bleibt klei­ner als uns­re Eichen, wächst in ganz Süd­eu­ro­pa, auch dies­seit der Alpen, in Süd­deutsch­land, im Ori­ent bis an das Kas­pi­sche Meer, in beson­derm For­men­reich­tum in Ungarn und Sie­ben­bür­gen. Sie lie­fert Eichenrinde.

B. Eichen der Neu­en Welt mit im Herbst abfal­len­den Blät­tern und grau­wei­ßer, in brei­ten, dün­nen Stü­cken sich lösen­der Rin­de (Weiß­ei­chen, White Oaks). Die Blät­ter ver­fär­ben sich nicht im Herbst. Kas­ta­ni­en­ei­che (Q. Pri­nus L.). Die wei­ße E. (Q. alba L.), mit schwach fie­der­lap­pi­gen Blät­tern und abge­run­de­ten Lap­pen und ziem­lich gro­ßen Früch­ten, ein schi­mer, bis 25 m hoher Baum, bil­det in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten hohe Wäl­der und lie­fert viel Gerb­rin­de. Die groß­früch­ti­ge E. (Q. macro­car­pa Mchx.), ein gro­ßer Baum mit ziem­lich lang­ge­stiel­ten, 36 cm lang­stern­haa­ri­gen Blät­tern und 5 cm lan­gen, zu zwei Drit­teln oder fast ganz von der brei­ten, am obern Ende mit haar­för­mi­gen Schup­pen besetz­ten Frucht­hül­le umschlos­se­nen, mild schme­cken­den Früch­ten, bil­det in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten gro­ße Wälder.

C. Eichen mit immer­grü­nen Blät­tern. Die immer­grü­ne E. (Q. Ilex L.,), mit gestiel­ten, rund­li­chen oder läng­li­chen, meist ganz­ran­di­gen, fast kah­len oder, beson­ders auf der Unter­flä­che, fil­zi­gen Blät­tern, wächst meist als spar­ri­ger, 2,5–3,8 m hoher Strauch in den Mit­tel­meer­län­dern und auf den Inseln, lie­fert vie­le Kul­tur­for­men. Die meist lan­gen Früch­te der immer­grü­nen E. wer­den in Spa­ni­en, Süd­frank­reich unb Nord­afri­ka geges­sen und hei­ßen Bal­lo­ta (daher Q. Bal­lo­ta Desf.), die Rin­de wird zum Ger­ben benutzt. Die Kork­ei­che (Pan­tof­fel­baum, Q. Suber L.) ist ein 10–16 m hoher Baum, des­sen älte­re Stäm­me und Äste mit glat­tem, rost­brau­nem Kork bedeckt sind, der sich zuletzt in gro­ßen, dicken Plat­ten ablöst. Die Blät­ter sind eiför­mig, meist scharf bis dor­nig gezahnt, in der Jugend grau­fil­zig, spä­ter ober­seits kahl. Die Eichel ist zwei- bis drei­mal län­ger als der Becher und reist im ers­ten Jahr. Sie fin­det sich in Süd­ost­frank­reich, Spa­ni­en, Por­tu­gal, Sar­di­ni­en, Kor­si­ka, Istri­en, Ita­li­en, am häu­figs­ten in Alge­ri­en und lie­fert den Kork. Q. occi­den­ta­lis Gay, mit jähr­li­chem Blatt­wech­sel und im zwei­ten Jah­re rei­sen­den Früch­ten, bil­det in West­frank­reich gro­ße Bestän­de und lie­fert wie die vori­ge Kork und Gerb­rin­de. Auf der Schar­lach­ei­che (Zwerg‑, Ker­mes­ei­che, Q. coc­ci­fera L.), einem Strauch mit dor­nig gezahn­ten Blät­tern, im gan­zen Mit­tel­meer­ge­biet, wohnt die als Ker­mes­bee­ren in den Han­del kom­men­de Schild­laus (Coc­cus Ili­cis Fabr.). Die Wur­zel­rin­de (Garouil­le, Rus­que) wird wie die weni­ger wert­vol­le Stamm­rin­de zum Ger­ben benutzt.

