2. Frühling: Gewürze auf dem Fensterbrett

Der Früh­ling kommt bald. Gar­ten­freun­de und Bal­kon­fans sehen dem Gärt­nern mit Ver­gnü­gen ent­ge­gen. Sie kön­nen jetzt schon los­le­gen. Denn auf Fens­ter­bän­ken kann in kur­zer Zeit und mit wenig Geld ein klei­nes Sor­ti­ment von Gewür­zen und Kräu­tern her­an­ge­zo­gen wer­den. Neben dem Spaß, die klei­nen Pflänz­chen sprie­ßen zu sehen, gibt es den Vor­teil, die­se Kräu­ter etwas spä­ter frisch aus dem Topf zu ern­ten. Sie schme­cken gut und stei­gern das Wohl­be­fin­den, so Ste­fan Rust, Gar­ten­kus­tos vom Bota­ni­schen Gar­ten in Ham­burg. Hier noch wei­te­re Tipps und Tricks von ihm zur Anzucht:

Ab Mit­te Febru­ar kann damit begon­nen wer­den, Pflan­zen her­an­zu­zie­hen. “Vor­her lohnt es sich nicht”, sagt Rust. Denn zum Kei­men benö­ti­gen sie nicht nur Wär­me son­dern auch genü­gend Tages­licht. In der trü­ben Win­ter­zeit haben Samen kei­ne Chan­ce auf­zu­ge­hen. Damit das “Fens­ter­bank-Expe­ri­ment” vom Erfolg gekrönt ist, gibt es grund­le­gen­des zu beden­ken. “Nicht jeder Mensch hat Zeit, Geduld oder ist mit einem grü­nen Dau­men aus­ge­stat­tet”, sagt Rust. Er emp­fiehlt Neu­lin­gen, bevor sie sich in Kos­ten stür­zen, sich ein schnel­les Erfolgs­er­leb­nis mit Kres­se zu ver­schaf­fen. “Die­se wächst auf ange­feuch­te­ter Wat­te oder Fil­ter­pa­pier an und ist schon nach drei bis vier Tagen fer­tig”. Kres­se schmeckt zum Käse­brot und in Sala­ten, und wer auf den Geschmack gekom­men ist, kann sich Anzucht­scha­len mit klei­nen Sie­ben zule­gen (2,50 €). Bei der ein­fa­chen Kon­struk­ti­on wächst Kres­se ohne Erde auf einem Sieb und kann direkt abge­ern­tet wer­den. Übri­gens: Auch die Wur­zeln kön­nen mit­ge­ges­sen werden.

A und O für die Anzucht

Ist die­ses Expe­ri­ment gelun­gen, die Lust auf mehr immer noch da, sind Samen, Blu­men­er­de und Töp­fe anzu­schaf­fen. Die Aus­wahl der Gewür­ze zur Topf-Anzucht wird den Koch­ge­wohn­hei­ten und dem Geschmack ent­spre­chen. “Anfän­ger soll­ten sich zunächst auf ein bis zwei Pflan­zen beschrän­ken”, emp­fiehlt Rust. Gewür­ze wie Peter­si­lie, Dill oder Basi­li­kum eig­nen sich gut, um ers­te Erfah­run­gen sam­meln. Klei­ne und grö­ße­re Ton­töp­fe und sogar Joghurt­be­cher kön­nen für die Anzucht ver­wen­det wer­den. Wich­tig: Im Boden muss sich immer ein Loch befin­den, damit das Was­ser ablau­fen kann. Stau­näs­se bringt jeden Keim­ling um. “Die Wahl der Blu­men­er­de soll­te nicht auf die bil­ligs­te fal­len”, sagt Rust, “denn die­se bestehen oft nur aus Torf­mulch, der viel Was­ser saugt und leicht sau­er wird”. Am bes­ten ist Blu­men­er­de aus dem Fach­han­del. Die­se kann im Ver­hält­nis 2/​3 Blu­men­er­de, 1/​3 gel­ber Sand in die Töp­fe gefüllt wer­den. Der Sand sorgt für bes­se­re Wasserdurchlässigkeit.

