3. Aussaat und Jungpflanzen

Bei unse­rer Gar­ten- und Bal­kon-Serie mit Ste­fan Rust, Gar­ten­kus­tos Bota­ni­scher Gar­ten, Ham­burg, geht es die­ses Mal um Aus­saat und Jung­pflan­zen von Kräu­tern und Heil­pflan­zen. Viel Spaß!

Saat und Jungpflanzen – nicht alle sind sich grün

Die Gar­ten­ar­beit oder Vor­be­rei­tun­gen für die Bal­kon­be­pflan­zun­gen sind im vol­len Gang. Die Son­nen­strah­len sind schon warm, “doch soll­te sich nie­mand täu­schen las­sen”, sagt Ste­fan Rust, “nicht umsonst wird mit dem Aus­sä­en und Aus­set­zen vie­ler Pflan­zen nach den soge­nann­ten Eis­hei­li­gen begon­nen”. Erst dann ist die Zeit des Frosts end­gül­tig vor­bei, der so man­chem Pflänz­chen den Gar­aus berei­ten kann. Nur robus­te Pflan­zen wie Zwie­beln oder Peter­si­lie kön­nen schon lan­ge vor Eis­hei­li­gen gesetzt oder zur Aus­saat gebracht wer­den. “Es emp­fiehlt sich immer, die Samen­pa­ckun­gen zu lesen und sich an die Aus­saat­zei­ten zu hal­ten”, so Rust. Das Lesen der Packun­gen gibt noch mehr nütz­li­che Infor­ma­tio­nen: Nähe­res über die Pflan­zen, ihre Kul­tur­dau­er, Wuchs­form, güns­ti­ge Stand­or­te oder Was­ser­be­dürf­nis­se. Bei Pla­nung und spä­te­rem Kauf soll­ten die­se Hin­wei­se unbe­dingt mit ein­be­zo­gen wer­den. Und die­ses gilt gera­de für vie­le Gewür­ze, die tro­cken-war­me Ver­hält­nis­se brau­chen, wie Sal­bei, Ros­ma­rin – Pflan­zen aus dem Mit­tel­meer-Raum. “Manch­mal ist es bes­ser, sich nicht von den präch­ti­gen Fotos beim Kauf ver­lei­ten zu las­sen, son­dern noch mal an die eige­nen Bal­kon- oder Gar­ten­ver­hält­nis­se zu den­ken”, emp­fiehlt Rust. Für ein Gedei­hen von Heil­pflan­zen und Gewür­zen gilt gene­rell: Ein son­nig-war­mer Stand­ort und mage­rer Boden (Fol­ge 2). Und was eben­falls noch beden­kens­wert ist – es gibt Pflan­zen, die sich nicht mögen. Ande­re wie­der­um unter­stüt­zen sich gegen­sei­tig in vie­ler­lei Hin­sicht. Bei­spiels­wei­se kann das Zusam­men­pflan­zen ihr Aro­ma för­dern (Gar­ten­kres­se und Toma­ten) oder gegen Schäd­lin­ge nütz­lich sein (Peter­si­lie und Zwie­beln gegen Kohlweißlinge).

Samen – gut ist nicht immer billig

Bei den Gewür­zen und Heil­pflan­zen wird grund­sätz­lich zwi­schen ein- und mehr­jäh­ri­gen Pflan­zen unter­schie­den. Ein­jäh­ri­ge Pflan­zen sind in einem neu ange­leg­ten Gar­ten nütz­lich und schlie­ßen Lücken zwi­schen mehr­jäh­ri­gen Pflan­zen. Mehr­jäh­ri­ge Pflan­zen leben län­ger als zwei Jah­re. Ihr Saat­gut soll­te sorg­fäl­tig aus­ge­wählt wer­den und bei einem zuver­läs­si­gen Händ­ler gekauft werden.“Gutes Saat­gut ist frisch, wur­de rich­tig gela­gert, keimt gleich­mä­ßig und fast lücken­los”, so Rust, “es zeich­net sich durch Wuchs­kraft und Krank­heits­re­sis­tenz aus. Die­se Eigen­schaf­ten haben ihren Preis”. Des­halb ist ein Griff zu den bil­ligs­ten Packun­gen nicht immer der bes­te und kann zu Ent­täu­schun­gen füh­ren. Samen in unge­öff­ne­ten Keim­schutz­pa­ckun­gen soll­ten meh­re­re Jah­re hal­ten. Samen aus geöff­ne­ten Packun­gen hin­ge­gen kön­nen durch Feuch­tig­keit oder Wär­me an Qua­li­tät ein­ge­büßt haben. Im Zwei­fel hilft eine Keim­pro­be: Eini­ge Samen in feuch­tes Küchen­pa­pier streu­en und an einen war­men Platz legen. Keimt der größ­te Teil, sind sie noch gebrauchsfähig.

