Intervall-Fasten: Der kleine Bruder des Heilfastens

Beim Inter­vall-Fas­ten oder iFas­ten wird nur für einen Tag in der Woche auf Essen ver­zich­tet. Wegen sei­ner Wirk­sam­keit rückt iFas­ten seit eini­gen Jah­ren in den Fokus der Wis­sen­schaft. Dabei zeig­te sich: iFas­ten ist nicht nur ein hoch­wirk­sa­mes Ele­ment zur vor­beu­gen­den Gesund­heits­för­de­rung und Selbst­hei­lung, son­dern die ver­mut­lich wirk­sams­te Anti-Aging-Maß­nah­me, die bekannt ist.

Fri­sches Wasser

Das Inter­vall-Fas­ten (iFas­ten) ist der klei­ne Bru­der des bekann­ten medi­zi­ni­schen Heil­fas­tens (zum Bei­spiel nach Otto Buch­in­ger). Das pro­phy­lak­ti­sche und the­ra­peu­ti­sche Poten­ti­al bei­der Ver­fah­ren ist sehr ähn­lich. Aller­dings gibt es einen wesent­li­chen Unter­schied: Das Heil­fas­ten ist eine oft unter fach­li­cher Über­wa­chung län­ger dau­ern­de Nah­rungs­re­strik­ti­on. Sie dau­ert min­des­tens sie­ben bis zehn Tage und kann je nach medi­zi­ni­schem Anlie­gen bis zu sechs Wochen (und län­ger) durch­ge­führt wer­den. Beim iFas­ten han­delt es sich hin­ge­gen um eine kurz­zei­ti­ge Nah­rungs­re­strik­ti­on für nur einen Tag, die völ­lig selbst­stän­dig durch­ge­führt und in den Lebens­all­tag inte­griert wer­den kann. Weder Kur­auf­ent­hal­te oder eine eng­ma­schi­ge Betreu­ung durch Fas­ten­ex­per­ten sind also not­wen­dig. Das iFas­ten rückt seit eini­gen Jah­ren zuneh­mend in den Fokus der Wis­sen­schaft. Nicht nur, weil es ein prak­ti­ka­bles und hoch­wirk­sa­mes Ele­ment zur vor­beu­gen­den Gesund­heits­för­de­rung und Selbst­hei­lung ist, son­dern die ver­mut­lich wirk­sams­te Anti-aging-Maß­nah­me, die bekannt ist. Zudem ist iFas­ten eine der weni­gen Mög­lich­kei­ten, einen durch ein Abnehm­pro­gramm erziel­ten Gewichts­ver­lust dau­er­haft, anstren­gungs­frei und ohne JoJo-Effekt zu erhalten.

Fasten – Gott und sich selbst näher kommen:

Fas­ten ist auf das Engs­te mit der Kul­tur­ge­schich­te der Mensch­heit ver­bun­den. Es wird seit Jahr­tau­sen­den als Übung zur Ent­halt­sam­keit, Hilfs­mit­tel zum Bezug auf das eige­ne Selbst, Weg zur Eksta­se oder als Teil ritu­el­ler oder vor­be­rei­ten­der hei­len­der Rei­ni­gun­gen durch­ge­führt. Im alten Ägyp­ten bei­spiels­wei­se durf­ten Pries­ter erst nach län­ge­rem Fas­ten mit der Göt­tin Isis in Kon­takt tre­ten. In der Anti­ke berei­te­ten sich Kran­ke vor dem Besuch des Askle­pi­os-Tem­­pels fas­tend auf geplan­te Heil­be­hand­lun­gen vor. Mus­li­me, Bud­dhis­ten und Chris­ten üben seit jeher frei­wil­li­gen Nah­rungs­ver­zicht. In der römisch-katho­­li­­schen Lit­ur­gie gehört 40-tägi­­ges Fas­ten zur Vor­be­rei­tung auf die Oster­fei­er, um des Lei­dens­we­ges Jesu Chris­ti zu geden­ken. Gläu­bi­ge fas­ten auch heu­te noch frei­wil­lig im Rah­men eige­ner Mög­lich­kei­ten: Sie nut­zen es, um sich selbst und den eige­nen Zie­len näher zu kom­men. Oder wie Schwes­ter Hele­na vom Orden “Kar­mel Maria vom Frie­den”, Köln, for­mu­liert: “Fas­ten kann hel­fen, Gott die Tür zu öff­nen und sich bewusst machen, dass Er mit uns geht”.