2. Grup­pe. Eichen mit im zwei­ten Jah­re rei­fen­den Früchten.

Die wei­den­blät­te­ri­ge E. (Q. Phel­los L., Tafel IV, Fig. 2), zu den Black Oaks gehö­rig, mit kurz­ge­stiel­ten, line­al-lan­zett­li­chen, in der Jugend behaar­ten, spä­ter kah­len, meist ganz­ran­di­gen, abfal­len­den Blät­tern, ist einer Sil­ber­wei­de ähn­lich, bis 20 m hoch, ist auf der West­sei­te Nord­ame­ri­kas ver­brei­tet. Die Was­se­r­ei­che (Q. nigra L.), mit gestiel­ten, stumpf­gel­app­ten, unter­seits meh­lig­fil­zi­gen, meist zwei und meh­re­re Jah­re aus­dau­ern­den Blät­tern, wächst an feuch­ten Stel­len in Nord­ame­ri­ka, beson­ders im W., und lie­fert Gerb­rin­de. Die Fär­be­rei­che (Q. tinc­to­ria Willd.,). Die sehr ähn­li­che Schar­lach­ei­che (Q. coc­ci­nea Wan­genh., Tafel IV, Fig. 3) hat rote, tief ein­ge­schnit­te­ne, kah­le Blät­ter mit Blatt­stiel, rotem Mit­tel­nerv, wird im Herbst schar­lach­rot, bil­det in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten gro­ße Wäl­der; ihr Holz wird viel­fach nach Eng­land aus­ge­führt und ihre Rin­de zum Ger­ben benutzt. Die Rot­ei­che (Q. rubra L.). mit lang­ge­stiel­ten, fie­der­spal­ti­gen, nur in der Jugend behaar­ten, 20–30 cm lan­gen Blät­tern und gro­ßen, eirun­den Früch­ten, ein schö­ner, gro­ßer Baum, bil­det vom Huro­nen­see bis Flo­ri­da und Texas aus­ge­dehn­te Wäl­der und lie­fert viel Gerb­rin­de. Das­sel­be gilt von der sehr schnell­wüch­si­gen Sumpf­ei­che (Q. palus­tris Dur.,), mit sehr lang­ge­stiel­ten, tief fie­der­spal­ti­gen Blät­tern und klei­nen Früch­ten. Die Knop­pern­ei­che (Valo­nen­ei­che, Q. Vallo­nea Kot­schy), mit gestiel­ten, läng­lich-ellip­ti­schen, groß und ungleich gezahnt-gesäg­ten bis sta­chel­spit­zi­gen, auf der Unter­flä­che behaar­ten Blät­tern, ein­zeln sit­zen­den, von der Frucht­hül­le ganz oder fast ganz ein­ge­schlos­se­nen Früch­ten und brei­ten, kan­ti­gen Schup­pen auf den Hül­len, ist in Rum­e­li­en, Grie­chen­land und Klein­asi­en ein ziem­lich hoher Baum, des­sen Frucht­hül­len als Valo­nen in den Han­del kom­men (vgl. Dodo­na). Die Eicheln die­ser Art nähr­ten die ältes­ten Bewoh­ner Grie­chen­lands. Valo­nen lie­fern auch eini­ge and­re Eichen, die man frü­her als Q. Aegi­lops L. zusam­men­faß­te. Hier­her gehö­ren beson­ders Q. grae­ca Kot­schy, in Atti­ka, Kre­ta, Klein­asi­en, und Q. oopho­ra Kot­schy, in Klein­asi­en. Die Zirn- oder Zer­rei­che (öster­rei­chi­sche, bur­gun­di­sche E., Q. cer­ris L.,), mit gestiel­ten, läng­li­chen, buch­tig fie­der­spal­ti­gen oder ober­fläch­lich gel­app­ten, sehr ver­än­der­li­chen Blät­tern und stei­fen, schma­len, zylin­dri­schen, abste­hen­den Schup­pen auf der Frucht­hül­le, ein gro­ßer Baum mit unge­mein fes­tem und har­tem Holz (iron oak der Eng­län­der) und eßba­ren Früch­ten, wächst in Süd­eu­ro­pa, auch dies­seit der Alpen, in Mäh­ren, Ungarn, Ser­bi­en sowie in Klein­asi­en und Syri­en. Ihre Rin­de dient als Gerb­ma­te­ri­al. – Ein in Ungarn und Kroa­ti­en gewach­se­nes Eichen­holz kommt in jun­gen Stäm­men als Kon­go­ei­che in den Han­del und wird zu Spa­zier­stö­cken etc., aber auch als Möbel­holz benutzt.

