Vanilla planifolia Andr. (Vanille), eine kletternde Orchidee, mit ausdauerndem, meist viele Meter langem, aber nur 1 cm dickem Stamm, wechselständigen, kurzgestielten, länglich-ovalen, fleischigen Blättern, an deren Basis je eine Luftwurzel entspringt, gelblichgrünen, geruchlosen Blüten in Trauben, die aus den obern Blattachseln entspringen und den Stamm abschließen. Die einzelnen Blüten werden von dem stielartig verlängerten Fruchtknoten getragen. Die 15–20 cm langen, an beiden Enden verschmälerten, stumpf dreikantigen, anfangs grünen, später gelblichen Früchte hängen in Büscheln herab. Sie enthalten ein balsamisches Mus mit sehr zahlreichen kleinen Samen und springen spät zweiklappig auf. Die Vanille wächst in lichten Waldungen und an Waldrändern des östlichen Mexiko, auch in Peru und wird in Mexiko, auf Réunion, Mauritius etc. kultiviert. Auch in Deutsch-Ostafrika hat man gelungene Anbauversuche gemacht. Man vermehrt die Pflanze durch Stecklinge, die man an Bäumen (besonders Kakaobäumen) pflanzt. Vom 3. Jahr ab bilden sich Früchte, die aber nur vom 4.–7. oder 8. Jahr ihre höchste Vollkommenheit erreichen. In neuerer Zeit wird die Vanille vorteilhaft an Spalieren gezogen. Selbstbefruchtung der Blüten ist unmöglich, und da die Insekten, die in Mexiko die Befruchtung bewirken, in andern Ländern fehlen, so muß jede Blüte künstlich befruchtet werden. Die geernteten halbreifen Früchte werden einige Sekunden in kochendes Wasser getaucht, um etwaige Insekteneier zu töten, dann an der Sonne getrocknet und drei Monate in Blechkisten aufbewahrt, wobei sich das Aroma entwickelt. Die kultivierte Vanille ist viel aromatischer als die wild gewachsene.
ABB. Gewürzpflanzen, Ab. 8
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Quelle
Meyers Großes Konversations-Lexikon (Sechste Auflage). Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit mehr als 16,800 Abbildungen im Text und auf über 1500 Bildertafeln, Karten und Plänen sowie 160 Textbeilagen. Leipzig und Wien: Bibliographisches Institut, 1905–1909 (Infos).