Liebgewordene Gewohnheit: Regelmäßige Mahlzeiten

Prof. Dr. Mark P. Matt­son, Baltimore/​USA, hat sich um die Erfor­schung des iFas­tens (engl. “inter­mit­tent fas­ting”) beson­ders ver­dient gemacht. Der Chef des US-Bun­des­in­sti­tu­tes für Alters­for­schung belegt ein­drucks­voll mit vie­len Stu­di­en, die unter sei­ner Lei­tung durch­ge­führt wur­den: iFas­ten stei­gert nicht nur erheb­lich die Lebens­er­war­tung von Lebe­we­sen (bei eini­gen nie­de­ren Tier­ar­ten bis zum 1000-fachen!), son­dern wirkt lang­fris­tig gewichts­sen­kend oder Gewicht sta­bi­li­sie­rend. Zudem ist iFas­ten auch ein vor­beu­gen­des “Mit­tel” bei Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen und ver­mag Repa­ra­turme­cha­nis­men im Gehirn anwer­fen, die Ner­ven­schä­den repa­rie­ren, wie sie zum Bei­spiel beim Mor­bus Alz­hei­mer ent­ste­hen [1].

Bei der Ergrün­dung des gesund­heits­för­der­li­chen iFas­tens setz­te sich der Ame­ri­ka­ner mit sei­nen For­scher­teams auch mit dem Über­kon­sum von Lebens­mit­teln und den heu­ti­gen Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten aus­ein­an­der. In vie­len Län­dern und Kul­tu­ren sind ja min­des­tens drei regel­mä­ßi­ge, täg­li­che Mahl­zei­ten und oft­mals noch zusätz­li­che “Zwi­schen­mahl­zei­ten” gang und gäbe. Wer­den die­se meist hoch­ka­lo­ri­schen Ess­ge­wohn­hei­ten mit einem vor­wie­gend sit­zen­den Lebens­stil kom­bi­niert, ist das ein wesent­li­cher Hin­ter­grund moder­ner Zivi­li­sa­ti­ons­er­kran­kun­gen wie der welt­wei­ten Epi­de­mie von Adi­po­si­tas und Erwach­se­nen-Zucker­krank­heit, so das Cre­do der Alt­erfor­scher aus Bethesda.

Adipositas- und Diabetes-Epidemie: Bislang keine wirksamen Lösungen

Der Bauch­um­fang ist wichtig

Auch wenn die­se Erkennt­nis­se nicht neu sind, ist es aus Matt­sons Sicht unbe­dingt not­wen­dig, das zuneh­mend glo­ba­le Pro­blem immer wie­der klar und ein­deu­tig zu beschrei­ben. Schließ­lich sind Über­ge­wicht, Fett­sucht (Adi­po­si­tas) und Dia­be­tes welt­weit immer schwer­wie­gen­de­re und in ihren Fol­gen immer teu­rer wer­den­de Pro­ble­me, für die bis­lang kei­ne wirk­sa­men Lösun­gen gefun­den wor­den sind. In Deutsch­land sind bei­spiels­wei­se, laut zwei­ter Natio­na­ler Ver­zehr­stu­die [2], 66 % der Män­ner und 50% der Frau­en über­ge­wich­tig. Beson­de­res schwer­wie­gend ist dabei die vis­ze­ra­le Adi­po­si­tas (Bauch­fett, Wam­pe), da sie gesund­heit­lich unge­mein gefähr­lich ist. Die Bauch­wam­pe ist eng mit dem Auf­tre­ten des Meta­bo­li­schen Syn­droms ver­knüpft. Die­ses “töd­li­che Quar­tett” wird durch eine Kom­bi­na­ti­on von ver­mehr­tem Bauch­fett, erhöh­tem Blut­druck, einer zuneh­men­den Ent­glei­sung der Blut­fet­te sowie einer Stö­rung des Zucker­stoff­wech­sels im Kör­per gekenn­zeich­net. Es ist der wesent­li­che Vor­läu­fer der Erwach­se­nen-Zucker­krank­heit und deren fata­len Fol­gen wie Herz­in­farkt, Schlag­an­fall, Nie­ren­ver­sa­gen mit Dia­ly­se­pflicht, Blind­heit oder Ampu­ta­ti­on von Glied­ma­ßen. Vor die­sem Hin­ter­grund bekommt eine im Lebens­all­tag leicht rea­li­sier­ba­re, vor­beu­gend und the­ra­peu­tisch wirk­sa­me Metho­de wie das Inter­vall-Fas­ten natür­lich eine beson­de­re Bedeu­tung. Zwar ist die Opti­on im Gesund­heits­sys­tem unbe­liebt und wird ger­ne igno­riert (da hier­mit kein Geld ver­dient wer­den kann), den­noch erfährt sie heu­te – dank Matt­son und ande­rer Grund­la­gen­for­scher – eine erheb­li­che wis­sen­schaft­li­che Reputation.