Forst­wirt­schaft­li­ches.

In der Forst­wirt­schaft nimmt die Kul­tur der E. eine her­vor­ra­gen­de Stel­le ein. Aller­dings hat die Hin­ga­be aus­ge­dehn­ter Wald­flä­chen an die Land­wirt­schaft seit 1750 den zur Erzie­hung der E. geeig­ne­ten Boden erheb­lich ver­min­dert; allein man weiß auch auf weni­ger kräf­ti­gen Wald­bö­den noch Eichen zu erzie­hen. Man kul­ti­viert die E. in Baum­holz­be­stän­den (Hoch­wald) oder im Ober­holz des Mit­tel­wal­des, zur Gewin­nung von Gerb­rin­de in Nie­der­wald­be­stän­den (Eichen­schäl­wald). In Baum­wal­dun­gen wird die E. sel­ten rein erzo­gen, meist in Ver­mi­schung mit Buchen, Hain­bu­chen, Ulmen, Eschen, Ahor­nen, Bir­ken, Kie­fern. In rei­nen Bestän­den tritt leicht Boden­ver­wil­de­rung ein, weil die E. bei sehr gro­ßem Licht­be­dürf­nis im höhern Alter den Boden nicht voll­kom­men zu decken im stan­de ist. Im Eichen­hoch­wald sind 120–180jährige Umtrie­be am häu­figs­ten. Die Bestands­ver­jün­gung erfolgt durch eigent­li­chen Samen­schlag mit sehr rascher Räu­mung der ver­jüng­ten Orte (nach 2–3 Jah­ren) oder in Schirm­schlä­gen, in denen unter dem lich­ten Schirm and­rer Holz­ar­ten die E. ein­ge­sät wird. Wo im Buchen­hoch­wald bei der Ver­jün­gung reich­li­che Bei­mi­schung der E. erreicht wer­den soll, haut man 8–10 Jah­re vor dem Anhieb des Buchen­be­stan­des gro­ße Löcher (0,2–0,5 Hekt­ar) frei, besät die­sel­ben voll mit Eicheln und erzieht so vor­wüch­si­ge gro­ße Eichen­hors­te (Spes­sart­be­trieb). Rei­ne Eichen­be­stän­de im Stan­gen­holz­al­ter (50–70 Jah­re), die nicht auf unge­wöhn­lich kräf­ti­gen Böden sto­cken, müs­sen zur Erhal­tung der Boden­kraft unter­baut wer­den. Etwa ein Drit­tel der Bestands­mas­se wird her­aus­ge­nom­men und dann der Bestand mit Buchen, Hain­bu­chen, Fich­ten oder Tan­nen unter­pflanzt (Lich­tungs­be­trieb). Im Mit­tel­wald bil­det die E. einen sehr schätz­ba­ren Ober­baum. Zur bes­sern Aus­for­mung des Stam­mes und zur Ver­min­de­rung des Schirm­drucks wer­den hier häu­fig Auf­as­tun­gen ange­wen­det. Die Hin­weg­nah­me stär­ke­rer Äste wird jedoch für die Gesund­heit des Stam­mes leicht gefähr­lich, indem die Wund­flä­che eine Ein­zugs­pfor­te für Ver­pil­zung und Ver­mo­de­rung bil­det. Der in Frank­reich, Bel­gi­en, Deutsch­land, auch in Hol­land, Eng­land, Öster­reich- Ungarn übli­che Eichen­schäl­wald­be­trieb ist ein Nie­der­wald­be­trieb mit meist 15–20jährigem Umtrieb. Der Hieb erfolgt tief, um reich­li­che und kräf­ti­ge Wur­zel- und Wur­zel­kno­ten­aus­schlä­ge zu erzeu­gen. Die aus­ge­hen­den (d. h. nicht mehr aus­schlags­fä­hi­gen) Stö­cke müs­sen durch Saat oder Pflan­zung ersetzt wer­den. Man wen­det bei letz­te­rer mit gutem Erfolg gestum­mel­te (d.h. über dem Wur­zel­kno­ten abge­schnit­te­ne) Pflan­zen an. Mit dem Eichen­schäl­wald­be­trieb wird vie­ler­orts eine peri­odi­sche Frucht­nut­zung (Rog­gen oder Buch­wei­zen) ver­bun­den (Hau­berg, Hack­wald). Das forst­li­che Ver­hal­ten uns­rer bei­den Eichen­ar­ten ist nicht sehr ver­schie­den. In vie­len Gegen­den Deutsch­lands gibt man in höhern Lagen und auf ärmerm Boden der Trau­ben­ei­che den Vor­zug. Sie geht höher in den Ber­gen und beherrscht in Deutsch­land ein weit­aus grö­ße­res Gebiet als die Stiel­ei­che, ist nament­lich herr­schend auf dem Bunt­sand­stein (Sol­ling, Spes­sart), dem Urge­bir­ge (Harz), im Flach­land mit san­di­gem Boden. Die Stiel­ei­che herrscht dage­gen im Aue- und Fluß­bo­den und in ein­zel­nen dem Über­gangs­ge­bir­ge ange­hö­ri­gen Wald­ge­bie­ten (Gegend von Sie­gen), eben­so auf Kalk­bo­den. Die Gebrauchs­fä­hig­keit bei­der Eichen­ar­ten ist fast die glei­che, doch ist das Holz der Trau­ben­ei­che etwas schwerer.