Standort

Die Töp­fe soll­ten an einem West-oder Ost­fens­ter auf­ge­stellt wer­den. Süd­fens­ter mit ihrer direk­ten Son­ne sor­gen zu schnell für gro­ße Hit­ze, die die zar­ten Keim­lin­ge den Gar­aus macht. Sie trock­nen aus und spä­te­re Wäs­se­rung bringt kei­ne Wie­der­be­le­bung. Mäßi­ge Hei­zungs­luft hin­ge­gen scha­det Keim­lin­gen nicht. Wer für eine gleich­mä­ßi­ge Keim-Tem­pe­ra­tur und Luft­feuch­tig­keit sor­gen möch­te, kann sich ein klei­nes Gewächs­häu­ser für die Fens­ter­bank kaufen.

Feucht aber nicht nass

Beim Ein­pflan­zen der Samen (sehr spar­sam ver­tei­len) in die Erde gilt die Faust­re­gel: Dop­pelt soviel Erde über die Samen geben, wie sie dick sind. Das kann bei sehr fei­nen Samen ein Pro­blem sein, hier wird wirk­lich nur sehr wenig Erde über die Samen gestreut. Für das Kei­men ist Feuch­tig­keit lebens­wich­tig. Mit einem Feuch­tig­keits­spen­der wer­den die Keim­lin­ge mit feins­tem Strahl besprüht. Berufs­tä­ti­ge wer­den mor­gens und abends ein­mal nach ihren Schütz­lin­gen sehen. Für Anfän­ger ist die bestän­di­ge Feuch­tig­keit die größ­te Schwie­rig­keit, denn sie darf nicht in Näs­se umschla­gen. Als Feuch­tig­keits­test eig­net sich ein Dau­men­druck in die Erde. Sie muss sich feucht anfüh­len, es darf jedoch auf kei­nen Fall Was­ser zusammenlaufen.

Mit Geduld wer­den inner­halb einer bis zwei Wochen die Keim­lin­ge auf­ge­hen. Wenn sie grö­ßer wer­den, muss dafür gesorgt wer­den, dass sie Platz haben. “Die schwächs­ten Keim­lin­ge wer­den gezo­gen, damit die stär­ke­ren wach­sen kön­nen”, so Rust. Die gezo­ge­nen Keim­lin­ge kön­nen schon als Küchen­kräu­ter ver­wen­det wer­den, sie haben schon jede Men­ge Geschmack. Wenn die Pflan­zen so groß gewor­den sind, dass sie ein bis zwei Blät­ter ent­wi­ckelt haben bekom­men sie wie­der­um einen grö­ße­ren Topf. Wegen der Boden­frost­ge­fahr kön­nen die Gewürz­pflan­zen erst nach Eis­hei­li­gen nach drau­ßen in Gar­ten oder Bal­kon umge­pflanzt wer­den. Damit es spä­ter kei­ne Ent­täu­schun­gen gibt, soll­te bei der Wahl des Stand­or­tes noch ein­mal auf die Keim­tü­ten geschaut wer­den. Jede Pflan­ze gedeiht nur dann präch­tig, wenn ihre Vor­lie­ben bezüg­lich Son­ne, Boden­be­schaf­fen­heit und Feuch­tig­keit bedacht wer­den. Sie ist dann auch viel bes­ser gegen Schäd­lin­ge gefeiht.

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (2004).
Quel­len
Inter­view mit Ste­fan Rust, Gar­ten­kus­tos Bota­ni­scher Gar­ten Hamburg.
wei­te­re Infos
1. Vor­be­rei­tun­gen für Kräu­ter­gar­ten und ‑Bal­kon
3. Aus­saat und Jungpflanzen
4. Gar­ten­freu­den im Frühsommer
5. Hoch­som­mer: Erntezeit
6. Herbst­zeit
7. Zeit des Rückzugs

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