Lau­fen ver­län­gert das Leben

Auch wenn die Kul­tur­anthro­po­lo­gie der frü­hen Mensch­heits­ge­schich­te wesent­lich von den Phan­ta­sien man­cher wis­sen­schaft­li­cher Autoren bestimmt ist, kann als sicher ange­nom­men wer­den: Die täg­li­che Nah­rungs­be­schaf­fung war vor den Zei­ten des Sess­haft-Wer­dens oft müh­sam und belas­tend. Um aus­rei­chend ess­ba­re Samen, Wur­zeln, Früch­te, Vogel­ei­er, Insek­ten zu sam­meln oder der Jagd nach­zu­ge­hen wer­den bei unse­ren Vor­fah­ren “Lauf­leis­tun­gen” zwi­schen 50 bis 70 Kilo­me­tern ange­nom­men (in moder­nen Kate­go­rien berech­net). Auch mit dem all­mäh­li­chen Beginn der Sess­haf­tig­keit ver­schwand der Hun­ger als regel­mä­ßi­ger Gast der Men­schen nicht. Klein- und groß­räu­mi­ge Wet­ter-Schwan­kun­gen, Zwi­schen­eis­zei­ten und vie­le ande­re Unbil­den des täg­li­chen Lebens erfor­der­ten hohe Anpas­sungs­leis­tun­gen an Pha­sen von Nahrungsknappheit.

Nahrungsmangel gehört zur Evolution des Menschen

iFas­ten kann wie das medi­zi­ni­sche Heil­fas­ten auch für eine heil­sa­me Zäsur gestör­ter Lebens­funk­tio­nen sor­gen, ist Matt­son über­zeugt. Wie­so, erklärt der ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaft­ler in sei­nen Publi­ka­tio­nen. Regel­mä­ßi­ge Unter­bre­chun­gen der Nah­rungs­auf­nah­me gehör­ten eng zur evo­lu­tio­nä­ren Ent­wick­lung aller Arten und auch der Mensch­heit. Men­schen sahen und sehen sich bis in die Gegen­wart nicht nur län­ge­ren Pha­sen von Nah­rungs­knapp­heit und Hun­ger aus­ge­setzt. Son­dern sie muss­ten sich auch immer wie­der den unter­schied­lichs­ten, zum Teil sehr lebens­feind­li­chen Lebens­be­din­gun­gen stel­len. So waren unse­re Vor­fah­ren zum Bei­spiel dem Ver­lauf der Jah­res­zei­ten aus­ge­setzt oder hat­ten sich vie­ler Krank­hei­ten oder tie­ri­scher Fein­de zu erweh­ren. Auch leb­ten die in Sip­pen oder Clans orga­ni­sier­ten Men­schen­grup­pen oft­mals nicht fried­lich zusam­men. Der Streit um knap­pe Nah­rungs­res­sour­cen war extrem her­aus­for­dernd und konn­te töd­lich enden.

Langes Leben = hohe Gesundheit?

Der mit inter­mit­tie­ren­dem Fas­ten erziel­ba­re erheb­li­che Zuge­winn an Lebens­er­war­tung bei vie­len “kurz­le­bi­gen” – und des­halb im Labor gut zu beob­ach­ten­den – Tier­ar­ten führt zu einer für Medi­zin und Natur­me­di­zin ent­schei­den­den Fra­ge: Ist eine hohe Lebens­er­war­tung immer ein Aus­druck von Gesund­heit? Hier­zu hat der Ernäh­rungs­exper­te Prof. Wer­ner Kollath (1892–1970) schon vor Jahr­zehn­ten eine expe­ri­men­tell beleg­te Aus­sa­ge getrof­fen: Eine unge­nü­gen­de “halb­wer­ti­ge” (meso­tro­phe) Ernäh­rung ermög­licht zwar ein lan­ges Leben, aber nur unter dem Preis chro­ni­scher Krank­heit. Die Schul­me­di­zin des 21. Jahr­hun­derts behaup­tet hin­ge­gen, eine lan­ge Lebens­er­war­tung sei qua­si ein Syn­onym für Gesund­heit (in Wirk­lich­keit ist sie aber unter den der­zei­ti­gen Umstän­den nur ein Syn­onym für maxi­ma­le Wertschöpfung).