Die E. ist mit den ältes­ten natur­re­li­giö­sen Mythen und Kul­ten der euro­päi­schen Völ­ker eng ver­knüpft, beson­ders mit denen der alten Grie­chen, Etru­rier, Ger­ma­nen, Kel­ten, Skan­di­na­vi­er, Preu­ßen etc. Die E. zu Dodo­na in Nord­grie­chen­land war der Sitz des ältes­ten hel­le­ni­schen Ora­kels, des­sen Wil­len die Pries­ter aus dem Rau­schen ihrer Blät­ter ver­nah­men. Bei den Römern war die E. dem Jupi­ter gewid­met (arbor Jovis). Die alten Gal­li­er und Deut­schen hiel­ten die E für einen hei­li­gen Baum. Die Eichen­wäl­der waren den Göt­tern geweiht, und unter den stärks­ten und höchs­ten Eichen wur­den die Opfer dar­ge­bracht. Auch meh­re­re sla­wi­sche Völ­ker hiel­ten die E. für hei­lig und brauch­ten das Eichen­holz zu Opfer­feu­ern. Als das Chris­ten­tum nach Deutsch­land und in die Län­der an der Ost­see drang, wur­den vie­le alte hei­li­ge Eichen nie­der­ge­hau­en. Ins­be­son­de­re soll eine hei­li­ge E. bei Geis­mar in Hes­sen berühmt gewe­sen sein, die von Boni­fa­ti­us gefällt wur­de. Auch bei den Juden und Per­sern stand die E. in hohen Ehren. Der Eichen­kranz, als Schmuck, war zu allen Zei­ten ein erns­tes Sym­bol; in alten Zei­ten bekränz­ten sich die Pries­ter damit, auch war er Beloh­nung römi­scher Bür­ger­tu­gend. Das Eichen­laub ist auf die goti­sche Orna­men­tik von bedeu­ten­dem Ein­fluß gewesen.

Die Eichen Euro­pas und des Ori­ents (Olmütz 1862); Bur­ck­hardt, Säen und Pflan­zen (6. Aufl., Han­nov. 1893); Gey­er, Die Erzie­hung der E. etc. (Berl. 1870); v. Man­teuf­fel, Die E., deren Anzucht, Pfle­ge und Abnut­zung (2. Aufl., Leipz. 1874); Reu­ter, Die Kul­tur der E. und der Wei­de (3. Aufl., Berl. 1875); v. Schütz, Die Pfle­ge der E. (das. 1870); Fri­bol­in, Der Eichen­schäl­wald­be­trieb (Stuttg. 1876); Jentsch, Der deut­sche Eichen­schäl­wald und sei­ne Zukunft (Berl. 1899); Mann­hardt, Der Baum­kul­tus der Ger­ma­nen (das. 1874); Wag­ler, Die E. in alter und neu­er Zeit. Mytho­lo­gisch-kul­tur­ge­schicht­li­che Stu­die (das. 1891).

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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