Zahnbleiwurzel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Zahn­blei­wurzel, Plum­ba­go euro­paea, L. [Ple­nk, pl. med. tab. 95] mit sten­gel­um­fas­sen­den, lan­zet­för­mi­gen, rau­hen Blät­tern; ein im süd­li­chen Euro­pa auf trock­nem Boden an den Rän­dern der Vieh­wei­den und in Wein­ber­gen ein­hei­mi­sches, etwa drei Fuß hohes Kraut mit mehr­jäh­ri­ger Wur­zel, wel­che spät im Jah­re pur­pur­farb­ne, selt­ner wei­ße Blu­men in unsern Gär­ten trägt.

Das Kraut hat eben so wie die bei jun­gen Pflan­zen ein­fa­che, lan­ge, wei­ße, einen Fin­ger dicke, bei ältern aber aus meh­rern dicken, flei­schi­gen Zasern oder Aes­ten bestehen­de star­krie­chen­de Wur­zel (Hb. Rad. Den­tel­la­riae, Den­til­la­riae, Plum­ba­gi­nis, Her­ba St. Anto­nii) einen fres­send bren­nen­den Geschmack, am meis­ten lez­te­re, wel­che gekau­et einen häu­fi­gen Aus­fluß des Spei­chels erregt und auf die­se Art nicht sel­ten eini­ge Arten Zahn­weh geheilt hat. Dieß soll selbst das auf die Hand­wur­zel auf­ge­bun­de­ne, ja selbst das blos in der Hand gehal­te­ne (?) Kraut bewir­ken. Das Kau­en aber ist bei einer so hef­tig wir­ken­den Wur­zel nicht anzu­ra­then, wovon die blos damit gerie­be­ne Haut schnell in Bla­sen erho­ben wird, sich ent­zün­det, und in Geschwü­re aus­ar­tet. Die­ser fres­sen­den Eigen­schaft zufol­ge hat man sie als ein sehr wirk­sa­mes äu-sse­res Heil­mit­tel der durch Anste­ckung sich fort­pflan­zen­den Krät­ze befun­den. Zu die­sem Behu­fe wer­den zwei bis drei Hän­de voll fri­scher Wur­zeln im Mör­sel zer­quetscht, und mit einem Pfun­de kochend­hei­ßem Oele ver­mischt; das Gemisch wird aus­ge­preßt und mit dem Res­te in der Lein­wand, zu einem Kno­ten gebun­den und in das aus­ge­preß­te Oel getaucht, wird der krät­zi­ge Kör­per berie­ben. Oder die gepül­ver­te, trock­ne Wur­zel wird mit Oel gekocht, das Gemisch aus­ge­preßt und mit dem Kno­ten, der den Rück­stand ent­hält, und in das Oel, dem man Pul­ver von der Wur­zel bei­gemischt hat, getaucht wor­den, der krät­zi­ge Kör­per berie­ben, zwei­mahl täg­lich. Erst pflegt sich der Aus­schlag zu ver­meh­ren, und dann trock­net er ab, ohne Rück­fall, ohne ein zu befürch­ten­des soge­nann­tes Zurück­trei­ben. Auf glei­che Art kann man sich des Krau­tes zu der­sel­ben Absicht bedie­nen. Selbst den Kopf­grind und den offe­nen Krebs will man durch das mit Blei­wurzel auf­ge­gos­se­ne Oel in meh­rern Fäl­len geheilt haben, mit­telst täg­lich drei­mah­li­ger Bestrei­chung. Die­se Pflan­ze ver­dient alle Ach­tung, aber auch Vorsicht.