Mit Nahrungsverzicht zu gesteigerten Leistungen und vermehrter Ausdauer

Und die­se evo­lu­tio­nä­ren Anpas­sun­gen gin­gen eben nicht ein­her mit sol­chen Fol­gen, die der Mensch des 21. Jahr­hun­derts befürch­tet, wenn er nicht regel­mä­ßig und aus­rei­chend Essen auf den Tisch bekommt. Es kommt also nicht zu kör­per­li­cher oder geis­ti­ger Schwä­che, zu Antriebs­ar­mut, zum Erschlaf­fen der Sin­ne oder einem koma­ähn­li­chen Zustand, wie er ger­ne in hol­ly­woo­des­ken Welt­un­ter­gangs­fil­men beschrie­ben wird. Im Gegen­teil: Wie schon die Fas­ten­ärz­te aller Jahr­hun­der­te beob­ach­tet haben, führt Nah­rungs­ver­zicht sehr rasch zu einer Anre­gung prak­tisch aller Lebens­vor­gän­ge in Mensch und Tier. Das ist – der Logik der Evo­lu­ti­on fol­gend – auch klar: Nur mit gestei­ger­ter Leis­tung, erhöh­ter Wach­heit und ver­mehr­ter Aus­dau­er kann die Lebens­auf­ga­be erfolg­reich gelöst wer­den – näm­lich auch in knap­pen Zei­ten not­wen­di­ge Nah­rung zu beschaffen.

Jede Form von Bewe­gung tut gut

Matt­son und ande­re For­scher haben in den letz­ten Jahr­zehn­ten eine gan­ze Rei­he jener Mecha­nis­men ent­deckt, die es uns ermög­li­chen, trotz “her­aus­for­dern­der”, stres­si­ge Ein­flüs­se mit gestei­ger­ter, opti­mier­ter Leis­tung zu reagie­ren. So erwar­ben bei­spiels­wei­se alle Zell- und Organ­sys­te­me spe­zi­el­le mole­ku­la­re Signal- und Stoff­wech­sel­we­ge, die nach­weis­lich ihre Wider­stands­fä­hig­keit und Funk­ti­on zum Bei­spiel auf den Stres­sor “Hun­ger” deut­lich erhö­hen. Die­se Anpas­sungs­leis­tun­gen sind gene­tisch deter­mi­niert und ste­hen damit auch dem moder­nen Men­schen zur Ver­fü­gung. Aller­dings gibt es dabei ein “klei­nes” Pro­blem: Die Men­schen in der west­lich gepräg­ten Welt set­zen sich weder kör­per­li­cher Anstren­gung, noch kli­ma­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen oder gar einem regel­mä­ßi­gen Nah­rungs­ent­zug aus. Im Gegen­teil: Der moder­ne Mensch bewegt sich wenig (im Durch­schnitt 400 Schrit­te pro Tag!), lebt vor­wie­gend in geheiz­ten oder kli­ma­ti­sier­ten Räu­men und erhält täg­lich reich­lich Nah­rung ohne sai­so­na­le Beschrän­kun­gen. Da die evo­lu­tio­när ange­leg­ten Mecha­nis­men bei einem sol­chen Leben über­haupt nicht abge­ru­fen wer­den, so Matt­son, reagie­ren Men­schen unter ande­rem mit Über­ge­wicht und wer­den anfäl­li­ger für Dia­be­tes, Herz-Kreis­lauf­erkran­kun­gen, neu­ro­de­ge­nera­ti­ve Stö­run­gen oder Krebs [3].