Beete vorbereiten und Säen

Bevor es end­lich ans Säen geht, muss das Beet gut vor­be­rei­tet wer­den. Erde, die im Herbst umge­gra­ben wur­de, wird von Unkraut befreit, grö­ße­re Stei­ne wer­den ent­fernt. Hier reicht es in der Regel, wenn die Erde mit einem Rechen gelo­ckert wird. Bee­te soll­ten immer mög­lichst gera­de ange­legt wer­den und auch an Hän­gen ein­ge­eb­net wer­den. “Das hat prak­ti­sche Grün­de”, so Rust, “selbst gerin­ges Gefäl­le lässt beim spä­te­ren Gies­sen zuviel Was­ser ablau­fen”. Ein Saat­beet ist idea­ler­wei­se fest und fein­krü­me­lig. Dann haben Samen opti­ma­le Bedin­gun­gen zum Kei­men. Außer­dem soll­te der Boden feucht, aber nicht nass sein (die Samen kön­nen auch weg­ge­spült wer­den). Tro­cke­ne Erde wird vor­her leicht gewäs­sert. Für regel­mä­ßi­ge Kei­mung ist eine gleich­blei­ben­de Tie­fe erfor­der­lich. Hier eig­net sich ein Band zur Mar­kie­rung. Die gleich­mä­ßi­gen Ril­len kön­nen mit einem Stock ent­lang des Ban­des gezo­gen wer­den. Grund­re­gel fürs Säen: Die Samen benö­ti­gen drei­mal soviel Erde zum Bede­cken wie sie dick sind. Sehr fei­ne Samen wer­den mit fei­nem Sand ver­mischt. Sand und Samen wer­den in die Hand­flä­che genom­men und behut­sam wie Salz­pri­sen ver­teilt. Die­se Metho­de hilft beim regel­mä­ßi­gen Ver­tei­len. Danach wer­den die Saat­ril­len mit Erde bedeckt und vor­sich­tig fest­ge­klopft. Ach­tung: Dies gilt nicht für Licht­kei­mer wie Küm­mel oder Ker­bel. Die­se Samen dür­fen nur auf die Erde gebracht wer­den. Sie sind emp­find­lich und brau­chen regel­mä­ßig Feuchtigkeit.

Hilf­reich ist auch das Anbrin­gen der Packun­gen an einen klei­nen Stock zur Ori­en­tie­rungs­hil­fe (oder klei­ne Ton­töp­fe). So gibt es kein Rät­sel­ra­ten, wenn die ers­te Saat auf­geht. Und beim spä­te­ren Dazwi­schen­set­zen ande­rer Pflan­zen wird spä­te­res ver­se­hent­li­ches Dazwi­schen­set­zen ande­rer Pflan­zen ver­mie­den. Bei Gewür­zen mit sehr lan­ger Keim­zeit eig­net sich auch das Säen von Radies­chen­rei­hen sozu­sa­gen als “Mar­kie­rungs­saat”.

Zeit fürs Umtopfen

“Wenn klei­ne Pflan­zen auf dem Fens­ter­brett vor­ge­zo­gen wur­den, kön­nen die­se pikiert, d.h aus­ein­an­der gesetzt wer­den”, sagt Rust. “Zeit fürs end­gül­ti­ge Aus­pflan­zen ist auch hier erst nach den Eis­hei­li­gen”. Zum Ein­ge­wöh­nen und Abhär­ten, kön­nen die Zög­lin­ge tags­über schon mal in die Son­ne gesetzt wer­den. “Aber nicht drau­ßen ver­ges­sen!”, sagt Rust. “Die kal­ten Näch­te oder gro­ßen Tem­pe­ra­tur­sprün­ge sind nichts für die zar­ten Gewür­ze oder Heil­pflan­zen”. Für Bal­kon-Lieb­ha­ber gibt es noch nicht so viel zu tun. Hier kön­nen die Bal­kon­käs­ten gesäu­bert wer­den oder schon mal mit Drai­na­ge (Holz­koh­le oder Ton­scher­ben) bestückt wer­den. Rust emp­fiehlt für die Bepflan­zung der Käs­ten dann im Mai mit vor­ge­zo­ge­nen Pflan­zen aus der Gärt­ne­rei: “Die­se sind abge­här­tet und robust und meis­tens von guter Qua­li­tät”, so Rust. “Ihr Wach­sen und Gedei­hen macht dann auch Freu­de”. Von der Bil­lig­wa­re aus dem Super­markt rät Rust ab. “Die meis­ten Pflan­zen haben lan­ge Durst­stre­cken durch Trans­port hin­ter sich, wer­den zuviel oder wenig vom Per­so­nal begos­sen und lei­den am Wochen­en­de unter Licht­lo­sig­keit”. Die­se Gewür­ze sind zwar bil­lig, doch sie hal­ten nicht lan­ge und sind nur für den sofor­ti­gen Gebrauch geeignet.

Kräu­ter und Heil­pflan­zen, die sich unterstützen:
Bor­retschGur­ken, Kohlgegen Kohl­weiß­ling
Fen­chelZwie­beln, Möh­ren, Kartoffelngeschmacks­för­dernd
Gar­ten­kres­seRadies­chen, Tomatenaro­ma­för­dernd
Knob­lauchErd­bee­ren und allgemeingegen Wühl­mäu­se
Küm­melMöh­ren, Zwie­beln, Kartoffelngeschmacks­för­dernd
Laven­delRosengegen Blatt­läu­se
Pfef­fer­minzall­ge­meingegen Kohl­weiß­lin­ge, Erdflöhe
Rin­gel­blu­meall­ge­meingegen Schne­cken
Ros­ma­rinSal­bei, Möhrengegen Möh­ren­flie­ge
Thy­mi­anall­ge­meingegen Schne­cken, Schadinsekten
Ysopall­ge­meingegen Schäd­lin­ge

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2004).
Quel­len
Inter­view: Ste­fan Rust, Gar­ten­kus­tos, Bota­ni­scher Gar­ten Hamburg
wei­te­re Infos
1. Vor­be­rei­tun­gen für Kräu­­ter­­gar­­ten- und Balkon
2. Früh­ling: Gewür­ze auf dem Fensterbrett
4. Gar­ten­freu­den im Frühsommer
5. Hoch­som­mer: Erntezeit
6. Herbst­zeit
7. Zeit des Rückzugs

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