Hormesis und iFasten: Grundprinzip der Heilung

Sie­ben­sei­ti­ger Würfel

Das Fas­ten, wie das iFas­ten, wird in der Natur­me­di­zin als das Set­zen eines Hei­lungs­rei­zes ver­stan­den. Hei­lungs­im­pul­se sol­len die Lebens­kraft akti­vie­ren oder die Selbst­hei­lungs­kräf­te sti­mu­lie­ren. Seit Men­schen­ge­den­ken wird dar­über gestrit­ten, ob sol­che Impul­se eher stark oder schwach dosiert sein sol­len. Vom mit­tel­al­ter­li­chen Arzt, Alchi­mis­ten und Phi­lo­so­phen Para­cel­sus (1493–1541) stammt bei­spiels­wei­se der gern zitier­te Satz “Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift wird” (“Dosis facit venen­um”). Trotz die­ser wei­sen Ein­sicht ist die Medi­zin der Neu­zeit von einem eher über­schie­ßen­den Ein­satz hei­len­der Rei­ze bis hin zur völ­li­gen Ent­kräf­tung der Pati­en­ten gekenn­zeich­net (zum Bei­spiel bei über­trie­be­nem Ader­laß). Vor die­sem Hin­ter­grund erkann­te eini­ge Jahr­hun­der­te spä­ter der Begrün­der der Homöo­pa­thie, Arzt und Apo­the­ker Samu­el Hah­ne­mann (1755–1843) die über­ra­gen­de Bedeu­tung nied­ri­ger Arz­nei­mit­tel-Dosie­run­gen bei der Hei­lung von Krank­hei­ten und schlug die homöo­pa­thi­sche “Poten­zie­rung” vor. Die Poten­zie­rung beruht auf einem stu­fen­wei­se-rhyth­mi­schem Ver­dün­nungs­ver­fah­ren, bei dem oft­mals vom Aus­gangs­stoff eines Arz­nei­mit­tels nur noch gerings­te Spu­ren oder über­haupt nichts übrig­bleibt. Der in Bonn leh­ren­de Phy­sio­lo­ge Prof. Dr. Edu­ard Fried­rich Wil­helm Pflü­ger (1829–1910) for­mu­lier­te schließ­lich sein “Grund­ge­setz”, das sich nicht nur auf Arz­nei­mit­tel bezog: “Klei­ne Rei­ze regen die Lebens­tä­tig­keit an, mit­tel­star­ke kön­nen sie hem­men und sehr star­ke heben sie auf”. Die­ses Pflüger’sche Grund­ge­setz, auch als “Hor­me­sis” bezeich­net, beschreibt exakt die heil­sa­men Effek­te des iFas­tens, so Matt­son [4]. In hoher, anhal­ten­der “Dosie­rung” ist Nah­rungs­ver­zicht ohne Fra­ge irgend­wann töd­lich. In klei­nen Dosie­run­gen hin­ge­gen “regt es die Lebens­tä­tig­keit” an.

Der Einsatz des siebenseitigen Würfels:

Die Ermitt­lung des iFas­ten­ta­ges in der Woche mit einem Wür­fel ist wich­tig. Tat­säch­lich ist der Mensch und vor allem sein Orga­nis­mus aus­ge­spro­chen anfäl­lig für Gewohn­hei­ten. Lang­jäh­ri­ge iFas­ter beob­ach­te­ten: Wird ein iFas­­ten-Tag nur auf einen bestimm­ten Tag in der Woche fest­ge­legt, stellt sich der Kör­per dar­auf ein und der Selb­st­hei­­lungs-Effekt wie auch der Gewichts­ver­lust entfällt.

Kraft­trai­ning und Aus­dau­er zur Unter­stüt­zung des iFastens

Auch wenn Berich­te der Inter­vall-Fas­te­rin­nen zum Teil sehr unter­schied­lich aus­fal­len, so fällt eine Gemein­sam­keit auf: Die Frau­en haben das iFas­ten – also den einen Tag des Nicht-Essens inner­halb einer Woche – als mehr oder weni­ger gro­ße Her­aus­for­de­rung emp­fun­den. Beson­ders auch die Frau­en, die berufs­tä­tig waren. Ein Tag mit kom­plet­tem Nah­rungs­ver­zicht, aber dem Trin­ken von rei­nem Was­ser, wur­de von man­cher Frau auch als beson­de­re Selbst­er­fah­rung wahr­ge­nom­men. Um an den iFas­ten-Tagen nicht über das Essen nach­den­ken zu müs­sen, ent­schie­den sich die meis­ten dafür, beson­ders aktiv zu sein. Die meis­ten Frau­en über­stan­den die Vor­mit­ta­ge der iFas­ten-Tage ohne beson­de­re Schwie­rig­kei­ten, erst gegen Abend tra­ten bei vie­len Hun­ger­ge­füh­le auf. Die­se führ­ten jedoch nur bei weni­gen Frau­en zu Pro­ble­men. Sie konn­ten sich zum Bei­spiel schwach füh­len, an Käl­te­ge­füh­len oder Kopf­schmer­zen lei­den. Frü­hes Zu-Bett-gehen oder recht­zei­ti­ges Schla­fen hal­fen dann. Auch die Ver­wen­dung einer Wärm­fla­sche wur­de als hilf­reich empfunden.

iFasten=24 bis 32 Stunden nichts essen!

Das iFas­ten fand in den medi­zi­ni­schen Rat­ge­bern durch­aus einen gewis­sen Nach­hall. Aller­dings wur­de die tat­säch­li­che Idee ent­we­der nicht ver­stan­den oder ver­wäs­sert: Um es den Mit­men­schen nicht so schwer zu machen, wur­den Vor­schlä­ge unter­brei­tet wie z.B das “Din­­ner-Can­cel­­ling” (das Abend­essen aus­fal­len las­sen) oder das Essen in bestimm­te Zei­ten zu ver­le­gen wie mor­gens zwi­schen 8 und nach­mit­tags 16 Uhr. Doch die­se Vari­an­ten haben mit dem Inter­­vall-Fas­­ten nichts gemein. Für den Heil­reiz oder die beschrie­be­ne Hor­me­sis ist eine essens­freie Zeit von min­des­tens 24 Stun­den (zuzüg­lich der 8 bis 10 Stun­den Nacht­ru­he davor oder danach) not­wen­dig. Nur ein klei­nes Bei­spiel: Durch das “nicht Nach­fül­len des Essens” bekommt der Magen nichts mehr zu tun, und die Magen­schleim­häu­te lie­gen auf­ein­an­der. Wird nach 30 Stun­den dann wie­der etwas geges­sen, dehnt sich der Magen natür­lich wie­der, um die Nah­rung auf­zu­neh­men. Inter­es­san­ter­wei­se stell­ten iFas­te­rin­nen fest, dass sie nach iFas­­ten-Tagen schnel­ler satt sind. Auch besteht nicht das Bedürf­nis, an Fol­ge­ta­gen “etwas nach­ho­len – also mehr essen zu müssen”.

Kaf­fee: Genuss oder Gewohnheit?

In vie­len Erfah­rungs­be­rich­ten kommt der Stolz zum Aus­druck “es geschafft zu haben”. Auch die Erkennt­nis, “dass es gar nicht schwer war”, ist nach­zu­le­sen. Vie­le Frau­en neh­men sich an den iFas­ten-Tagen beson­ders inten­siv wahr, gehen Stim­mun­gen und Gefüh­len nach. Sie emp­fin­den den iFas­ten-Tag als gute “Aus­zeit” und als Gele­gen­heit, ein­mal etwas völ­lig ande­res aus­zu­pro­bie­ren. Ermu­tigt und gestärkt gehen die meis­ten her­vor aus der iFas­ten-Stu­die her­vor. Eini­gen gelingt sogar eine nach­hal­ti­ge Umstel­lung bei den Ess­ge­wohn­hei­ten, wie nicht mehr so vie­le Süßig­kei­ten zu naschen oder weni­ger Fleisch zu essen bei­spiels­wei­se. Inter­es­san­ter­wei­se kla­gen eini­ge Frau­en über Kopf­schmer­zen, weil sie auf ihren mor­gend­li­chen Kaf­fee ver­zich­te­ten. Nach ein­ge­hen­der Betrach­tung emp­fah­len die Stu­di­en­lei­ter, nicht auf den Genuss des Kaf­fees zu ver­zich­ten – wenn sonst genü­gend Was­ser getrun­ken wird. Nach die­ser posi­ti­ven Erfah­rung mit dem iFas­ten nah­men sich eini­ge Frau­en vor, allei­ne wei­ter­zu­ma­chen. Lang­zeit­er­fah­run­gen mit iFas­ten zei­gen, dass an den Fas­ten­ta­gen eine aus­ge­spro­chen hohe kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit zu beob­ach­ten ist (auch bei sport­li­chen Leis­tun­gen), die geis­ti­ge Wach­heit oft höher als an “Ess-Tagen” beschrie­ben wird und die see­li­sche Emp­find­sam­keit oder Reak­ti­ons­fä­hig­keit erhöht ist. Uner­war­te­ter Wei­se zeigt Inter­vall-Fas­ten also all jene posi­ti­ven Wir­kun­gen auf Kör­per, See­le und Geist, wie sie aus­führ­lich bereits für das medi­zi­ni­sche Heil­fas­ten beschrie­ben wor­den ist.

10-iFasten-Regeln:

1) Ein­mal pro Woche auf Essen und kalo­rien­hal­ti­ge Geträn­ke verzichten.

2) Den 24-stün­­di­­gen iFas­­ten-Tag mor­gens begin­nen und ihn jede Woche auf einen ande­ren Wochen­tag legen (Ver­mei­dung Gewöhnung).

3) Nur einen Tag fasten.

4) Nur kla­res, fri­sches Was­ser trin­ken oder kalo­rien­freie Tees (Hage­­bu­t­­ten-Tee z.B.) Medi­­zi­nal-Tees nur trin­ken, wenn vom Arzt verordnet.

5) Am iFas­ten­tag kei­ne Abführ­mit­tel (kei­ne pflanz­li­chen Mit­tel oder Glau­ber­salz) neh­men (nur wenn ärzt­lich verordnet).

6) Das Füh­ren eines klei­nen Tage­buchs kann hilf­reich sein: Auf­zeich­nun­gen über Bedürf­nis­se, Ände­run­gen von Essens­ge­wohn­hei­ten, Gewichts­ver­än­de­run­gen z.B.

7) Erfah­rungs­aus­tausch mit ande­ren iFas­tern (z.B. im Inter­net) kann stärken.

8) iFas­ten an Fes­ten, Fei­er­lich­kei­ten oder Geschäfts­es­sen meiden.

9) Bei vor­lie­gen­den Krank­hei­ten wie Zucker­krank­heit, Krebs, Herz­schwä­chen, Arte­ri­en­ver­kal­kung ist das Ein­ver­ständ­nis des betreu­en­den Arz­tes nötig.

10) Sport­li­che oder kör­per­li­che Akti­vi­tä­ten unterstützen.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Der Aus­spruch “ohne mei­nen mor­gend­li­chen Kaf­fee geht gar nichts” kommt ger­ne von erklär­ten Kaf­­fee-Lie­b­ha­­bern. Auch das Gläs­chen Wein, um den Abend aus­klin­gen zu las­sen, ist der woh­li­gen Gewohn­heit geschul­det (oder irgend­wann der Alko­hol­sucht). Der mensch­li­che All­tag ist geprägt von lieb­ge­wor­de­nen Gewohn­hei­ten oder Ritua­len. Meis­tens wer­den sie schon früh gelernt (oder antrai­niert) und dann unbe­wusst durch­ge­führt oder gehö­ren zum lie­be­voll gepfleg­ten Mit­ein­an­der. Sie kön­nen durch­aus ihre Berech­ti­gung haben. Gera­de Essens­ge­wohn­hei­ten in Fami­li­en kön­nen für Kin­der zur Struk­tu­rie­rung eines Tages wich­tig sein, genau­so wie das gesel­li­ge Bei­sam­men­sein, wel­ches Gebor­gen­heit ver­mit­teln kann. Irgend­wann kann es im Leben aber wich­tig wer­den, antrai­nier­te, lieb­ge­won­ne­ne Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten zu hin­ter­fra­gen. Das bie­tet die Frei­heit, sich eige­ner Bedürf­nis­se bewusst zu wer­den und ent­spre­chend zu essen oder zu han­deln. Und: Den Gewohn­hei­ten, die ritu­ell oder unbe­wusst durch­ge­führt wer­den, lie­gen manch­mal inne­re Unsi­cher­hei­ten oder unbe­frie­dig­te Bedürf­nis­sen zugrun­de. Das Hin­ter­fra­gen von Gewohn­hei­ten und das Aus­pro­bie­ren von Neu­em kann ein ers­ter Schritt zu neu­en Frei­hei­ten sein, die häu­fi­ger auch mit einem gesün­de­ren Lebens­stil ver­knüpft sind. Inter­­vall-Fas­­ten, ein­mal pro Woche, bie­tet eine gesun­de Mög­lich­keit, fest­sit­zen­de Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten zu lockern.

Eine Buchbesprechung des Buches “Abnehmen mit IFasten

Inter­vall-Fas­ten oder kurz iFas­ten bedeu­tet, einen Tag pro Woche fas­ten. An einem belie­bi­gen Wochen­tag wird nur kalo­rien­frei­es Flüs­si­ges wie Früch­te­tee, Mine­ral­was­ser oder nor­ma­les Lei­tungs­was­ser zu sich genom­men. Die­ser eine Tag des Nicht­es­sens hat die­sel­ben heil­sa­men Wir­kun­gen wie län­ge­res Fas­ten, haben Wis­sen­schaft­ler her­aus­ge­fun­den. Denn iFas­ten löst im Kör­per die­sel­ben Mecha­nis­men aus, wie län­ge­res Fas­ten: Die Akti­vie­rung der Selbst­hei­lungs­kräf­te, womit unter vie­lem ande­ren auch die kör­per­ei­ge­ne Gewichts-Regu­lie­rung ange­sto­ßen werden.

Die Autoren des Buches “Abneh­men mit iFas­ten” – sel­ber erfah­re­ne iFas­ter – bear­bei­te­ten aus lang­jäh­ri­gem Eigen­in­ter­es­se das The­ma Über­ge­wicht. Ihre Erfah­run­gen (auch aus dem Fit­ness­stu­dio), Recher­chen und eige­ne wis­sen­schaft­li­che Arbei­ten mün­de­ten in einem quer­den­ke­ri­schem Buch: Zu Beginn stel­len die Autoren die wah­ren Ursa­chen von Über­ge­wicht dar und regen das Hin­ter­fra­gen bestimm­ter Denk­ge­wohn­hei­ten an. Bei­spiel: “Weni­ger essen macht schlank. Also muss viel essen dick machen”. Umfas­sen­de Lite­ra­tur­re­cher­chen und Meta-Ana­ly­sen der bei­den erga­ben, dass die welt­wei­te Über­ge­wichts-Epi­de­mie auf sehr viel mehr Ursa­chen beru­hen kann als meist ange­nom­men: Anti­bio­ti­ka, Schä­den der Darm­flo­ra, Stress, Schlaf­stö­run­gen, Kon­sum von Fer­tig- oder über­zu­cker­ter Lebens­mit­tel, zuviel Auto fah­ren, Bit­ter­stoff­man­gel der Nah­rung, bestimm­te Ade­no­vi­rus-Infek­tio­nen, erhöh­ter Medi­en­kon­sum (inten­si­ve Nut­zung des Han­dys, des Fern­se­hens oder Inter­nets) oder der Ein­nah­me bestimm­ter Medi­ka­men­te beispielsweise.

Ein wei­te­rer Teil des Buches stellt eine eige­ne iFas­ten-Stu­die mit 52 Frau­en vor, die die Autoren gelei­tet haben. Die Ergeb­nis­se die­ser Stu­die bestä­ti­gen die inter­na­tio­na­len Stu­di­en, näm­lich, dass iFas­ten beim Abneh­men hilft. Das Beson­de­re die­ses iFas­ten­bu­ches jedoch ist, dass etli­che Stu­di­en­teil­neh­me­rin­nen selbst zu Wort kom­men. Ihre Tes­ti­mo­ni­als umfas­sen vie­les, was die Frau­en wäh­rend der Stu­die beweg­te: So schil­dern sie ihre Erfah­run­gen, Erleb­nis­se, Gedan­ken und Gefüh­le rund um das iFas­ten. Zwei­feln­de Gedan­ken – näm­lich wie bei­spiels­wei­se “einen Tag lang nicht essen? Das schaf­fe ich nicht” – hat­ten auch die Stu­di­en­teil­neh­me­rin­nen. Oder von Zwei­fel-Über­win­dung, Aus­pro­bie­ren von etwas Neu­em, Erfolg und Stolz berich­ten die Frau­en eben­falls. Und: Inter­es­san­ter­wei­se kann iFas­ten noch Wei­te­res in Gang brin­gen. Die Frau­en erzäh­len auch davon, dass sie ihre Essens­ge­wohn­hei­ten über­prüf­ten, der all­ge­mei­ne Geschmack sich änder­te, zum Bei­spiel man­ches als zu süß oder über­flüs­sig emp­fun­den wur­de. Bei eini­gen konn­te der lang­jäh­ri­ge Wunsch, gene­rell “gesün­der” leben zu wol­len nach dem iFas­ten end­lich erst­mals ver­wirk­licht wer­den. Die selbst erfah­re­ne Stär­ke durch iFas­ten ermu­tigt näm­lich dazu, neue Chan­cen des Lebens zu ergrei­fen und Ände­run­gen zu realisieren.Bubenzer RH, Hirsch­ler M: Abneh­men mit iFas­ten. Direk­te Bestellung

Autorin
• Mari­on Kaden, Natur & Hei­len (2017).
Quel­len
[1] Quel­len: (1) Maro­si K, Matt­son MP: BDNF media­tes adap­ti­ve brain and body respon­ses to ener­ge­tic chal­lenges. Trends Endo­cri­nol Metab. 2014 Feb;25(2):89–98.
[2] 2. Natio­na­le Ver­zehr­stu­die: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/NVS_Ergebnisbericht.pdf?__blob=publicationFile
[3] Matt­son M P: Chal­len­ging ones­elf inter­mit­tent­ly to impro­ve health. Dose Respon­se. 2014 Oct 20;12(4):600–18. doi: 10.2203/dose-response.14–028.Mattson. eColl­ec­tion 2014.
[4] (2) Matt­son MP: Die­ta­ry fac­tors, hor­me­sis and health. Age­ing Res Rev. 2008 Jan;7(1):43–8.
[5] Buben­zer RH, Hirsch­ler M: Abneh­men mit iFas­ten. mul­ti­MED­vi­si­on Ver­lag. Ber­lin. 2015. ISBN 978–3‑00–046699‑1.
wei­te­re Infos
War­um iFas­ten heil­sam ist
Fas­ten mit Heilkräutertees
Fas­ten

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